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Aktienmärkte: Berichtssaison als Gefahr für die Rally?

Noch extremer sieht es bei unserem Dax aus. Die 30 Unternehmen haben für das erste Quartal bereits 42 Milliarden Euro an Gewinnen gemeldet, eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr. Sollten sich die Erwartungen für 2021 bewahrheiten, käme man auf Nettogewinne von 95 Milliarden Euro (80 Milliarden waren es im Jahr vor Corona) und was das für ein KGV für den Leitindex bedeutet, ist klar. Ganz im Gegensatz zur 10-jährigen Bund, wo es schon vor Inflation mit minus 0,24 Prozent gar kein messbares KGV gibt.

Was macht die Fed?

Es ist überaus wahrscheinlich, dass die US-Notenbank selbst nicht weiß, was sie in drei oder sechs Monaten beschließen wird. Die Federal Reserve verfügt zwar über die beste größte Datenlage, die man überhaupt erhalten kann – durch die zahllosen Ökonomen, Wirtschaftswissenschaftler, Statistiker aus den zwölf Notenbank-Filialen, die ihr zuarbeiten – aber dadurch kann sie dennoch nicht in die Zukunft blicken. Deshalb wartet sie auf neue Daten, insbesondere die der Entwicklung der Inflation infolge der gestörten Lieferketten sowie auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Die Notenbank kann sich nie sicher sein, wie sie sich die Dinge entwickeln, aufgrund der Komplexität der Gemengelage. Was machen die Rohstoffe, was macht China, als Hauptabnehmer für Commodities, auch in punkto Kreditvergabe, was macht die Corona-Lage in den asiatischen Ländern, was die Konsumenten und so weiter und sofort?

Damit ist auch beides möglich: eine opulente Geldversorgung der Märkte für den Rest des Jahres oder heftige Bremsmanöver, wenn auch nur zunächst verbal in Richtung Tapering.

Zunächst aber sieht es ganz so aus, als ob es im Juli weiter nach oben geht. Die fallenden Zinsen verleihen den Wachstumstiteln weiter Schub, der Nasdaq überrascht trotz täglicher Schwankungen, Value befindet sich wieder im zweiten Glied.

Aktienmärkte - die Sektoren

Was steht an?

Der heutige Börsentag könnte aufgrund des US-Nationalfeiertags zu einem Negativrekord führen, bei den Börsenumsätzen. Auch bringt die Woche relativ wenig Konjunkturdaten, der Schwerpunkt dürfte auf den Einkaufsmanagerindizes für das Dienstleistungsgewerbe liegen.

Fazit

Die Rallye beim S&P 500 seit der Finanzkrise mit ihrem Tief im März 2009 nimmt langsam historische Dimensionen an. Von 676 Punkten bis auf nun schon 4352 Punkte, mehr als eine Versechsfachung und was für eine Gelegenheit zur Geldanlage, nur allein im Index. Mit zuletzt jeder Menge Spekulation im Umfeld, man denke nur an die Meme-Aktien, an die SPACs oder IPOs, oder die 10.000 Kryptowährungen.

Die Marktkapitalisierung der Aktienmärkte weltweit marschiert munter in Richtung 120 Billionen Euro. Wo aber soll das Kapital hinfließen (das Große, nicht das Spekulative im Nebenwertebereich), wenn es zu einer Korrektur von 10 Prozent und mehr kommt? In Gold mit seinem Volumen von 8 Billionen Dollar, oder in die Geldmärkte mit Negativrealrenditen von drei Prozent und mehr?

Der Schlüssel sind die Kapitalmarktzinsen, nur deren Höhe in Relation zur Inflationsrate kann größere Umschichtungen ergeben. Das ist für mich der Grund für das monatelange „Nach-oben-Schleichen“ der Aktienmärkte, die von den Notenbanken geschaffene Alternativlosigkeit und nicht die fehlende Intelligenz der Großanleger (Staatsfonds, Pensionsfonds, Versicherer), die die Risikofaktoren nicht erkennen würden.

Der nächste große Belastungstest wird, wie schon öfters erwähnt, die US-Berichtssaison sein. Werden hier die Prognosen nicht eingehalten (Margendruck) oder enttäuschen die Ausblicke, werden rasch Gewinne mitgenommen. Da kennen die Amerikaner zunächst „keine Verwandten“, Zinsniveau hin oder her.

Zunächst einmal könnte es weiter nach oben gehen, trotz der Warnsignale, für eine Korrektur der Aktienmärkte fehlt auch noch ein wenig die Euphorie: So steht etwa der Fear&Greed-Index steht mit 45 Punkten seit längerer Zeit im neutralen Bereich..



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7 Kommentare

  1. Wie erwähnt, alles im grünen Bereich, keine Gefahr für die Aktienmärkte weit und breit!

  2. Die Gefahr der Beendigung der Aktienrally schätze ich als sehr gering an. Bis man weis, ob die Inflationszahlen dauerhaft oben bleiben, geht mindestens noch ein 1/2 Jahr ins Land. Des Weiteren, zeichnet sich ab, dass die Unternehmen die hohen Erwartungen nicht erfüllen, dann werden die Analystenschätzen kurzerhand vor den Zahlen runter gesetzt. So geht financial Engineering. Demnach steht der Sommerrally nichts im Wege.

    Bevor ich es vergesse, man kann in Financial Engineering auf der International School of Management in München den Master machen. Der Abschluss Ist staatlich anerkannt.

  3. „Und die 10-jährige US-Staatsanleihe fiel auf 1,431 Prozent. Wann kommt die Einpreisung der dauerhaft höheren Inflationsraten?

    Natürlich bekamen die Growth-Titel wieder einen Push, man rotiert ständig zwischen Growth und Value – aber das Geld bleibt im Markt, bei den derzeit herrschenden aberwitzig hohen negativen Realrenditen.“

    Hallo Wolfgang, eine negative, hohe, sogar aberwitzige Realreandite, ist aber doch keine Rendite ? Oder ? ;D :D

    Ich sehe schon , liebe Bären, Ihr wollt, dass der Markt fällt ?

    Nur wie soll das funktionieren, bei diesen aberwitzig hohen negativen Realrenditen ?

    Das wird wohl nix, und : meines Erachtens übertreiben die Amis beim Aktienmarkt.

  4. Und wer in die AAA-Anleihe Klasse investiert, bzw. investieren muss (!!), den kann man nur gratulieren..

    Da ist mein Verlust zu 99 % vorbestimmt, was machen eigentlich die Lebensversicherer ?

  5. „wenn es zu einer Korrektur von 10 Prozent und mehr kommt? In Gold mit seinem Volumen von 8 Billionen Dollar, oder in die Geldmärkte mit Negativrealrenditen von drei Prozent und mehr“…wenn es zu einer Korrektur kommt, dann sind Gold und Geldmarkt doch keine schlechte Wahl…lieber kurzzeitig 3% Negativrealrenditen als 10% Minus am Aktienmarkt…die Großen werden das als reine betriebswirtschaftliche Komponente betrachten…

  6. Und , um das sagen :

    wenn die 2 größten Notenbanken der Welt sagen, „Corona ist vorbei“, dann, dann werden die Anleihemärkte „anspringen“, das funktioniert natürlich nur gemeinsam.

    Sollte aber kein Problem sein, weil der Donald nicht mehr da ist. :D

    1. Aber genau um diese Aussage (bzw. deren Konsequenzen) drücken sich die Notenbanken mit aller Macht, gerade weil sie ein Anspringen der Anleihemärkte fürchten. Also schwurbelt man von „substantiellem Fortschritt“, den man erst sehen müsse, bevor man über das Nachdenken über das Nachdenken über Tapering beginnen könne.

      Das Einzige, was die Notenbankpolitik ändern könnte (nicht: muss), wäre eine längerfristig höhere Inflation.

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