Anleihen

Ausgabe zehnjähriger Bundesanleihe: Weniger Spaß für Wolfgang Schäuble, Nachfrage übertrifft Angebot

Deutschland hat heute im Rahmen der Aufstockung einer Emissionsserie vom Januar weitere 3 Milliarden Euro zehnjähriger Bundesanleihen zum Kauf angeboten mit einem Zinskupon von 0,25% pro Jahr. Die Nachfrage der...

FMW-Redaktion

Deutschland hat heute im Rahmen der Aufstockung einer Emissionsserie vom Januar weitere 3 Milliarden Euro zehnjähriger Bundesanleihen zum Kauf angeboten mit einem Zinskupon von 0,25% pro Jahr. Die Nachfrage der institutionellen Investoren lag bei einem Volumen von 3,7 Milliarden Euro. Davon war ein Nachfragevolumen von 2,83 Milliarden Euro ohne Kauflimit versehen. Aus diesem hohen Anteil unlimitierter Aufträge sieht man, dass die Investoren bei dieser Laufzeit unbedingt zuschlagen wollten.

Denn man weiß, dass die Rendite bei dieser Laufzeit leicht im Plus liegen wird. Der letztliche Verkaufskurs lag bei 98,66% (Anleihekurse notieren immer in Prozentpunkten). Der Investor zahlt also jetzt weniger als den vollen Nominalwert von 100,00%, erhält aber diese vollen 100,00% in zehn Jahren zurückgezahlt. Daher liegt die Emissionsrendite dieser heutigen Tranche über dem Zinskupon, nämlich bei 0,39% nach 0,33% bei der vorigen Ausgabe von Zehnjährigen am 3. Mai.

Erst gestern hatten wir über die aktuellste Emission zweijähriger Kurzläufer berichtet, die Wolfgang Schäuble dank der Negativrenditen am kurzen Ende immer noch schöne Gewinne einbringen – in disem Fall 53 Millionen Euro Gewinn. Von 2 auf 10 Jahre ist es aber ein weiter Weg, und wir liegen hier bereits seit Jahresanfang bei der Rendite konstant im Plus, wie die erste Grafik zeigt. Die zweite Grafik zeigt, dass das Nachfragevolumen dieses Jahr bei den Zehnjährigen immer über den Angebotsvolumen lag.

Letztlich verkauft hat die Finanzagentur Deutschland nicht 3 Milliarden Euro Volumen, obwohl dies locker möglich gewesen wäre. Sie verkaufte nur ein Volumen von 2,45 Milliarden Euro. Das hat zu tun mit der bei jeder Emission einbehaltenen sogenannten „Marktpflegequote“. Ein theoretisch mögliches Beispiel: Institutionelle Investoren kaufen von 3 Milliarden Euro Angebot bei dieser Erstauktion die vollen 3 Milliarden Euro und legen sie in ihre Bücher. Dort bleiben sie liegen 10 Jahre lang bis zum Laufzeitende. Dann gäbe es am Anleihemarkt für diese Anleihe keinen liquiden Markt, und interessierte Käufer am freien Anleihemarkt hätten während der gesamten Anleihelaufzeit gar keine Möglichkeit zu investieren.

So halten die Finanzagentur Deutschland und Bundesbank bei jeder Emission Teile zurück, um damit am freien Anleihemarkt einen reibungslosen Handel sicherstellen zu können. Das gehört bei einem professionellen Schuldenmanagement einfach dazu, wo man Investoren langfristig das Signal geben will, dass sie dauerhaft stabile und liquide Bedingungen vorfinden, wenn sie sich für die Staatsschuld dieses Landes interessieren.

In diesem Fall behielt die Finanzagentur Deutschland von angebotenen 3 Milliarden Euro 550 Millionen Euro im Rahmen der „Marktpflegequote“ ein, womit dann letztlich 2,45 Milliarden Euro tatsächlich an Investoren verkauft wurden. Um zu sehen wie gut die jeweilige Anleihetranche bei Käufern ankommt, muss man immer auf die Relation von Angebotsvolumen und Nachfragevolumen achten, und nicht ob die tatsächlich verkaufte Summe so groß war wie das Angebot. Wie man sieht: Bei den letzten Emissionen der Zehnjährigen war immer mehr Kaufdruck vorhanden als Angebotsvolumen.

Mehr Details zur Marktpflegequote können Sie hier nachlesen.


Emissionen zehnjähriger Bundesanleihen in diesem Jahr mit der jeweiligen Rendite

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Quelle: Finanzagentur Deutschland GmbH



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1 Kommentar

  1. Im Sinne des Steuerzahlers hätte die Finanzagentur die 2,83Mrd. unlimitierten Kaufaufträge voll bedienen müssen.
    Marktpflegequote hin oder her. Es handelte sich ja eh um eine Aufstockung, wo schon Kurspflegebestände vorhanden sein sollten.
    Gerne auch zu pari, nein, eigentlich sogar zwingend zum Ausgabekurs von 100% oder sogar noch darüber – wenn die Anlager schon so geil drauf sind und leichtsinnig Billigst-Orders reinlegen.

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