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The Wiener Takes It All (off-topic)

Weil an den Märkten nichts los ist – now to something completely different!
Von Kilian Kimmel

Am Wochenende ist EuroSongContest. Wieder mal. Diesmal kommt der Gewiener aus Österreich: Tom Neuwirth aus Wien präsentiert die Kunstfigur Conchita Wurst, eine Dame mit Vollbart. Wurst, weil es wurscht is, ob es sich hierbei um eine Dame oder einen Herrn handelt und Conchita als Synonym für Vagina. Das Lied heisst „Rise Like A Phoenix“, kommt als James-Bond-Ballade daher und wird mit der besten Stimme aller Teilnehmer in einem langen Abendkleid vorgetragen.
Woher ich weiss das Er/Sie/Es gewinnen wird? Weil Frau Wurst vor allem den Zeitgeist mitten ins Herz trifft, der da heisst: You can be, whatever you want to be und vor allem von Lady Gaga erfunden und erstmalig öffentlich umgesetzt wurde. Der Song selbst dient hauptsächlich als Transportmittel für die eigentliche Message – für Toleranz und gegen Diskriminierung – und verwandelt sich deshalb schnell von einem guten Lied in eine Hymne.
Gewinner ist vor allem Tom Neuwirth als Person selbst, der beeindruckend selbstbewusst und intelligent alle Anfeindungen (und davon gibt’s viele) gegen seine Kunstfigur kontert. Gewinner sind aber auch die Verantwortlichen aus Österreich, die auf ein demokratisches Vorab-Casting verzichteten und Tom Neuwirth als Vertreter Österreichs einfach bestimmt haben.
Das entspricht auch dem Zeitgeist zumindest eines jeden dritten Österreichers. Dieser wünscht sich laut einer Studie der Universität Wien einen starken Führer in der Politik, einen Bestimmer, so jemanden wie Putin in Russland, der die Dinge zielorientiert klar anspricht und löst. Dieses zeitaufwendige Debattieren ohne Ergebnisse am Ende ist ermüdend und fördert Politikverdrossenheit.
Conchita Wurst wird am Samstag mit Startplatz 11 ins Finale gehen. Startplatz Nr. 12 hat Deutschland. Der deutsche Beitrag, das Ergebnis einer basisdemokratischen Wahl, glänzt mit totaler textlicher, musikalischer und darstellerischer Belanglosigkeit und ist ein heisser Kandidat für den letzten Platz.
Ob der deutsche Beitrag beim ESC erster oder letzter ist mir vollkommen wurscht. Hauptsache ist, es war das Ergebnis eines demokratischen Aktes.



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