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Polen, Ungarn und Zypern ganz vorn Aktienmärkte: Schwellenländer mit besten Gewinnen seit sechs Jahren – wie geht es 2024 weiter?

Viele Schwellenländer werden das Jahr 2023 voraussichtlich mit den besten Entwicklungen ihrer Aktienmärkte, Anleihemärkte und Devisenmärkte seit Jahren abschließen.

Aktienmärkte und Anleihemärkte in Schwellenländern dank Zinsfantasie mit bester Rendite seit 2017
Medellín - Millionenstadt in Kolumbien | Foto: Bloomberg

Sowohl an den Aktienmärkten als auch an den Deviesen- und Anleihemärkten diverser Schwellenländer kommt es seit Oktober dank der sich verstärkenden Zinssenkungsfantasie bei der mächtigsten Notenbank der Welt, der US-Fed, zu deutlich steigenden Kursen. Das gilt für Europa ebenso wie für Asien und Lateinamerika.

Aktienmärkte der Schwellenländer mit Jahresendrallye

Der MSCI-Benchmark-Index für Schwellenmarktaktien ist auf dem Weg, in diesem Jahr in Richtung +7,0 Prozent zu steigen (aktuell +6,7 Prozent). Damit könnte eine zweijährige Verlustserie enden. Währungsbereinigt steuern die Aktienmärkte der Schwellenländer laut Bloomberg News in US-Dollar auf einen Anstieg von 4,7 Prozent in 2023 zu, dem größten jährlichen Anstieg seit 2017. Dabei gab es einige unerwartete Länder auf der Liste mit der besten Aktien-Performance im Jahr 2023. Darunter Sri Lanka und der Libanon:

Aktienmärkte von Schwellenländern mit Turnaround-Stories zählten 2023 zu den Gewinnern
Schwellenländer-Aktienmärkte mit Turnaround-Stories als Gewinner

Staatsanleihen in Schwellenländerwährungen können aktuell mit Zuwächsen von 6,3 Prozent seit Jahresbeginn aufwarten. Dies entspricht dem größten Anstieg seit 2020. Auf US-Dollar lautende Anleihen können sogar eine Rendite von 12 Prozent vorweisen, der höchsten seit vier Jahren.

Risiko-Aufschläge für Anleihen sinken auf niedrigsten Stand seit Sommer 2021

Neben den Zinsaufschlägen sind auch die Kosten für die Absicherungen von Engagements in den Emerging-Markets gesunken. Die Kosten für Credit Default Swaps (CDS; Kreditausfallversicherungen) von 22 staatlichen Emittenten sind um durchschnittlich 72 Basispunkte auf das zuletzt im September 2021 erreichte Niveau gefallen. Ricardo Adrogue, Leiter der globalen Gruppe für Staatsschulden und Währungen bei Barings LLC, äußerte sich gemäß Bloomberg News optimistisch, dass Desinflation, Wachstum und die US-Geldpolitik (Zinswende der Fed) auch im Jahr 2024 die Schlüsselthemen für die Schwellenländer bleiben werden.

Dank des gestiegenen Interesses von Investoren in Folge der Zinssenkungsfantasie sinken die Risiko-Aufschläge und steigen die Kurse für Schwellenländer-Anleihen
Anleihe-Rallye senkt Risiko-Aufschläge für Schuldpapiere der Schwellenländer

Schwellenländer-Devisenmärkte

„Die Schwellenländer bieten insgesamt immer noch Wert, insbesondere in einer Welt, in der der Dollar wahrscheinlich zusammen mit den US-Zinsen seinen Höhepunkt erreicht hat“, ergänzt Recardo Adrogue. Der US-Dollar hat in diesem Jahr fast 3 Prozent gegenüber den Devisen der Schwellenländer verloren. Dies entspricht gemäß Bloomberg-Daten dem stärksten jährlichen Rückgang seit 2020, da darauf gewettet wird, dass die Federal Reserve (US-Fed) die Zinsen ab März um mindestens 150 Basispunkte senken wird. Händler gehen davon aus, dass dies die US-Währung in den kommenden Monaten weiter schwächeln lässt.

Adrogue warnte jedoch laut Bloomberg auch vor geopolitischen Risiken, die zu Volatilität an den Aktienmärkten, bei den Währungen sowie bei den Anleihen von Schwellenländern führen könnten. Der ehemalige Präsident Donald Trump ist derzeit der Spitzenkandidat für die Nominierung der Republikaner für die US-Wahl im nächsten Jahr.

„Es besteht kein Zweifel, dass ein Sieg von Präsident Trump weltweit disruptiv sein wird. Die Frage ist, wie störend“, fügte er hinzu.

Die meisten Schwellenländer-Währungen haben im Jahr 2023 gegenüber dem US-Dollar aufgewertet – lateinamerikanische Währungen waren dabei die größten Gewinner:

Wertveränderungen von Schwellenländer-Devisen gegenüber dem US-Dollar in 2023
Wertveränderungen von Schwellenländer-Devisen gegenüber dem US-Dollar im Jahr 2023

Wichtige Einflussfaktoren in 2024

Das nächste Jahr dürfte Rekordgewinne von bis zu 10 Prozent bei Schwellenländer-Anleihen in lokaler Währung bringen, prognostiziert Manik Narain, Leiter der Emerging-Market-Strategie bei der Schweizer Großbank UBS, so Bloomberg News. „Wir sehen die Schwellenländer in einem günstigen Teil des Inflationszyklus“, ist Narain überzeugt. Während die Kerninflation – ohne Berücksichtigung der Energie- und Lebensmittelpreise – nicht so schnell nachgelassen hat wie in den USA, geht er dennoch davon aus, dass sich dies in den nächsten Quartalen materialisieren wird. FMW: Für die Anleihemärkte der Schwellenländer könnte dies eine Fortsetzung der jüngsten Rallye auch im kommenden Jahr bedeuten:

Entwicklung der Staatsanleihgen von Schwellenländer 2023 im Vergleich
Anleihen Lateinamerikas gehen im Vergleich zu denen anderer Schwellenländer 2023 als Gewinner hervor

Ausblick für die Aktienmärkte der Schwellenländer

Jason Xavier, Leiter EMEA ETF Capital Markets bei Franklin Templeton, rät laut Bloomberg News seinen Kunden, sich im nächsten Jahr auf Märkte zu konzentrieren, die er als „Rohdiamanten“ bezeichnet. Xavier ist hinsichtlich technologielastiger Schwellenländer wie Taiwan und Südkorea optimistisch. Er sieht diese Schwellenländer als gut positioniert an, um von der weltweiten Begeisterung um die künstliche Intelligenz zu profitieren. Er geht davon aus, dass Indien ebenfalls überdurchschnittlich abschneiden wird. Er verwies speziell auf die „demografisch vorteilhafte Bevölkerungsstruktur“ der größten Demokratie der Welt.

FMW/Bloomberg



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