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Globale Langzeitauswirkungen des Argentinien-Deals (VIDEO)

FMW-Redaktion

Wir hatten es vor Kurzem schont thematisiert. Der jüngste Argentinien-Deal wird den globalen Kreditmarkt verändern, wie auch diese Woche das Heta-Desaster für Österreich alles verändern könnte. Argentinien hat sich mit seinen wichtigsten Altgläubigern geeinigt, großen US-Hedgefonds. Damit man diese endlich „von der Backe bekommt“, zahlt man sie mit einem goldenen Handschlag aus. 93% der Gläubiger, die nach der Staatspleite Argentiniens 2001 einer großen Umschuldung (Schuldenschnitt) zustimmten, verzichteten notgedrungen auf einen Großteil ihrer Forderungen.

Die Hedgefonds, die auf „Geier-Geschäfte“ spezialisiert sind und quasi wertlose Schrottanleihen Argentiniens aufkauften, haben jahrelang Zeit und Durchhaltevermögen bewiesen – sie stimmten absichtlich keinem Schuldenschnitt zu und spekulierten auf die volle Rückzahlung von 100% des Nominalwerts. Sie legten in diesem Fall noch einen drauf und blockierten vor einem New Yorker Gericht de facto Argentiniens fristgerechte Erfüllung von Zinszahlungen, wodurch das Land kredittechnisch gelähmt war. Der eine sagt „Erpressung“, der andere sagt „Legitime Durchsetzung von Interessen“. Wie auch immer, nach langer Wartezeit hat jetzt der neue Präsident Argentiniens die Hedgefonds großzügig ausbezahlt, bzw. es muss noch ein New Yorker Richter zustimmen – aber das ist wohl reine Formsache. Der goldene Handschlag bringt den Fonds wohl letztlich irgendwo um die 1.500 bis 2.000% Gewinn auf den Einsatz – dafür mussten sie aber auch jahrelang durchhalten!

Aber Fakt ist letztlich: Dieser Deal zeigt allen Anleiheinvestoren:

Bloß nicht einem „billigen schlechten Schuldenschnitt“ zustimmen, sonst enden wir genau so wie diese Trottel, die von Argentinien mit einem Butterbrot abgefunden worden sind. Machen wir es doch wie die Hedgefonds und halten hartnäckig durch, dann erhalten wir auch deutlich mehr.

So wird zukünftig die Denkweise von Investoren bei überschuldeten Pleiteländern sein. Dieses Problem, das ein zwangsläufiges Resultat des Schuldendeals zwischen Argentinien und den Hedgefonds ist, thematisiert auch das „Peterson Institute of International Economics“ in einer Video-Besprechung, Laufzeit 12 Minuten. Man erwartet bei zukünftigen Schuldenschnitten deutlich mehr Rechtsstreitigkeiten und eine ungleiche Gläubigerbefriedigung, wie eben jetzt in Argentinien. Was könnte das Fazit sein? Schwellenländer und Hochrisiko-Schuldner müssen zukünftig noch mehr Zinsen (Risikoaufschlag) zahlen und noch drastischere Anleihebedingungen hinnehmen?



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