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Monsanto-Übernahme: Sinnhaftigkeit, Gründe & Auswirkungen

Von Claudio Kummerfeld

Bayer will sich die Monsanto-Übernahme 62 Milliarden US-Dollar kosten lassen. Zunächst einmal bedeutet das für Bayer eine Kapitalerhöhung (Ausgabe neuer Aktien / die Aktionäre jubeln schon?), womit man nach eigenen Angaben 1/4 der Monsanto-Übernahme finanzieren will. Für den Rest wird Bayer Schulden machen bzw. versuchen aus dem laufenden Cash Flow Geld abzusaugen. Angeheuert für die Finanzierung hat man die Bank of America ML, Credit Suisse und Rothschild (die böse Weltverschwörungsbank?). Bayer-Finanzvorstand erwähnte heute im Zusammenhang mit dem Thema „Schuldenfinanzierte Monsanto-Übernahme“ das Wort „Entschuldungs-Disziplin“, womit man bei Bayer viel Erfahrung habe.

Monsanto-Übernahme
Die Monsanto-Aktie seit 2005.

Am Freitag hatten wir noch gemutmaßt ob Bayer mit seinem Übernahmeangebot von Monsanto noch darauf warten wird, wie sich die EU und ihre Mitgliedsstaaten in Sachen Glyphosat-Zulassung entscheiden. Der Wirkstoff ist enthalten im beliebtesten Pflanzenschutzmittel Roundup, und spült Monsanto weltweit mit 2 Milliarden Dollar (noch) gutes Geld in die Kasse. Aber wie es aussieht, ist es Bayer egal ob Roundup in Europa de facto ab Juni keine weitere Zulassung mehr hat – oder wissen die Herrschaften von Monsanto und Bayer vielleicht etwas über die Entscheidungsprozesse in Brüssel und Berlin, was die Öffentlichkeit noch nicht weiß? Europa und Afrika bringen Monsanto insgesamt nur 12% Umsatzanteil – also wäre ein Aus für Roundup in der EU wohl verkraftbar.

Warum der Deal für Bayer letztlich Sinn macht

Für Bayer macht der Deal abgesehen von Imagedesaster, dass man sich einkauft, durchaus Sinn. Monsanto ist in den USA stark – diesen Markt kauft sich Bayer quasi ein, wo man sich bisher nicht überlappte. Andersrum ist Monsanto in Europa in der großen Relation gesehen immer noch unterrepräsentiert. Außerdem holt Bayer durch Monsanto beim Saatgut kräftig auf. Und letztlich gäbe es da noch ein pragmatisches Argument für die Monsanto-Übernahme: In der Branche grassiert derzeit die Übernahmeflut. Nicht mehr viele, besser gesagt kaum noch geeignete große Übernahmeziele sind übrig geblieben. Besser man kauft jetzt relativ teuer Monsanto als ganz leer auszugehen? „Irgendwann sind alle so groß, dass wir bedeutungslos und angreifbar sind.“ Mag das der Bayer-Vorstand gedacht haben, als er über diesen Deal nachdachte?

Nach der Fusion von Dow Chemical mit DuPont, dem Kauf der Schweizer Syngenta durch den chinesischen Staatskonzern ChemChina und jetzt dem Aufkaufen von Monsanto durch Bayer bleibt BASF alleine und traurig zurück, weil man im Übernahmepoker bisher nichts abbekommen hat. Aber halt, Rettung ist in Sicht. Dow und DuPont verkündeten Ende 2015 nach der erfolgreichen Fusion werde man den neuen gigantischen Konzern in 3 Einzelteile aufspalten, wahrscheinlich im Jahr 2017. Da kann BASF doch nächstes Jahr entspannt zugreifen und sich eines dieser drei filettierten Firmenhäppchen einverleiben. Fast schon lustig, dieses Spielchen von Kauf, Fusion, Aufsplitten und dann wieder Aufkaufen. Das kennt man gerade in den USA aus der Telekom-Branche.

Vorbörslich notiert die Monsanto-Aktie mit +8% um die 109-110 Dollar – wo der Übernahmepreis doch bei 122 Dollar liegen soll. Gibt es am Markt noch Kartell-Bedenken, oder die Befürchtung das Monsanto-Management bzw. Aktionäre könnten sich noch querstellen? Wenn man Monsanto´s Imageprobleme und dazu noch die Umsatzprobleme der Firma sieht, könnte man als Aktionär gut beraten sein so einen schönen Aufschlag von 101 rauf auf 122 Dollar pro Aktie zu akzeptieren – natürlich ändert sich die Perspektive, wenn man als Aktionär die Monsanto-Aktie 2008 oder 2014 mal zu Kursen über 125 Dollar gekauft hat. Aber andererseits: Was passiert bei einem Scheitern der Übernahme? Wohin sackt die Aktie dann wieder ab? Vor dem erstem Gerücht Bayer könnte Monsanto übernehmen stand die Aktie bei 90 Dollar.



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2 Kommentare

  1. Welche Behörden müssen der M&A noch zustimmen?

  2. Glyphosat wird zwar wie andere Herbizide offiziell zu den „Pflanzenschutzmitteln“ gezählt, tatsächlich ist es aber eigentlich das Gegenteil: Es vernichtet sämtliche Grünpflanzen – außer solchen, die gentechnisch resistent gemacht wurden.
    Man sollte also eher von „Allround-Vernichtern“ oder „Genpflanzenschutzmitteln“ sprechen …

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