An den japanischen Börsen geht es derzeit turbulent zu. Nachdem die Bank of Japan (BOJ) angedeutet hat, die Renditen steigen zu lassen, steht der Yen unter Druck und die Benchmark-Rendite springt auf den höchsten Stand seit elf Jahren. Die japanische Zentralbank scheint bereit zu sein, ihr Beinahe-Monopol der Kontrolle über den Anleihemarkt zu beenden. Es gibt Anzeichen dafür, dass die BOJ plant nicht mehr jeden Tag unbegrenzte Käufe von Anleihen durchzuführen.
BOJ: Überwachung des Anleihemarktes
Die Bank of Japan hat den Markt für Staatsanleihen streng überwacht, seit sie im September 2016 die Kontrolle über die Renditekurve eingeführt hat. Laut den Daten von Bloomberg beträgt ihr Anteil an den ausstehenden Anleihen inzwischen mehr als 50 %. Nachdem die Behörde nun aber angedeutet hat, dass sie bereit ist, die 10-jährige Benchmark-Rendite über 1 % steigen zu lassen, scheinen die Anleger das Ruder wieder in die Hand zu nehmen. Im heutigen Handel steigt die 10-jährige japanische Anleiherendite auf 0,929 % – ein Plus von 4,2 %.
Es ist das dritte Mal seit Dezember, dass die BOJ die effektive Obergrenze für die 10-jährige Rendite angepasst hat, was die Herausforderungen unterstreicht, denen sich die Bank bei der Aufrechterhaltung des YCC (yield curve control) gegenübersieht. Weniger klare Vorgaben werden den Druck auf die Renditen erhöhen, da sich die Inflation in Japan auf einem Vier-Jahres-Hoch befindet und andere große Zentralbanken eine restriktive Politik verfolgen.
Rendite 10-jähriger Anleihen steigt in Richtung 1-%-Marke
„Wir können das Gesamtbild sehen, dass YCC abgebaut wird und dass der Markt zurück ist,“ sagte Tom Nash, Portfoliomanager bei UBS Asset Management. „Jetzt ist 1 % nicht mehr eine harte Grenze, die unbegrenzte Feuerkraft erfordert, sondern ein Referenzpunkt, so dass die sogenannten JGBs – Japanese government bonds – dieses Niveau in den kommenden Wochen testen werden.
Anzeichen dafür, dass sich die Zentralbank von der Kontrolle der Renditekurve wegbewegt, sind in ihrer Entscheidung zu sehen, nicht mehr jeden Tag unbegrenzte Anleihekäufe durchzuführen und auch die Rendite-Niveaus, bei denen die Zentralbank kauft, nicht mehr anzugeben. Ursprünglich wurden diese Operationen ad hoc durchgeführt, bis sie im letzten Jahr zu täglichen Operationen wurden.
Die Entscheidung vom Dienstag sei „ein sehr starkes Signal“, sagte Sayuri Shirai, Wirtschaftsprofessor an der Keio-Universität in Tokio und ehemaliges Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der Bank of Japan, auf Bloomberg TV. „Die BOJ ist nicht bereit, eine unbegrenzte Menge an Anleihen zu kaufen“, sagte sie.
Zehnjährige Overnight-Index-Swaps, mit denen Anleger auf höhere Anleiherenditen setzen oder sich dagegen absichern, werden 15 Basispunkte über dem Referenzwert der BOJ von 1 % gehandelt.
Bank of Japan erhöht Inflationsprognosen
Die BOJ hat ihre Inflationsprognosen nach oben korrigiert und geht nun davon aus, dass ein wichtiger Preisindikator in drei aufeinander folgenden Jahren deutlich über dem Zielwert von 2 % liegen wird. Ein solch stetiges Preiswachstum hat das Land seit 1992 nicht mehr erlebt.
Die Zentralbank ist mit ihren Anleihekäufen und ihrer unkonventionellen Negativzinspolitik auf dem japanischen Schuldenmarkt nach wie vor sehr präsent. Die Aussichten auf eine höhere Inflation über einen längeren Zeitraum hinweg dürften jedoch die Spekulationen über eine weitere Normalisierung der Politik der Bank of Japan anheizen.
„Der Anleihemarkt erhält zumindest die Hälfte seiner Macht zurück, die Anleiherenditen zu bestimmen“, sagte Ayako Sera, Marktstrategin bei der Sumitomo Mitsui Trust Bank in Tokio.
FMW/Bloomberg
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Aber der Yen schwächt sich deutlich ab! Wenn die Renditen in Zukunft steigen, müste der Yen nicht dann stärker werden? Börse ist oft schwer zu verstehen.