Der Euro zieht heute früh an, genau so wie Anleiherenditen von Eurozonen-Ländern. Euro vs US-Dollar steigt in den letzten 90 Minuten von 1,0590 auf aktuell 1,0622. Die Rendite für zehnjährige deutsche Staatsanleihen steigt von 2,57 % auf 2,65 %, und für Anleihen aus Frankreich springt sie von 3,04 % auf 3,12 %.
Der Grund dafür ist in aktuellen Meldungen zu finden. Wir berichteten vor wenigen Minuten: Um 8:45 Uhr wurde die Inflation aus Frankreich für den Monat Februar vermeldet mit 7,2 % (Rekordhoch), bei Erwartungen von 7,0 %. Auch Spanien meldete einen Anstieg auf 6,1 %, obwohl geringere Werte erwartet wurden. Geldmarktanleger wetten jetzt darauf, dass der Einlagensatz der EZB, der derzeit bei 2,5 % liegt, seinen Höchststand bei 4 % erreichen wird (gestern noch erwartet 3,9 %).
Diese höhere Inflation übt also Druck aus auf die EZB, die Zinsen noch weiter zu erhöhen als ohnehin schon erwartet, womit Euro-Anlagen für institutionelle Anleger attraktiver werden. Dies lässt den Euro und Renditen für Anleihen von Euro-Ländern aktuell ansteigen. Am 16. März erhöht die Europäische Zentralbank ihre Zinsen um jeweils 0,50 Prozentpunkte – das ist bereits ausgemachte Sache, spätestens seit den klaren Aussagen von EZB-Chefin Christine Lagarde vom 16. Februar. Auch danach sollen die Zinsen weiter ansteigen – nur wie kräftig, das ist unklar. Aber dieser Auftrieb der Inflation in Frankreich zeigt nun mal: Sie ist hartnäckiger als gedacht. Morgen Mittag stehen Zahlen aus Deutschland an, und am Donnerstag um 11 Uhr wird die Inflationszahl für die gesamte Eurozone verkündet – dann kann es erneut richtig spannend werden für Euro, Dax, und für die Anleiherenditen der Euro-Mitgliedsstaaten.
Der folgende TradingView Chart zeigt seit Anfang 2022 die Anleiherenditen aus Frankreich und Deutschland im klaren Anstieg (blau und orange), dazu Euro vs US-Dollar in türkis. In den letzten Wochen zeigte der Euro leichte Schwäche, weil die sehr starken US-Konjunkturdaten darauf hindeuteten, dass die Federal Reserve auch wieder mehr Zinserhöhungsdruck ausgesetzt ist. Aber nun könnte das Pendel wieder verstärkt für den Euro ausschlagen, wenn der Druck auf die EZB nochmal verstärkt wird. Klicken Sie HIER für eine Bloomberg-Analyse aus letzter Woche, die im größeren Bild auch auf Dollar-Schwäche hindeutet.
Hier dazu aktuelle Kommentare von Dr. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank:
INFLATION! Die französische Inflation ist im Feb. auf Basis des harmonisierten Preisindex auf 7,2% gestiegen, obwohl die Energiepreise gefallen sind. Vermutlich ist die Kerninflation weiter gestiegen. Für die Euro-Inflation im Feb. bestehen klare Aufwärtsrisiken. pic.twitter.com/414K006Uw2
— Jörg Krämer (@DrJoergKraemer) February 28, 2023
INFLATION! Auch in Spanien ist die Inflation im Feb wieder gestiegen (6,1%). Auch bei der Kerninflation ging's nach oben. Die Inflation im Euroraum könnte wider Erwarten im Feb nicht fallen und die Kerninflation sogar weiter steigen. pic.twitter.com/FQEtUUxIXP
— Jörg Krämer (@DrJoergKraemer) February 28, 2023
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken