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Preisanstieg in Tokio über den Erwartungen Inflation: Anstieg der Teuerung setzt Bank of Japan unter Druck

Der Anstieg der Verbraucherpreise in Tokio beschleunigte sich im Oktober unerwartet zum ersten Mal seit vier Monaten, was darauf hindeutet, dass sich die Inflation als hartnäckiger erweist als erwartet. Die Bank of Japan, deren nächste Zinssitzung am kommenden Dienstag ansteht, kommt dadurch unter Zugzwang.

Teuerung in den Supermärkten in Tokio zieht wieder an
Foto: Noriko Hayashi/Bloomberg

Die Inflation der Verbraucherpreise ohne frische Lebensmittel stiegen in der Hauptstadt Tokio auf Jahresbasis um 2,7 Prozent. Wobei sich das Wachstum gegenüber 2,5 Prozent im September beschleunigte, da die Hotelpreise in die Höhe schossen und Stromsubventionen zurückgefahren wurden. Das zeigen laut Bloomberg aktuelle Zahlen des Innenministeriums am heutigen Freitag.

Die Preise für Dienstleistungen stiegen um 2,1 Prozent. Das ist der schnellste Anstieg seit Anfang 1994. Ausgenommen sind dabei die Jahre, in denen es eine Umsatzsteuererhöhung gab. Die Zahlen zur Inflation aus der Hauptstadt Tokio mit 14 Millionen Einwohnern dienen als Frühindikatoren für die nationalen Daten, die erst nächsten Monat bekannt gegeben werden.

Die Teuerung in Tokio stieg im Oktober stärker als erwartet an

Hat die Bank of Japan die Inflation unterschätzt?

Die jüngsten Daten aus Tokio deuten darauf hin, dass der Aufwärtsdruck auf die Preise stärker sein könnte als die aktuelle Einschätzung des Gouverneurs der Bank of Japan (BOJ) Kazuo Ueda. Da die Preisentwicklung in Tokio als Frühindikator gilt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Zentralbank ihre Projektionen für die Inflation für dieses und für das nächstes Jahr anhebt.

Dies könnte bereits auf der Tagung des geldpolitischen Ausschusses am 31. Oktober geschehen. Bislang hat die BOJ trotz steigender Teuerung den Leitzins im negativen Bereich bei -0,1 Prozent p. a. belassen.

Zuletzt kündigte die BOJ sogar an, den Ankauf von fünfjährigen Staatsanleihen (JGBs) noch auszuweiten!

Yoshiki Shinke, leitender Ökonom am Dai-ichi Life Research Institute, meint dazu gegenüber Bloomberg News: „Das sind starke Zahlen. Das zeigt, dass Unternehmen ihre Kosten stärker als erwartet an die Verbraucher weitergeben können“. Shinke weiter; „Japans Kerninflation steigt wahrscheinlich weiter an.“

Die hartnäckige Inflation wird dazu beitragen, die Marktspekulationen über eine Änderung der Zinskurvenkontrolle der BOJ anzuheizen. Solche Spekulationen schwelen bereits seit einiger Zeit, da der Yen wegen der Zinsdifferenz immer weiter zum US-Dollar abrutscht. Zudem nähern sich die langfristigen Renditen in Richtung der von der BOJ tolerierten Obergrenze. Um zu verhindern, dass diese Grenze überschritten wird, müsste die BOJ noch mehr Geld drucken und JGBs aufkaufen. So würden die Kurse der längerfristigen Anleihen steigen und die Renditen wieder in den Toleranzbereich absinken.

Renditen zehnjähriger Staatsanleihen in Japan

BOJ zeigt sich gelassen

BOJ-Chef Ueda sagte, er gehe davon aus, dass der Preisdruck nachlassen werde, eine Prognose, die den jüngsten Trends entspreche. Auf nationaler Ebene stiegen die Verbraucherpreise in Japan ohne frische Lebensmittel im September um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr und fielen zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr unter 3,0 Prozent.

Die Beschleunigung des Preiswachstums in Tokio wurde vor allem durch den Anstieg der Hotel- und Unterkunftskosten um 43 Prozent und eine Halbierung der Subventionen, die die Stromrechnungen gedrückt haben, vorangetrieben. Diese Faktoren überwogen rückläufige Komponenten im Preisindex. So sank die Teuerung für die Preise für verarbeitete Lebensmittel im Oktober.

Die Verbraucherpreise ohne frische Lebensmittel und Energie, ein zuverlässiger Indikator für Inflationstrends, stieg um 3,8 Prozent und verlangsamten sich damit von einem revidierten Tempo von 3,9 % im September, übertraf gleichwohl die Konsensprognose von 3,7 Prozent.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Die BOJ sollte eigentlich etwas gelernt haben seit EZB und FED so „kompetent“ auf die Inflationsanstiege reagiert haben. Zu vermuten ist, dass hier nicht mehr lange mit dem Anziehen der Zinsschraube gewartet werden kann. Wie hier von Fugi und Kollegen schon thematisiert, kann das zu gröberen Verwerfungen anlass geben.

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