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Märkte ignorieren Aussagen von Lagarde Zinsen: Märkte wetten trotz EZB-Aussagen auf starke Senkungen

Mißtrauensvorum gegen Lagarde und Co

ZInsen EZB Senkungen

Händler haben ihre Wetten auf das Ausmaß der von der EZB erwarteten Senkungen der Zinsen erhöht – und das obwohl Präsidentin Christine Lagarde sagte, es sei noch zu früh, um einen solchen Schritt zu diskutieren.

Märke glauben Aussagen von EZB-Chefin Lagarde nicht, dass Zinsen erst ab Sommer sinken

Laut Swaps, die an die Sitzungen der Zentralbanken gekoppelt sind, gehen die Geldmärkte nun davon aus, dass die Zinsen bis Juni um mehr als 50 Basispunkte (0,5%) gesenkt werden, verglichen mit 42 Basispunkten am Donnerstag zuvor. Die Wahrscheinlichkeit einer Senkung der Zinsen um einen Viertelpunkt bereits im April stieg von zuvor 60% auf nun 80%. Das berichtet Bloomberg.

Die Notenbanker der EZB hielten den Einlagensatz am Donnerstag erwartungsgemäß bei 4% und räumten ein, dass die Inflation weiterhin rückläufig ist, wobei der Anstieg im Dezember schwächer ausfiel als erwartet. Lagarde bekräftigte später ihre Äußerungen, dass die Zinsen erst ab dem Sommer gesenkt werden könnten.

„Ich bleibe auf jeden Fall dabei“, sagte Lagarde am Donnerstag vor Reportern in Frankfurt und bezog sich dabei auf Äußerungen in der vergangenen Woche in Davos, wo sie diesen Zeitplan als „wahrscheinlich“ bezeichnet hatte.

Deutsche Anleihen bauten nach Lagardes Rede ihre Gewinne aus, wobei die Rendite zweijähriger Anleihen – die am stärksten auf die Geldpolitik reagieren – um acht Basispunkte auf 2,63% fiel. Der Euro wurde 0,2 % niedriger bei 1,0861 Dollar gehandelt.

Die Märkte gehen nun davon aus, dass die Zinsen in diesem Jahr um etwa 140 Basispunkte (1,4%) gesenkt werden, nachdem sie zuvor noch von nur 130 Basispunkten (1,3%) ausgegangen waren. Das bedeutet, dass fünf Senkungen um jeweils einen Viertelpunkt bereits vollständig eingepreist sind und die Wahrscheinlichkeit für eine sechste Senkung der Zinsen bei 60% liegt.

EZB Zinsen Märkte glauben nicht

Analysten skeptisch gegenüber Erwartung der Märkte

Sind die Erwartungen der Märkte übertrieben? Einige Analysten sehen das so.

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, kommentiert:

„Auf der heutigen Pressekonferenz hat EZB-Präsidentin Lagarde zum ersten Mal eine Stabilisierung beim Lohnwachstum festgestellt. Insofern hat sie einen Trippelschritt in Richtung Zinssenkung gemacht. Aber ansonsten hielt der EZB-Rat an seiner Einschätzung fest, dass eine Diskussion über Zinssenkungen verfrüht sei. Wir erwarten den ersten Zinsschritt weiter erst im Juni, gefolgt von zwei weiteren Schritten um jeweils 25 Basispunkte im zweiten Halbjahr. Wir rechnen mit deutlich weniger Zinssenkungen als die Terminmärkte, weil wir das Inflationsproblem nicht zuletzt wegen der hohen Lohnsteigerungen noch nicht für gelöst halten.“

Auch Jan Felix Gloeckner, Senior Investment Specialist bei Insight Investment, ist skeptisch gegenüber frühen und schnellen Senkungen der Zinsen::

„In einer Entscheidung, die niemanden überraschte, beließ die EZB die Zinssätze wie erwartet unverändert und bekräftigte, dass die Zinssätze bereits auf einem Niveau seien, das ausreiche, um einen „substanziellen Beitrag“ zur Rückkehr der Inflation zum Ziel zu leisten. Da die Auswirkungen der vorherigen Straffung noch nicht in vollem Umfang auf das Wachstum durchschlagen, glauben wir, dass der nächste Schritt eine Lockerung sein wird, aber die Frage ist, wann. Die aktuellen Marktpreise scheinen übertrieben zu sein, da ein aggressiver Lockerungszyklus eingepreist ist und einige Spekulationen darauf hindeuten, dass die erste Zinssenkung bereits im April erfolgen könnte. Solange die Inflationsdaten nicht deutlich nach unten überraschen, wird die Bank unserer Meinung nach vorsichtig bleiben und wahrscheinlich nicht vor dem Sommer mit der Senkung beginnen“.

FMW/Bloomberg

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1 Kommentar

  1. es ist schon interessant wie es big money offensichtlich gelingt die angeblich höchste instanzen der geldpolitik am nasenring durch die manege zu führen. es scheint relativ egal zu sein was sie dovish/hawkisch oder irgendwas dazwischen von sich geben – der markt macht daraus was ihm zu (unfundiert) steigenden kursen verhilft. typisch für einen crack-up boom.

    ich bin gespannt, ob sie sich den damit verbundenen gegenkräfte inflationsdämpfender maßnahmen der notenbanker durch ein defacto notenbankunabhängiges quatitative easing irgendwann entgegenstellen, oder das alles ein abgekartetes spiel ist um permanent höhere inflation zu etablieren. der märz wird ein ausgesprochen spannender monat werden in dem klar wird, ob der kleine mann über das nächsten jahrzehnt (bis zu einer dann notwendigen währungsreform) durch enteignung an die schlachtbank geführt wird.

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