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BaFin-Chef: „Krise verschärft Probleme, die die Banken vorher schon hatten“

Wie kommen die Banken durch die Coronakrise? Da denke man zum Beispiel an eine verdammt wichtige Maßnahme der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) vom 24. März. Eine wichtige Ansage der BaFin Richtung Banken lautete an dem Tag, dass beispielsweise ein Schuldner durch die kreditgebenden Banken nicht zwingend als ausgefallen einzustufen ist, wenn bei einem Kredit Kapitaldienst und Zinsen in Folge des Corona-Virus gestundet werden. Im Klartext: Nicht mehr gezahlte Kreditraten – gleichzeitig kann die Forderung als vollwertiger Vermögensgegenstand auf den Büchern bleiben. Das verschont natürlich die Bankbilanzen – kurzfristig.

BaFin-Chef äußert sich zur Lage der Banken in der Coronakrise

BaFin-Präsident Felix Hufeld hat sich heute zur Coronakrise und der aufsichtsrechtlichen Lage geäußert. Man habe die aufsichtlichen Rahmenbedingungen denen der Krise angepasst. So habe die BaFin den Banken erlaubt Kapitalpolster zu nutzen – Polster, die sie in guten Zeiten für schlechte Zeiten anlegen mussten. Wesentliche Ziele der BaFin-Maßnahmen seien es gewesen, den Instituten den Rücken freizuhalten, damit sie zügig die eigenen und die bereitgestellten öffentlichen Mittel dorthin leiten können, wo sie gebraucht werden. Und: sie zu stärken, damit sie eventuelle Kreditausfälle möglichst gut abfedern könnten, so Hufeld. Dies sei kein blinder Leichtsinn. Denn diese Anpassungen seien nur temporär. Man bewege sich auch nicht außerhalb geltenden Rechts. Man nutze die darin angelegten Spielräume.

Das wird schon wieder?

Die BaFin gehe also nur so weit, wie es Finanzregulierung, Rechnungslegungsvorschriften und die Finanzstabilität dies zulassen würden. Wichtig ist Felix Hufeld offenbar der Hinweis, dass die BaFin es den Instituten „nicht gestattet, ihr Risikomanagement und sämtliche Kreditvergabestandards sausen zu lassen. Das würde sich gleich mehrfach rächen, denn kaum jemand würde den Banken dann noch vertrauen“, so Hufeld. Die folgenden Aussagen von Herrn Hufeld sind natürlich kaum anders zu erwarten. Denn soll der oberste Finanzaufseher Panik unter den Bankkunden verbreiten, einen Bank Run verursachen? Im Sinne der finanziellen Staatsraison sagt er wohl genau das, was angebracht zu sein scheint in dieser Krise. Ja, es gibt Probleme, aber das wird schon, wir haben das im Griff? Hier Ausführungen von Felix Hufeld, Zitat:

Die Banken befinden sich in einer heiklen Gemengelage: die Erträge seit Jahren schwach, die Zinsen niedrig, die digitale Konkurrenz umtriebig – und jetzt noch die Corona-Krise. Dennoch ist der deutsche Bankensektor heute relativ widerstandsfähig – und er funktioniert. Jetzt, in der neuen Krise, ernten wir nämlich die Früchte der Regulierungsreformen aus der Zeit nach der Krise 2007/2008. Wir haben mehr Stabilität im Bankensystem, denn wir haben mehr und besseres Kapital. Und wir haben mehr Liquidität – obwohl die Nachfrage gerade hoch ist und obwohl die Institute den Stundungswünschen überwiegend nachkommen und auch neue Darlehen vergeben. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Der andere: Die Lage sähe heute düsterer aus, wenn Bundesregierung, Europäische Zentralbank und Aufsicht nicht ihre weitgehenden Maßnahmen ergriffen hätten.

Und später sagt Felix Hufeld in seinem Ausführungen zu den Banken noch Folgendes, Zitat:

Und der Bankensektor? Der dürfte am stärksten betroffen sein. Auch die milliardenschweren Hilfspakete für die Realwirtschaft werden nicht vollständig verhindern können, dass in den kommenden Wochen, Monaten und vielleicht Jahren Kreditnehmer ausfallen. Belastbare Zahlen gibt es noch nicht, Banken und Aufsicht arbeiten derzeit mit Szenariorechnungen. Aber das Thema bereitet uns Sorgen. Weshalb wir die Banken auch wiederholt aufgefordert haben, ihre Kapitalbasis jetzt nicht durch Dividendenzahlungen oder Gewinnausschüttungen zu schwächen. Diese Botschaft ist offenbar weitgehend angekommen.

Immer wieder wird die Frage laut, ob nun eine Systemkrise drohe. Aus heutiger Sicht nicht. Das Finanzsystem ist – wie gesagt – stabiler geworden, der Staat hat umfangreiche Hilfsprogramme für die Realwirtschaft aufgelegt. Ich werde zwar meine Hand nicht für jede einzelne Bank ins Feuer legen – das täte ich auch ohne Corona-Krise nicht. Aber der Bankensektor hat das Zeug, die Krise zu überstehen – wenn auch mit einigen Blessuren. Eines dürfte zudem klar sein: Die Krise verschärft die Probleme, die die Banken vorher schon hatten. Wenn sie vorbei ist, müssen sich die Institute umso dringender mit ihren Geschäftsmodellen beschäftigen.

BaFin-Chef Felix Hufeld über die Lage der Banken

BaFin-Chef Felix Hufeld. Foto: © Bernd Roselieb / BaFin



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2 Kommentare

  1. Was ist das für eine Welt in der nichts mehr einen echten Wert hat? der grösste Teil des Anleihemarktes besteht nur noch aus Schrottanleihen die niemand mehr haben will und die Notenbanker anscheinend alles aufkauft, damit der Crash noch verschoben werden kann. Nun kommen noch Bilanztricks dazu mit dem lustigen Argument, damit das Vertrauen in Banken nicht verlosren gehe. Unglaublich was man von einer Bilanz halten muss, die auch nicht mehr die markttechnische Wahrheit enthält. Also ich würde mich mindestens Fragen, ob das nicht Betrug ist, jemandem als Geschäftsgrundlage eine solche Bilanz verbindlich zu unterbreiten. Und da soll man noch Vertrauen ins Finanzsystem haben?

  2. Pingback: Meldungen und Nachrichten vom 12. Mai 2020 | das-bewegt-die-welt.de

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