Märkte

WTI-Ölpreis fällt unter 80 Dollar – statt Risiken Fokus auf Nachfrage

Der Ölpreis fällt, und das trotz der Kürzungs-Bestätigung von Saudis und Russen. Der Markt fokussiert jetzt das Thema "Konjunkturschwäche".

Dass Saudi-Arabien und Russland gerade erst ihre Fördermengenkürzungen bei Öl erneut verlängert haben, und dass der Israel-Hamas-Krieg wütet und für geopolitische Risiken sorgt, wird aktuell völlig ausgeblendet am Ölmarkt. Der amerikanische WTI-Ölpreis fällt aktuell unter die 80 Dollar-Marke auf 79,88 Dollar. Damit sehen wir nun ein um 3 Dollar tieferes Preisniveau als direkt vor dem Angriff der Hamas auf Israel vor vier Wochen. Bei Verknappungsangst um Öl aus dem Nahen Osten war der Ölpreis zeitweise gestiegen, jetzt aber notiert er wie gesagt spürbar tiefer. Der Markt scheint sich auf andere Faktoren zu fokussieren.

Ölpreis-Kursverlauf seit Ende September

Ölpreis fällt – schwankende Nachfrage überwiegt saudische und russische Lieferkürzungen

Der Ölpreis sinkt, weil die unsicheren Nachfrageaussichten und die erneuten Zweifel daran, ob die Federal Reserve die Straffung der Geldpolitik beendet hat, die Verlängerung der Angebotskürzungen durch Saudi-Arabien und Russland überwiegen, so schätzt Bloomberg die aktuelle Lage am Ölmarkt ein. Die OPEC+-Schwergewichte hatten am Wochenende angekündigt, dass sie die Förderkürzungen von mehr als 1 Million Barrel pro Tag bis zum Jahresende verlängern würden. Die breiteren Finanzmärkte gaben nach und der Dollar legte zu, nachdem ein Fed-Direktor erklärt hatte, es sei noch zu früh, den Sieg über die Inflation zu verkünden.

Der Ölpreis kämpft darum eine Richtung zu finden, nachdem er seine Gewinne nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober wieder abgegeben hat, wobei der Konflikt die Lieferungen aus dem Nahen Osten, aus dem etwa ein Drittel des weltweiten Ölbedarfs stammt, noch nicht bedroht. Saudi-Arabien und Russland halten angesichts der unsicheren Nachfrageaussichten für China und Europa das Angebot fest im Griff.

„Der Markt blendet das Risiko einer Störung durch erhöhte geopolitische Risiken völlig aus“, so Daniel Hynes, Rohstoffstratege bei ANZ Group Holdings Ltd. „Es gibt jedoch kaum Veränderungen bei den Fundamentaldaten, die eine Orientierung für den physischen Markt bieten könnten.“

Laut Wood Mackenzie Ltd. belastet das schwache Wirtschaftswachstum in Europa das verarbeitende Gewerbe und senkt die Nachfrage nach Diesel und Naphtha. In China könnten die staatlichen Ölraffinerien aufgrund sinkender Margen gezwungen sein, ihre Betriebsraten zu senken, so der Branchenberater OilChem.

Offizielle Daten zeigen aber, dass die chinesischen Rohölimporte im Oktober gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind. Zahlen aus den USA könnten im Laufe des Dienstags weitere Hinweise auf die Nachfragesituation liefern, da das von der Industrie finanzierte American Petroleum Institute seine Schätzung der Lagerbestände und die Energy Information Administration ihren monatlichen Energieausblick bekannt geben wird.

Kommentar

FMW: Wenn die Schwäche im Ölpreis so anhält, zeigt das: Der Markt spielt eher die Karte „Konjunkturschwäche“ in den westlichen Industrienationen und in  China, was weniger Ölnachfrage bedeuten würde. Aber man sollte auf Sicht von mehreren Wochen die Entschlossenheit gerade von Saudi-Arabien nicht unterschätzen. Beobachtet man seit Jahren den Ölmarkt, dann sieht man immer wieder, dass die Saudis „aktiv managen“. Wollen sie unbedingt höhere Ölpreise, könnten sie ihre Fördermengenkürzungen von der Menge her ausweiten! Das wäre dann ein Signal für einen steigenden Ölpreis. Also Obacht!

FMW/Bloomberg/Chart TradingView



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

3 Kommentare

  1. Auf die Idee unsinnige Kriege zu beenden oder die Finanzierung des weltweiten Terror zu stoppen und friedlich mit der Welt zusammenarbeiten, damit das Verbrauchervertrauen und damit durch eine boomende Wirtschaft auch die Ölnachfrage steigt, kommen diese Staaten nicht? Na dann kürzt mal weiter, Race to the Bottom!

  2. Hatte FMW nicht wochenlang vor einem weiteren Inflationsanstieg 2023 in den USA gewarnt, weil die Ölpreise gestiegen sind? Und jetzt ist der Ölpreis für WTI sogar von 93 Dollar im September auf aktuell 80 Dollar gefallen. Das Gegenteil ist damit der Fall, die nächsten Inflationsdaten Mitte November werden fallen. Außerdem ist das Thema Lohnerhöhungen aufgrund der Streikfolgen noch gar kein Thema. André Stagge hat doch gestern total übertrieben mit seinen Lohnanstiegen, plakativ von 25 oder 30 Prozent. Das ist die Summe auf mehrere Jahre verteilt. Der US-Industrie steht schon das Wasser bis zu Hals. Die Folgen werden Entlassungen sein und Produktionsverlagerungen nach Mexiko u.ä.

  3. In einem aktuellen n-tv-Teletext heißt es: „Saudi-Arabien“ drosselt Ölförderung „erneut“. Somit steht/stand dort nicht weiterhin, aber auch nicht zusätzlich. Hm.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage