Immobilien

Banken mit 1 % Risikovorsorge auf Volumen der Gewerbeimmobilien-Kredite

10 Banken treffen 2,3 Milliarden Euro Risikovorsorge, bei einem Engagement in Gewerbeimmobilien-Krediten über 300 Milliarden Euro.

Bankentürme in Frankfurt
Bankentürme in Frankfurt. Foto: frimufilms-Freepik.com

Wenn Banken für ein Kreditengagement in einem kompletten Segment ca 1 % der Kreditsumme als Risikovorsorge für Kreditausfälle zurücklegen, dann bedeutet das was? Sie scheinen das Volumen der Ausfälle als ziemlich gering einzuschätzen in Relation zum gesamten Engagement. Und wenn das so eintritt, dann kommen die Banken doch recht glimpflich durch die Krise? Es geht in diesem Fall um die Immobilienkrise, genauer gesagt bei Krediten für Gewerbeimmobilien.

Banken mit 2,3 Milliarden Euro Vorsorge bei Gewerbeimmobilien-Krediten

Zehn der größten deutschen Banken haben im vergangenen Jahr zusammen mehr als 2,3 Milliarden Euro an Risikovorsorge für Gewerbeimmobilien-Kredite gebildet, wie eine Auswertung von Bloomberg News aktuell zeigt. Das ist mehr als die Hälfte ihrer gesamten Rückstellungen für 2023.
Hintergrund für die hohe Vorsorge sind die Verwerfungen am Immobilienmarkt. Stark gestiegene Finanzierungskosten, sinkende Gebäudebewertungen und anziehende Büroleerstände haben Kreditnehmer grundsätzlich unter Druck gesetzt. Hinzu kommt das Exposure einiger Banken gegenüber dem bröckelnden Immobilien-Imperium von René Benko.

Die Helaba hat im vergangenen Jahr mit 556 Millionen Euro die höchste Risikovorsorge für Gewerbeimmobilien getroffen. Die Landesbank gilt als einer der größten Finanziers von Benkos Signa-Konglomerat. Dahinter folgt mit 441 Millionen Euro die Aareal Bank, die nach eigenen Angaben zwar kein Signa-Exposure hat, aber stark in den USA engagiert ist. Dort waren die Turbulenzen bei Büroimmobilien besonders heftig.

Grafik zeigt Risikovorsorge von zehn Banken für Kredite bei Gewerbeimmobilien

An dritter Stelle bei der Vorsorge ist die Deutsche Bank mit 388 Millionen Euro zu finden. Deutsche Pfandbriefbank, LBBW, HCOB, DekaBank, NordLB und DZ Hyp liegen jeweils zwischen gut 200 Millionen Euro und gut 100 Millionen Euro. Keine Angaben macht die Commerzbank. Grundsätzlich sind die deutschen Banken bei Immobilien recht stark engagiert, verglichen mit Instituten in anderen europäischen Ländern. Die zehn deutschen Banken in der aktuellen Bloomberg-Auswertung kamen Ende vergangenen Jahres auf ein Gesamtvolumen von rund 300 Milliarden Euro im Segment der Gewerbeimmobilien-Finanzierung.

Grafik zeigt Bestand an Gewerbeimmobilien-Krediten

Das mit Abstand größte Engagement bei Gewerbeimmobilien hat die LBBW mit rund 63 Milliarden Euro. Das liegt auch an der Übernahme der Berlin Hyp im Sommer 2022. Dahinter folgen die DZ Hyp mit 47 Milliarden Euro und die Helaba mit etwa 43 Milliarden Euro. Deutsche Bank, Pfandbriefbank und Aareal Bank liegen jeweils zwischen 30 Milliarden Euro und 40 Milliarden Euro, die NordLB weist 18 Milliarden Euro aus. Bei Commerzbank, HCOB und DekaBank sind es jeweils knapp 10 Milliarden Euro.

Kürzlich veröffentlichte Daten der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde für den gesamten deutschen Bankensektor zeigen, dass sich das Volumen notleidender Gewerbeimmobilien-Kredite Ende Dezember auf 13,6 Milliarden Euro belief. Drei Monate zuvor waren es erst 9,7 Milliarden Euro.

Hinweis: Deutsche Banken weisen ihre Daten zu Gewerbeimmobilien nicht nach einer einheitlichen Systematik aus. Die Angaben in der Bloomberg-Auswertung sind daher nicht immer direkt miteinander vergleichbar, bieten allerdings eine Annäherung an das Gesamtbild. Die großen Immobilienfinanzierer BayernLB und MünchenerHyp haben bislang noch keine Zahlen veröffentlicht.

FMW: 2,3 Milliarden Euro Rückstellungen bei zehn Banken für möglicherweise ausfallende Kredite bei 300 Milliarden Kreditvolumen. Kommen die Banken also glimpflich durch diese Krise?

FMW/Bloomberg



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