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Skandal-Broker „Plus500“ von israelischem Softwarehersteller übernommen

Von Claudio Kummerfeld

Der seit zwei Wochen durch eingefrorene Konten in die Schlagzeilen geratene CFD-Broker „Plus500“ wird von dem israelischen Softwarehersteller „Playtech“ übernommen, wie Plus500 heute bekannt gab. Die Firma bietet 400 pence pro Plus500-Aktie. Das Management von Plus500, das 35% der Aktien hält, hat der Übernahme bereits zugestimmt. Der größte Aktionär „Odey Asset Management“ muss noch zustimmen, aber es ist kaum vorstellbar, dass das OK von dieser Seite nicht schon im Vorweg abgeklopft wurde. Die restlichen freien Aktionäre werden wahrscheinlich froh sein, noch auf dem Niveau rauszukommen, denn direkt nach der Einfrierung der Kundenkonten stürzte die Aktie innerhalb von 5 Tagen von 750 auf 200 pence, erholte sich zuletzt aber wieder etwas.

Plus500 ist zwar an der Londoner Börse gelistet und ein guter Teil des Geschäfts läuft über die Londoner Tochtergesellschaft, bei der gut die Hälfte der Kundenkonten eingefroren wurden – aber die Firma selbst sitzt mit ihrer Zentrale in Israel, wie auch der Käufer „Playtech„. Die Firma entwickelt Software für Wettanbieter und Onlinecasinos, möchte aber so wie es aussieht auch einen richtig dicken Fuß in das CFD & Forex-Geschäft setzen – erst im April kaufte Playtech den Broker „TradeFX„. In den Ankündigungen ist herauszulesen, dass TradeFX und Plus500 verschmolzen werden sollen – und Playtech will wohl die Software der beiden Firmen u.a. für die bisherigen eigenen Märkte nutzen.

Als Grund dafür, dass man der Übernahme zustimmt, nannte das Management von Plus500 den „zunehmenden Druck auf das Geschäft von Plus500“ aufgrund der aktuellen Situation rund um die Einfrierung der Konten. Komisch eigentlich, denn Plus500 hatte in den letzten Tagen mehrmals ausdrücklich betont, dass man mit 92 Millionen Dollar Cash in der Firmenkasse bestens dasteht. Dem Management von Plus500, so kann man vermuten, wird wohl Angst und Bange sein, was passiert, wenn in den nächsten Tagen immer mehr Kunden wieder an ihr Geld rankommen – wenn man mit normalem Menschenverstand überlegt: was würde man selbst tun, wenn das Vertrauen derart erschüttert wäre? Man rechnet wohl mit massiven Mittelabflüssen und Umsatzeinbußen und will sich jetzt schon wappnen für eine harte Zeit – dazu braucht man natürlich einen finanzkräftigen „Partner“, wie es so schön heißt. Die Social Media-Kommentare der Kunden rund um das Thema „Eingefrorene Konten bei Plus500“ sind jedenfalls verheerend. Kaum vorstellbar, dass die Kunden einfach so weiterhandeln, wenn die Kontensperren aufgehoben sind.

Plus500

 



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