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Ist die Energiekrise in Europa vorbei? – Gashändler bezweifeln das

Ist die Energiekrise in Europa vorbei? - Gashändler bezweifeln das
Gas-Pipeline - Donetsk, Ukraine. Foto: Andrew Burton/Getty Images/Bloomberg

Nach mehr als einem Jahr Pause von den Rekordpreisschwankungen auf dem europäischen Erdgasmarkt werden die Gashändler wieder unruhig. Wie ein Bericht von Bloomberg zeigt, sorgen sich die Gashändler in Europa bereits um den nächsten Winter. Ihrer Meinung nach, ist es noch zu früh zu sagen, dass Europa aus der Energiekrise heraus ist.

Während die Gas-Nachfrage nach wie vor gedämpft ist und die Region die Heizsaison mit den höchsten Lagerbeständen aller Zeiten beendet hat, sehen die Akteure der Branche, die diese Woche auf der Flame-Konferenz in Amsterdam zusammenkommen, zunehmende Risiken. Und die Gaspreise reagieren darauf.

Zu den Sorgen gehören die Ungewissheit über die verbleibenden russischen Gasflüsse durch die Ukraine und die wieder anziehende Gas-Nachfrage in Asien. Auch ein ungewöhnlich kalter Winter, der den heimischen Verbrauch ankurbelt, wird nach zwei aufeinanderfolgenden milden Wintern als wahrscheinlicher angesehen.

Ist die Energiekrise in Europa vorbei?

„Sind wir aus der Energiekrise heraus? Ich denke, es ist noch zu früh, um das zu sagen“, sagte Cara MacDonald, Leiterin des Bereichs LNG & Clean Fuels Supply and Origination bei der RWE AG. „Wenn wir dieses oder nächstes Jahr einen kalten Winter haben, wird die Flexibilität auf der Nachfrageseite abnehmen.

Die Befürchtungen machen sich auf dem Terminmarkt bemerkbar. Die Gas-Kontrakte für den nächsten Winter sind die teuersten auf der gesamten Kurve.

Energiekrise: Europas Gas ist im nächsten Winter am teuersten
Europas Gas ist im nächsten Winter am teuersten

Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hat Europa die Pipeline-Lieferungen aus dem Osten weitgehend durch Flüssiggas aus anderen Quellen wie den USA, dem Nahen Osten und Afrika ersetzt. Länder wie Österreich und die Slowakei beziehen jedoch noch immer den Großteil ihres Brennstoffs über die traditionelle Route aus Russland.

Das könnte sich bald ändern. Auf der Flame schloss ein leitender Angestellter des ukrainischen Fernleitungsnetzbetreibers (Transmission System Operator, kurz TSO) eine Vereinbarung über eine Verbindungsleitung aus, die den Transit von russischem Gas ermöglichen würde, wenn das derzeitige Abkommen Ende des Jahres ausläuft. Es wird keine Versteigerung von Kapazitäten an der Grenze geben, sagte Andrii Prokofiev.

Obwohl die Gashändler einige Ströme nicht völlig auszuschließen scheinen, stellen solche Kommentare ein großes Fragezeichen dar, sagte Marco Saalfrank, Leiter des kontinentaleuropäischen Handels bei der Axpo Holding AG.

Damit besteht die Gefahr, dass die Volatilität der Gaspreise wieder zunimmt, nachdem sie seit den Rekordpreisen auf dem Höhepunkt der Energiekrise in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 zurückgegangen ist.

Volatiltät am Gasmarkt - Gashändler haben zunehmend Sorgen
Volatilität ist ein fester Bestandteil des europäischen Gasmarktes geworden

Wettbewerb um LNG

Der Wettbewerb zwischen Europa und Asien um Flüssiggas (LNG) wird auch weiterhin bestehen, sagte Patrick Dugas, Leiter des LNG-Handels bei TotalEnergies SE, auf der Flame.

Chinas LNG-Importe sind im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 21 % gestiegen. Zudem gibt es Anzeichen für einen wachsenden Appetit der Märkte in Thailand und Ägypten. Wie in Europa wird auch in Asien der Großteil der LNG-Käufe während der Heizperiode auf der Nordhalbkugel getätigt.

„Wenn wir uns den Terminmarkt für den nächsten Winter ansehen, gibt es eine Risikoprämie“, so Saalfrank von Axpo.

Weitere Themen, die von den Gashändlern auf der Konferenz angesprochen wurden, sind mögliche Störungen in den USA während der Hurrikansaison im späteren Verlauf des Jahres und Probleme in den Produktionsanlagen. Ausfälle in der Freeport-Anlage an der Golfküste oder in Norwegen, dem derzeit größten europäischen Lieferanten, haben die Preise in Europa in den letzten zwei Jahren in die Höhe getrieben.

„Es geht nicht darum, was tatsächlich passiert, sondern darum, was die Leute erwarten“, sagte Gregor Pett, Chefanalyst bei Uniper SE, auf einem Panel auf der Flame. „Das führt zu einer Preis-Rallye, die sich selbst trägt.“

FMW/Bloomberg



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