Gold/Silber

Draghi macht den Euro zur Lira

Ein Gastkommentar von Egmond Haidt

Die kleine Korrektur beim Goldpreis sollte schnell zu Ende gehen: Dafür gibt es eine Menge Gründe. Zuletzt wurde der Goldpreis von den Nachrichten aus Griechenland gestützt. Die neue griechische Regierung strebt einen drastischen Schuldenschnitt an. Dabei hatte noch vor wenigen Monaten alles so „rosig“ ausgehen. Noch Anfang September notierte die am 17. Juli 2017 auslaufende griechische Staatsanleihe (WKN A1ZL72) bei 100 Prozent. Inzwischen ist sie aber auf 72 Prozent abgeschmiert, womit die Zinsen auf 19 Prozent nach oben geschossen sind. Diese Entwicklung belastet den Euro, der auf 1,13 Dollar je Euro abgerutscht ist. Damit rückt das Zwölf-Jahres-Tief von 1,11 Dollar je Euro, das am 23. Januar 2014 markiert worden war, immer näher.

Wie fallen die Dominosteine nach einem Schuldenschnitt Griechenlands?

Etliche Investoren machen sich Sorgen, wie es weitergehen könnte, wenn nach den Griechen auch die Spanier und die Italiener einen Schuldenschnitt fordern sollten. Am vergangenen Wochenende haben zehntausende Spanier in Madrid ein Ende der Sparpolitik gefordert. Bei einem Wahlsieg im Herbst will Pablo Iglesias, der Chef der Partei Podemos (deutsch „Wir können“) einen „rigorosen“ Schuldenschnitt durchsetzen. Der Deal „soll angemessen sein für die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone“, sagte Iglesias. Ende September 2014 hatte Spanien Staatsschulden von 1,02 Billionen Euro. Das sind 96,9 Prozent der Wirtschaftsleistung. Um auf einen Quote von 60 Prozent zu kommen, die langfristig tragbar ist, müsste man einen Schuldenschnitt um fast 400 Mrd. Euro machen. Italien steht mit 2,13 Bio. Euro in der Kreide. Um eine Quote von 60 Prozent zu erreichen, müssten man die Staatsschulden um 1,1 Billionen Euro reduzieren.

Wie sollen aber die europäischen Banken einen Schuldenschnitt überleben? So besitzen beispielsweise die italienischen Banken mehr als 400 Mrd. Euro an italienischen Staatsanleihen. Bei einem Schuldenschnitt würden sich neue Löcher von mehreren hundert Mrd. Euro allein bei den italienischen Banken auftun. Mancher „Experte“ wird sagen, dass die EZB einfach ein paar hundert Mrd. Euro mehr drucken soll, und das Problem sei „gelöst.“ Wo in diesem Szenario der Euro hinfallen sollte, möchte ich mir aber lieber nicht vorstellen. Ein weiterer Verfall des Euro sollte allerdings die physische Nachfrage nach Gold in der Euro-Zone ankurbeln und damit den Preis beflügeln.

Draghi druckt noch mehr Geld als zuvor die Amerikaner

Das größte Problem für den Euro – und damit für Sie und für mich – ist nicht Griechenland, sondern Mario Draghi. Der EZB-Chef hat angekündigt, dass die EZB mindestens bis September 2016 pro Monat 60 Mrd. Euro drucken wird und von der heißen Luft Staatsanleihen, Pfandbriefe und andere Wertpapiere kaufen wird. Das Programm beläuft sich damit hochgerechnet auf 720 Mrd. Euro pro Jahr. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt der Euro-Zone von rund 10 Billionen Euro sind das horrende 7,2 Prozent. Das Programm der EZB ist damit noch gigantischer als das ehemalige der US-Notenbank. Im Jahr 2013 hatte die Fed für 1,02 Billionen Dollar Staats- und Hypothekenanleihen gekauft. Das waren „nur“ 6,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Dass vor dem Hintergrund dieser riesigen Euro-Schwemme die Gemeinschaftswährung im Vergleich zum Dollar abschmiert, ist logisch.

Egmond Haidt ist Autor bei www.gold-brief.de



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