Anleihen

Griechenland: „Ja“-Lager holt auf, kleine EU-Staaten mit härterer Haltung als Deutschland

Von Markus Fugmann

Das Lager der Gegner des Plans der Institutionen, also der „Nein“-Sager beim am Sonntag geplanten Referendum in Griechenland, wird kleiner. Laut einer Umffrage des Meinungsforschungsinstituts ProRata für die griechische Zeitung „Efimerida ton Syntakton“ lag das Camp der „Nein“-Wähler vor den Bankenschließungen noch bei 57%, nach den Schließungen dann jedoch nur noch bei 46%. Das Lager der „Ja“-Sager holte von 30% vor den Bankenschließungen auf 37% danach auf. Damit haben die Gegner nach wie vor eine Mehrheit, die jedoch kleiner wird.

Gestern hatte die Athener Regierung noch einmal versucht, einen neuen Deal zu erreichen – die nötigen Kredite sollen nun vom ESM kommen, so die Forderung. Das aber ist zunächst von den Gläubigern abgelehnt worden, Kanzlerin Merkel hat gestern klar gemacht, dass es keinen Deal mehr vor dem Referendum geben wird. Damit gerät Athen zunehmend in die Defensive, weshalb die Tsipras-Regierung angeboten hatte, das Referendum komplett abzusagen, wenn ein annehmbares Ergebnis im Vorfeld erreicht würde. Mit der Ablehnung eines Deals im letzten Moment aber haben die Spieltheoretiker eine entscheidende Trumpfkarte verloren – sie glaubten, mit dem Referendum den Druck auf die Gläubiger stark zu erhöhen und diese somit zu noch weiterreichenden Angeboten zwingen zu können.

Heute Morgen hat der französische Finanzminister Sapin gegenüber dem Radiosender RTL noch einmal betont, dass Frankreich alles dafür tun werde, noch vor dem Referendum eine Lösung zu finden, weil ein „Nein“ der Griechen das Land aus der Eurozone führen könne. Sollten die Griechen mit „Ja“ stimmen, würden die Verhandlungen weiter gehen, dann allerdings erschwerten Bedingungen. Ein „Nein“ würde die Wahrscheinlichkeit für einen Grexit deutlich erhöhen, auch wenn dieser nicht unmittelbar folgen dürfte, so Sapin.

Interessant ist der Hinweis des französischen Finanzministers auf die harte Haltung vor allem von kleineren Staaten der Eurozone: diese hätten eine deutlich härtere Haltung an den Tag gelegt als Deutschland, was die Verhandlungen „unglaublich schwierig“ gemacht habe. Damit zerstört Sapin den Mythos vom „harten Hund“ Deutschland, das unter Beharrung auf starre Austeritäts-Prinzipien eine Hauptverantwortung für die Lage trage.



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2 Kommentare

  1. Hallo,

    ja, so ist das leider, sobald es ans „Eingemachte“ (Geld) geht, hört die Überzeugung auf. Das ist hierzulande nicht anders. Traurige Zeiten sind das, in denen der Finanzimperialismus alles bestimmt und alle Werte, Überzeugungen und Tugenden zunichte macht….

    Viele Grüße

    GN

  2. ….übrigens, das mit den kleineren Ländern und der harten Haltung finde ich sehr interessant……ich vergleiche das mal mit einem andern Thema: Flüchtlinge. Da hörte ich mal von einer Vietnamesin, daß man doch unbedingt die Grenzen dicht machen solle, damit man nicht selbst in den Unmut der Einheimischen gerät…..Egoismus wo man nur hinsieht….

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