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März jetzt wohl endgültig vom Tisch Zinsen: Fed-Mitglied nennt Grund, warum sie länger hoch bleiben

Der "neutrale Zins" und seine Bedeutung

Zinsen Fed-Mitglied begründet

Für die Märkte ist die Frage zentral, wann und wie of die US-Notenbank Fed die Zinsen senken wird – zumal starke Wirtschaftsdaten wie die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag und die heute veröffentlichten ISM-Service-Daten die Zinswende in immer weitere Ferne zu rücken scheinen. Stark steigende Löhne bei den US-Arbeitsmarktdaten und eine stark steigende Preis-Komponente beim ISM Service-Index machen eine Zinswende immer unwahrscheinlicher.

Fed-Mitglied Kashkari: Warum die Zinsen erst später sinken könnten

Der Präsident der Federal Reserve Bank of Minneapolis, Neel Kashkari, sagte, die US-Notenbanker hätten Zeit, die kommenden Daten zu bewerten, bevor sie die Zinsen senken, und verwies auf die Veränderungen in der Wirtschaft nach der Pandemie. Darüber berichtet Bloomberg.

„Es ist möglich, dass zumindest während der Erholungsphase nach der Pandemie die politische Haltung, die neutral ist, zugenommen hat“, schrieb Kashkari in einem Essay, der am Montag auf der Website der Bank veröffentlicht wurde. „Das gibt dem FOMC Zeit, die anstehenden Wirtschaftsdaten zu bewerten, bevor es mit der Senkung der Zinsen beginnt, wobei das Risiko geringer ist, dass eine zu straffe Politik die wirtschaftliche Erholung zum Scheitern bringt.“

Die Fed hat die Zinsen seit Juli unverändert gelassen, da die Inflation stetig gesunken ist. Fed-Vertreter haben angedeutet, dass sie für eine Senkung dder Zinsen in diesem Jahr offen sind, obwohl sie signalisiert haben, dass sie es nicht eilig haben, dies zu tun.

Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell sagte in einem am Donnerstag geführten Interview mit der CBS-Sendung 60 Minutes, das am Sonntagabend ausgestrahlt wurde, dass die US-Notenbanker mit einer Zinssenkung wahrscheinlich über den März hinaus warten werden. Er wiederholte vor einem breiten Publikum, dass die Fed mehr Wirtschaftsdaten sehen wolle, um sicherzustellen, dass die Inflation auf einem nachhaltigen Weg zu ihrem 2%-Ziel ist.

Kashkari zufolge haben eher angebotsseitige Faktoren als die Geldpolitik dazu beigetragen, die Inflation in die Nähe des 2%-Ziels der Fed zu bringen. Beweise dafür sind unter anderem ein robustes Wachstum und ein starker Arbeitsmarkt.

Dennoch hätten die Erhöhungen der Zinsen eine „enorm wichtige“ Rolle dabei gespielt, die langfristigen Inflationserwartungen niedrig zu halten.

Kashkari, der in diesem Jahr nicht über die Geldpolitik abstimmen wird, schrieb eine Reihe von Aufsätzen in den Jahren 2022 und 2023, als die Fed ihre Geldpolitik straffte, um die Inflation zu kühlen.

In einem im September veröffentlichten Aufsatz gab er der Fed eine 60-prozentige Chance, eine weiche Landung zu erreichen. Kashkari warnte aber auch vor einem Szenario, in dem sich die Inflation verfestigen könnte, so dass die Fed gezwungen wäre, ihre Politik weiter zu straffen, um die Preisstabilität vollständig wiederherzustellen.

Fortschritte bei der Inflation

Der Index der persönlichen Konsumausgaben abzüglich der Lebensmittel- und Energiepreise – die bevorzugte Messgröße der Fed für die zugrunde liegende Inflation – sank im Dezember auf ein fast dreijähriges Tief von 2,9%. Auf sechsmonatiger Jahresbasis stieg die Kennzahl um 1,9% und lag damit unter dem Ziel der Fed von 2 %.

Gleichzeitig ist die Arbeitslosenquote auf einem Mehrjahrzehntstief geblieben, und die starke Nachfrage der Verbraucher hat zu einem gesunden Wachstum geführt.

„Diese Datenkonstellation deutet für mich darauf hin, dass der derzeitige geldpolitische Kurs, der wiederum das aktuelle Niveau und die erwarteten Pfade des Leitzinses und der Bilanz umfasst, möglicherweise nicht so straff ist, wie wir angesichts des niedrigen neutralen Zinsumfelds vor der Pandemie angenommen hätten“, schrieb Kashkari.

Politische Entscheidungsträger und Ökonomen haben die Theorie aufgestellt, dass der neutrale Zinssatz – also ein Zinssatz, der weder die Wirtschaft bremst noch stimuliert und der nicht gemessen werden kann – jetzt höher sein könnte als vor der Pandemie, was effektiv bedeutet, dass der aktuelle Leitzins gar nicht so restriktiv ist, wie er es vorher gewesen wäre.

FMW/Bloomberg

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2 Kommentare

  1. es wird immer offensichtlicher, dass das aktuelle zinsniveau (zumindets in den usa) nicht effektiv genug ist. der versuch sich beim waschen nicht nass zu machen funktioniert nur in der welt der illusionäre, die derzeit die indizes treiben. und das geopolitische umfeld ist mit seinem inflationspotential on top nicht ansatzweise berücksichtigt!

    das könnte wegen dieses halbherzigen versuchs eine jahrhundertinflation mit hyperkomplexen und tw. permanenten auslösern in diesem umfeld wieder nur aus dem angstgetriebenen versuch eines schmerzlosen softlandings einzufangen, ein potentiell richtig böses ende nehmen. denn solche exzesse werden nicht schmerzlos vorbei gehen. es werden jene richtigen schiffbruch erleiden die glauben, sie können nicht ein kapitalistisches system mit der geldpolitischen manipulation (insb. im beewrtungssystem der assets im bankensystem) mit dessen grundgesetzen auf dauer austricksen. dafür ist das zu komplex – selbst das beste finance ingenieering ist nur so gut wie seine (bisherige) datengrundlage/erfahrungen und deren nie fehlerfreien schlüsse/erkenntnisse bzw. umsetzungsinstrumente. die sind gezwungenermaßen immer „hinten nach“ und es gibt wie jede(r) bei medikamenten selbst erfahren hat, keine wirkung ohne nebenwirkung.

    platitüden, richtig. aber ich garantiere einen wahrheitsgehalt der mittel-/langfristig ausreichend ist.

  2. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Na ja die Märkte gehen trotzdem von weiteren Zinssenkungen aus. Sonst würden die Renditen der Langläufer nicht so unter Druck kommen.

    Wenn man sein Geld verleiht, so will man dafür Rendite. Je mehr, je besser. Erst recht im Zeitalter der permanenten Teuerung.

    Wenn aber gleichzeitig die Notenbanken in die Preisbildung eingreifen, dann ist das wenig hilfreich für die sicherheitsorientierten Anleger.

    Denn die Notenbanken sind zum wichtigsten Player an den Märkten geworden, zumindest an den für die Anleihen.
    Indem sie ständig, auslaufende Anleihen durch neue ersetzen, greifen sie in die Preisbildung ein. Sie treten nämlich als zusätzlicher Käufer auf und das drückt dann die jeweilige Umlaufrendite nach unten.
    Waffengleichheit zwischen Bullen und Bären bestünde erst, wenn das Vorkrisenniveau vom Frühjahr 2007 wieder erreicht wäre.
    Es ist aber nicht abzusehen, das dies je passiert.
    Im konkreten Fall, wo die richtungsweisende Zehnjährige Richtung der 4 Prozent Marke geht, von 5 Prozent kommend in 23,dann geht der Markt von kommenden Zinssenkungen aus.
    Sonst würde man höhere Zinsen verlangen. Mindestens in Richtung des aktuellen Leitzinses von 5,25 bis 5,5 Prozent.
    Niedrigere Zinsen bei den Langläufern verlangen die Marktteilnehmer eigentlich nur, wenn sie von kommenden Zinssenkungen ausgehen.
    Sie sagen sich dann zurecht, wir nehmen jetzt die 4 Prozentpunkte schnell mal mit, wir wissen ja nicht, was morgen ist.
    Startet die FED dann wieder ein neues QE oder senkt die Zinsen wieder auf Null, bei denen ist ja alles möglich.
    Das hat uns die jüngste Vergangenheit gezeigt. Also geben wir uns mit den 4 Prozent zufrieden, ist besser als nichts.
    So denken die sicherheitsorientierten Anleger.
    Das ist ihnen auch nicht zu verübeln, sie sind in den langen Jahren der Niedrigzinspolitik entsprechend konditioniert worden.
    Das ist tief in den Köpfen verankert.

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