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Angela Merkel hat eine neue Idee für Donald Trump: Wir haben gar kein Handelsbilanzdefizit mit den USA!

Angela Merkel hat eine neue Idee für Trump: "Donald, welches Handelsbilanzdefizit?"

Bekanntlich wird Donald Trump nicht müde, sich über den unfairen Handel zu beklagen – gerade Deutschland spiele ein unfaires Spiel, das nun schnellstmöglich beendet werden müsse. Gegenüber Macron soll Trump gesagt haben, dass das Ziel seiner Handelspolitik sei, dass kein Mercedes mehr auf der Fifth Avenue in New York zu sehen sein solle. Und: kürzlich hat die Trump-Administration Briefe an NATO-Partner wie Deutschland verschickt, dass sie zu wenig zur Verteidigung beitragen würden – das ist neben dem Thema Handel die zweite Angriffslinie der Trump-Administration gegen Deutschland!

Aber im Fokus von Trump in Sachen Deutschland steht das Thema Handel, wie zahlreiche Tweets von Trump zeigen – Deutschland exportiere, und die arme USA habe daher ein massive Handelsbilanzdefizit mit Deutschland. Nun aber hat Angela Merkel offenkundig eine Idee – oder wohl vielmehr ihre ökonomischen Berater, die ihr nun eine ganz andere Sicht auf die Dinge präsentieren: rechne man nämlich Dienstleistung (und eben nicht nur die herkömmliche Produktion) mit ein, habe etwa die EU faktisch gar kein Handelsbilanzüberschuß mit den USA, sondern die USA hätten einen Handelsbilanzüberschuß mit der EU!

Merkel dreht jetzt also den Spieß komplett um: wenn man Dienstleistungen wie digitalen Service mit einrechne, so Merkel heute vor dem Bundestag, dann sehe das Bild schon ganz anders aus. Es sei geradezu altmodisch, nur die Güter, nicht aber die Dienstleistungen zu berechnen.

Bums! So hatte übrigens auch schon Kanadas Premier Trudeau gegenüber Trump argumentiert – was Trump damals sichtlich ausser Fassung brachte – er gab daraufhin in Auftrag, die Aussagen Trudeaus prüfen zu lassen. Seitdem hat sich Trump nicht mehr dazu geäußert, was darauf hindeutet, dass Trudeau nicht so ganz falsch liegt. Denn die USA exportieren in hohem Maße Dienstleistungen, und ihre erfolgreichsten Export-Dienstleister heißen Google, Facebook, Amazon etc. Also jene Firmen, die bombige Geschäfte auch und vor allem in Deutschland machen, aber ihre Steuern dann doch lieber im Steuerparadies Irland veranschlagen lassen.

Aber Internet (bis auf Twitter) und Digitalität sind Trumps Stärken eher nicht, weswegen er unter „Jobs“ stets die guten alten klassischen Industriejobs versteht, die er schaffen wolle. Also gewissermaßen mit Hurra zurück in die 1950er-Jahre, an deren Wesen die amerikanische Welt wieder genesen solle!

Unterdessen hat die Ratingagentur Fitch eindringlich vor einer weiteren Eskalation des Handelskriegs gewarnt: die Verluste im globalen Handel könnten zwei Billionen Dollar betragen, die Folge wäre ein „global tariff shock“, wie Fitch formuliert.

Ob Trump das interessiert? Eher nicht, er glaubt den Handelskrieg schon deshalb zu gewinnen, weil die USA das Defizit haben. Diese Sichtweise ist aber verkürzt: die Rechnung bezahlt nämlich der amerikanische Konsument über stark steigende Preise, worauf dann die Fed mit deutlichen Zinsanhebungen reagieren müsste, was wiederum ein Problem für die Wall Street und die hoch verschuldeten US-Firmen und US-Konsumenten wäre. Serien an Insolvenzen wären die Folge.

So oder so: man darf gespannt sein, wie Donald Trump bei seinem nächsten Treffen mit Merkel auf die neue Verteidugungslinie Merkels reagieren wird. „Donald, wir haben gar keinen Handelsbilanzüberschuß mit euch“, dürfte Merkel dann dem US-Präsicenten zurufen – und der antwortet dann wahrscheinlich mit einem wütenden Tweet auf Twitter, der einzigen Form der Digitaltität, die Trump für sich nutzt..


Foto: Tobias Koch (CC BY-SA 3.0 de) – Ausschnitt aus Originalfoto



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5 Kommentare

  1. Also gemäß Bureau of Economic Analysis haben die USA 2017 im Handel – mit Waren und Dienstleistungen – mit Deutschland ein Defizit von 66,7 Mrd. USD erwirtschaftet – 2014 waren es allerdings noch 79,6 Mrd. USD, 2009 aber nru 32,5 Mrd. USD.

    Trudeau hingegen hat Recht. Im Handel mit Kanada erwirtschaften die USA einen kleinen Überschuss.

    https://www.bea.gov/international/

    1. @tm, Merkel spricht ja von der EU, nicht von Deutschland! Gleichwohl will sie damit (mit dem Verweis auf die EU-Zahlen mit de USA) ja die Angriffe gegen Deutschland von Trump kontern..

      1. Mit der EU in Summe haben die USA sogar 101,2 Mrd. USD Defizit

  2. Endlich gehen die Diskussionen in die richtige Richtung. Amerika lebt auf Kosten der restlichen Welt und nicht umgekehrt, wie Trump dem verblüften Publikum immer Glauben machen will.

    1. Galt nicht bisher die Sprachregelung, dass die USA auf Kosten anderer leben, eben weil sie ein Leistungsbilanzdefizit haben? Nun auf einmal leben die USA auf kosten anderwe, weil sie doch kein Defizit, sondern irgendwie doch Überschüsse haben? Na dann lebt Deutschland aber ganz extrem auf Kosten der Handelspartner.

      Aber letztlich ist das schwer zu sagen bzw. nicht eindeutig zu beantworten. Die USA konsumieren und investieren mehr als sie selbst produzieren. Insofern leben sie schon über ihren Verhältnissen (aber weniger als etwa Kanada oder Großbritannien). Aber auf der anderen Seite fehlen natürlich die entsprechenden Jobs, wenn ein Teil von dem, was verbraucht wird, nicht auch im Inland produziert wird.

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