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Fördermengenkürzungen Saudi-Arabien und Russland mit knallharter Öl-Politik

Saudi-Arabien und Russland haben ihre Öl-Fördermengen seit 4 Monaten verknappt. Jetzt gab es eine klare Ansagen an den Ölmarkt.

Öl-Pumpen
Öl-Pumpen. Photographer: Andrey Rudakov/Bloomberg

Seit Juli entziehen Russland und Saudi-Arabien dem globalen Ölmarkt mehr als 1 Million Barrels Öl pro Tag. Die Intention war klar: Verknapptes Angebot erhöht den Ölpreis. Anfang Juli lag WTI-Öl noch bei 70 Dollar, jetzt bei 81,55 Dollar (siehe TradingView Chart). Und beide Länder brauchen offenkundig höhere Ölpreise – Russland zur Finanzierung des Ukraine-Kriegs, die Saudis für ihren Staatshaushalt. Mehrmals gab es seit Juli Vermutungen, dass diese Fördermengenkürzungen wieder aufgehoben werden. Und mehrmals haben die beiden ihre Politik strikt durchgehalten. Gestern haben die beiden Länder ein klares Signal an die Märkte gegeben.

Ölpreis-Verlauf seit Beginn der Fördermengenkürzungen von Saudi-Arabien und Russland

Saudi-Arabien und Russland halten an Öl-Mengenkürzungen fest

Saudi-Arabien und Russland haben bekräftigt, dass sie trotz der Unruhen im Nahen Osten, die die Weltmärkte in Aufruhr versetzen, an der Drosselung der Ölversorgung um mehr als 1 Million Barrel pro Tag bis Ende des Jahres festhalten werden. Die Staats- und Regierungschefs der OPEC+-Koalition gaben diese Pläne laut Bloomberg in getrennten offiziellen Erklärungen bekannt. Saudi-Arabien hat die tägliche Rohölproduktion um 1 Million Barrel gesenkt, und Moskau drosselt die Ausfuhren um 300.000 Barrel, zusätzlich zu früheren Kürzungen, die mit anderen OPEC+-Ländern vereinbart wurden.

Saudi-Arabien wird seine Produktionsmengen im nächsten Monat überprüfen und erwägen, „die Kürzung zu verlängern, zu vertiefen oder die Produktion zu erhöhen“, heißt es in einer Erklärung der saudischen Presseagentur. Der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Novak schloss sich den saudischen Äußerungen zur künftigen Förderpolitik in einer separaten Erklärung an. Die Ölpreise schwankten in den letzten Wochen aufgrund der Befürchtung, dass der Konflikt zwischen Israel und der Hamas zu einem größeren regionalen Konflikt eskalieren könnte, in den auch der wichtige Rohölproduzent Iran verwickelt ist.

Israel-Hamas-Konflikt im Blick

Ein breiterer Konflikt könnte die Saudis und Russland dazu veranlassen, ihre geplanten Kürzungen zu revidieren, so die Internationale Energieagentur, die vor den Risiken warnt, die hohe Kraftstoffpreise für die Inflation und die Weltwirtschaft darstellen. Bis auf Weiteres scheinen die OPEC und ihre Partner jedoch darauf bedacht zu sein, die Versorgung an der kurzen Leine zu halten.

100 Dollar benötigt

Nach Angaben von Bloomberg Economics benötigen die Saudis möglicherweise Ölpreise von bis zu 100 US-Dollar, um teure Projekte wie die futuristische Stadt Neom und den Kauf hochkarätiger Fußballer und Golfer für die heimischen Sportfranchises zu finanzieren. Präsident Wladimir Putin benötigt derweil die Erdöleinnahmen, um seinen Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren. Letzten Monat erklärte der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman auf der Konferenz der Future Investment Initiative in Riad, dass die Ölmarktstrategie des Königreichs funktioniert.

Gründe für ein weiteres Beibehalten der Kürzungen

Saudi-Arabien könnte auch durch die Anzeichen einer Abschwächung der physischen Ölmärkte motiviert sein, seinen Kurs beizubehalten. Die Gewinne bei der Herstellung von Kraftstoffen sind rückläufig, und hohe Frachtkosten erschweren den Transport von Rohöl zwischen verschiedenen Regionen. Der von der Branche weithin erwartete drastische Abbau der Lagerbestände ist nach Beobachtungen von Goldman Sachs Group noch nicht eingetreten.

Laut der Beratungsfirma Eurasia Group könnten die Saudis gezwungen sein, ihre einseitige Förderkürzung von 1 Million Barrel pro Tag bis 2024 zu verlängern, da sich die Marktbedingungen weiter verschlechtern. Die IEA sagt voraus, dass Anfang nächsten Jahres ein neuer Angebotsüberschuss entstehen wird, da sich das Nachfragewachstum stark verlangsamt. Die gesamte 23-Nationen-Koalition der OPEC+ wird am 26. November eine Ministertagung abhalten, um die Politik für 2024 zu überprüfen.

Kommentar

FMW: Wird der Ölpreis in den nächsten Wochen nicht spürbar ansteigen, könnten Saudi-Arabien und Russland womöglich auch noch im Januar, Februar usw die Fördermengen weiterhin verknappen, um den Preisanstieg sozusagen zu erzwingen. Kommen Rückgänge bei der Ölnachfrage hinzu, könnten die beiden Öl-Giganten ihre Kürzungen sogar noch ausweiten.

FMW/Bloomberg



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11 Kommentare

  1. Bundeskanzler a.D. Dr. Gerhard Schröder erklärte einmal auf einem Rohstoffkongress, daß er sich im Nahen und Mittleren Osten nachhaltig für einen fairen Ölpreis einsetzte.

  2. So, knallhart sind Saudi Arabien und Russland
    und wie weich oder auch knallhart sind die USA ?
    Man braucht nur an die LNG Preise für ihre Freunde denken.

    Nebenbei : Geschäftsleute werden immer als knallhart bezeichnet wenn sie Geschäfte machen wollen. Und das wollen die bei VW, Mercedes, BASF etc. bestimmt auch und die werden nicht minder knallhart sein.
    Dieses Wort dient hier eher zum framing, hat so den Geruch des unsozialen, des unmenschlichen.

  3. Dem kann ich nur zustimmen. So erzeugt man Stimmung in eine Richtung aber leider im negativer Sinne.So ist es mit unseren Zeitungen täglich.,dann wundert man sich das sich die Leute abwenden und sagen,die bestelle ich ab.

    1. Ja, den Krampf lese ich schon seit Jahren nicht mehr. Höchstens wenn mal auf einen Artikel verwiesen wird. Man hörts ja auch in den TV Nachrichten. Aber dafür zahlen ??? für dass regierungstreue Schreiben ? – nicht im Traum.
      Als Helmut Schmidt noch Herausgeber der ZEIT war konnte man das Blatt noch lesen.
      Deswegen werden diese Medien auch mit Subventionen gestützt. Geheim natürlich. Bzw. man benannte es Zuschuss für die Abonnentenzustellung – allerdings mit freier Verfügung für die Verlage.
      Im Grunde würde die Hälfte der Printmedien genügen. Dann wären auch Menschen frei die dem ausgelutschtem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen – sofern die dann überhaupt arbeiten können, weil bisher nur geschrieben wurde.
      Und die GEZ spricht ihre eigene Sprache. Wer eine Zweitwohnung hatte (Wochenendheimfahrer) musste sogar doppelt zahlen. Das läuft dann unter demokratischer Maßnahme.

  4. Wir werden Alternativen für Öl finden. Dann könnt ihr alle im eigenen Öl baden.

    1. Wessen Öl ? von Russland kommt nichts mehr. Und bei der „Goldenen Milliarde“ wie Putin den Westen nennt, wird es auch noch eine Weile dauern.Die Traumtänzer in Deutschland erreichen ihre „Ziele“ längst nicht. Und die Amis verbrauchen ihr eigenes Öl, die Russen auch.
      Und dann kommt der große Rest der Welt.
      Meinen Sie den mit „WIR“ ?

    2. die Alternative zum Öl lautet „keine Chemieindustrie. Und da arbeiten wir ja schon unter Hochdruck dran.

  5. Wieso verteuern wir dann nicht auch Produkte auf die die Saudis angewiesen sind.Muss man nicht verstehen was zuf Zeit abgeht weltweit.Im übrigen kann man Öl nicht essen.Lebensmittel die dort im Land benötigt werden schon.Die Saudis sind auf uns genauso angewiesen.Die Politiker raffen das anscheinend nur nicht.

    1. was ist den das für ein Wunschdenken. Wenn wir es nicht liefert, liefert es China, die USA oder der Rest der Welt nach Saudi-Arabien. Die Arabische Welt braucht uns schon lange nicht mehr.

    2. und der Iran , Irak, Ägypten oder die Türkei können keine Lebensmittel liefern?

  6. Und da hat der Herr Wener Sinn behauptet das wenn nicht wir das Öl verbrauchen es die Entwicklungsländer verbrauchen. Das sollte uns weiter zum einsparen ermuntern.

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