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Aktienmarkt mit großer Blase – Janet Yellen geht All In

Pusht die ehemalige Fed-Chefin Janet Yellen den Aktienmarkt?

Ungeachtet der Blase am Aktienmarkt ist die neue Finanzministerin der USA der Meinung, dass die Staatsausgaben noch weiter steigen müssen und man sich erst später über die Folgen Gedanken machen sollte.

Die Blase am Aktienmarkt bekommt mit Janet Yellen einen neuen Inflator

Bereits am 19. Januar wurde deutlich, wohin die fiskalpolitische Reise in den USA geht. An diesem Tag äußerte sich die damalige Bewerberin für den Chefposten im US-Finanzministerium bei einer Anhörung vor dem Senat. Sie sprach sich für weitergehende fiskalische Lockerungen als Ergänzung zur geldpolitischen Lockerung der Notenbank (Fed) aus.

In Anbetracht der Tatsache, dass bereits im Jahr 2020 massive fiskal- und geldpolitische Maßnahmen wie nie zuvor in einem Jahr in den USA ergriffen wurden und der Aktienmarkt sich bereits in einer Bewertungsblase befindet, war dies eine erstaunliche Aussage von Janet Yellen. Doch tatsächlich könnte es im Jahr 2021 zu noch größeren Ausgaben vonseiten des Staates kommen.

Sollte das von den Demokraten vorgeschlagene dritte Hilfspaket in Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar und die geplanten Infrastrukturmaßnahmen in der Nähe der geforderten Volumina vom Kongress gebilligt werden, droht ein neues Monsterdefizit im US-Staatshaushalt und ein Hochschnellen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) jenseits der 8 Prozent-Marke. Das könnte die Unternehmensgewinne und überproportional auch den Aktienmarkt beflügeln.

Yellen vertrat seit der Senatsanhörung Ende Januar wiederholt die Meinung, dass es das „Klügste für die Fiskalpolitiker wäre, in Anbetracht der niedrigen Zinsen und der drohenden ökonomischen Narben durch die Pandemie, jetzt in großem Umfang zu handeln“ („to act big“). Yellen wurde am 25. Januar vom US-Senat mit 85 Ja-Stimmen und nur 15 Nein-Stimmen als Finanzministerin bestätigt und damit auch von der großen Mehrheit der republikanischen Senatoren. Die Aussagen Yellens erinnern dabei an die legendäre „Whatever it takes“-Rede des ehemaligen EZB-Chefs Mario Draghi in London im Sommer 2012 zur Rettung der Eurozone.

Die US-Finanzministerin ist davon überzeugt davon, dass eine sich vertiefende Rezession in den USA drohe, wenn die Regierung die Wirtschaft und die Bürger nicht weiterhin massiv mit Steuererleichterungen und Ausgabenprogrammen großvolumig unterstützt.
Die Rückendeckung der US-Notenbank hat Yellen dabei voll und ganz. Fed-Chef Powell fordert bei jeder sich bietenden Gelegenheit im Kampf gegen die Krise mehr Unterstützung durch die Fiskalpolitik. Man sei vonseiten der Fed jederzeit bereit, die zusätzlichen Staatsausgaben zu finanzieren. Dies ist eine förmliche Einladung zu extrem laxer Ausgabenpolitik – mit direkten Folgen auch für den Aktienmarkt.

Explosive Mischung aus Geld und Fiskalpolitik

Das Gespann Yellen/Powell könnte zu einer Japanifizierung der USA führen, sowohl am Aktienmarkt als auch bei der Staatsverschuldung. Ab Mitte der Achtzigerjahre nutzte die japanische Regierung die niedrigen Zinssätze und die Yen-Stärke nach dem Plaza-Abkommen für eine starke fiskalische Expansion, um den Anstieg des Yen zu begrenzen und die Inlandsnachfrage zur Kompensation der Exportverluste anzukurbeln. Vergleichbar der Geldpolitik in der Schweiz heute.

Dies führte zu einer damals historischen Blase am japanischen Immobilien- und Aktienmarkt, deren Preise sich zwischen 1985 und 1990 mehr als verdoppelten. Das KGV (Kurs-Gewinn-Verhätlnis) des Nikkei 225 stieg dabei von 32 im Jahr 1985 auf über 70 im Jahr 1987.
Das KGV des S&P 500 liegt aktuell bei 40. Der Bewertungsrekord mit einem Index-KGV von 124 stammt aus dem Jahr 2009.

Unter den Folgen der aggressiven Ausgabenpolitik in den Achtzigerjahren leidet Japan noch 30 Jahre später. Während sich der japanische Aktienmarkt nach einem Total-Crash von 1989 bis 2003 aktuell wieder an die damaligen nominellen Höchststände heranarbeitet, liegt der Grundstücks-Preisindex für die sechs größten Städte Japans nach wie vor gut 2/3 unter den Rekordständen aus dem Jahr 1990.

Die japanische Staatsverschuldung explodierte von 66,3 Prozent des BIP im Jahr 1984 auf 266 Prozent des BIP im Jahr 2020 und ist damit doppelt so hoch wie aktuell in den USA (Quelle: Statista). Gemessen daran haben die USA also noch Luft nach oben bei der Staatsverschuldung. Die Folgen werden bis auf Weiteres ausgeblendet. Was zählt ist einmal mehr das hier und jetzt nach dem Motto: „Spend now, save later“.

Fazit und Ausblick

In den USA war bereits im vergangenen Jahr ein Trend sichtbar, der in Europa noch nicht in diesem Maße hervortritt: die Annäherung der Fiskal- und Geldpolitik. In Europa nutzte vor allem Deutschland die historisch niedrigen Zinsen und die massenhaften Aufkäufe von Staatsanleihen, um den Haushalt zu konsolidieren und die Ausgaben relativ stabil zu halten.

Der ehemalige EZB-Chef und neu gewählte italienische Ministerpräsident Mario Draghi fordert hingegen schon lange ergänzende fiskalische Maßnahmen zur Unterstützung der Geldpolitik. Deutschland hat dies bis zur aktuellen Krise strikt mit dem Verweis auf die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse abgelehnt. Draghi wird nun als Fiskalpolitiker in Italien im Rahmen seiner Möglichkeiten genau das tun, was er als Geldpolitiker stets von den europäischen Regierungen verlangt hat.

In den USA ist die Gleichschaltung zwischen Geld- und Fiskalpolitik bereits Realität. Die Hilfsprogramme (CARES Act etc.) in den USA umfassen in Summe mittlerweile 25 Prozent des US-BIP, das Haushaltsdefizit ist zweistellig und Yellen hat gerade erst mit ihrer „act big“-Politik begonnen. Sollten den Forderungen von Powell, Yellen, Draghi und seiner Nachfolgerin auf dem EZB-Chefsessel, Christine Lagarde entsprechende Taten folgen, wird sich parallel zu den Notenbankbilanzen und den Staatsdefiziten auch die Blase am Aktienmarkt weiter aufblähen.



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