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Wetten auf ETF-Nachfrageschock im kommenden Jahr Bitcoin: 160 Prozent Kurserholung in 2023 – jetzt herrscht Gier

Bitcoin-ETF-Zulassung durch US-Börsenaufsicht wird bis zum 10. Januar 2024 erwartet und ein neues "Halving" steht für Ende April an.

Bitcoin-Logo in der chinesischen Metropole Hongkong
Bitcoin-Logo in Hongkong | Foto: Paul Yeung / Bloomberg

Die Weltuntergangsstimmung, die die Krypto-Märkte und auch den Bitcoin Ende 2022 nach einem Verlust von 1,5 Billionen US-Dollar Marktkapitalisierung erfasste, ist 12 Monate später einer ganz anderen Stimmung gewichen: Gier!

Bitcoin steigert Marktwert um über eine halbe Billion US-Dollar

Bitcoin (BTC) überkompensierte in diesem Jahr mit einem Anstieg von mehr als 160 Prozent die Vorjahresverluste deutlich und steigerte seine Marktkapitalisierung um rund 530 Milliarden US-Dollar. In der Folge erlebten unzählige Alt-Coins, von Solana (SOL) bis hin zu Meme-Coins mit Hunde- und Froschmotiven, einen Aufschwung, da die Anleger wieder Blut leckten. Ein Investor, der Anfang 2023 z. B. den Token Solana für 100.000 US-Dollar kaufte, kann sich über einen Gewinn von mehr als 800.000 US-Dollar freuen.

Ein großer Teil der neuen Goldgräberstimmung bei den Kryptowährungen beruht auf der Zuversicht, dass die US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) dem ersten börsengehandelten Spot-Markt Bitcoin-Fonds (Bitcoin-ETF) die Zulassung erteilen wird. Ein ETF also, der direkt in Bitcoin investiert. Weitere ETFs dieser Art könnten dann schnell folgen. Anleger werden bis zum 10. Januar erfahren, ob diese Wette, die die Krypto-Bullen als nahezu sicheren Gewinn betrachten, aufgeht.

„Die Zulassung der Spot-ETFs wird ein wichtiger Katalysator sein, sie wird definitiv einen Nachfrageschock auslösen“, da Mainstream-Investoren derzeit ein „konformer“ Investitionskanal mit hoher Bandbreite für den Token fehlt, so Michael Saylor, Mitbegründer von MicroStrategy Inc., gegenüber Bloomberg TV.

Auf den Märkten für digitale Vermögenswerte gibt es immer noch viele Kritiker, die behaupten, Krypto-Währungen seien grundsätzlich wertlos und ein Zufluchtsort für Kriminelle. Binance, die größte Börse, stimmte im November der Zahlung einer Geldstrafe von 4,3 Milliarden US-Dollar für eine Reihe von gesetzlichen Verstößen zu, woraufhin der Vorstandsvorsitzende Changpeng Zhao zum Rücktritt gezwungen wurde. Zudem wurde Bankman-Fried wegen Betrugs bei FTX inhaftiert und die Liquidität im Krypto-Markt hat sich nach dem Zusammenbruch seines Imperiums noch nicht vollständig erholt.

Im Vergleich zu anderen Anlageformen und absolut betrachtet war das Jahr 2023, anders als das Vorjahr, für den Pionier unter den digitalen Währungen in Sachen Wertentwicklung gleichwohl sehr erfolgreich:

Bitcoin in 2023 wieder Renditechampion
Bitcoin in 2023 mit Vorzeigejahr

Neues „Halving“ steht 2024 an

Die Rallye von Bitcoin übertraf in diesem Jahr sowohl Aktien als auch Gold. Fans der Digitalwährung weisen zudem darauf hin, dass voraussichtlich am 23. April 2024 ein alle vier Jahre stattfindendes Ereignis, das als Emissions-Halbierung – oder „Halving“ – bekannt ist, das Angebotswachstum der Digitalwährung bremsen und neben der potenziellen ETF-Nachfrage eine zusätzliche Stütze für die Preisentwicklung des Token darstellen wird.

Die dominierende Kryptowährung wird immer noch deutlich unter ihrem Rekordwert vom November 2021 von fast 69.000 US-Dollar gehandelt.

Bitcoin notiert noch deutlich unter seinen Höchstständen

Krypto-Aktien und Derivate im Höhenrausch

Die Bitcoin-Miner Marathon Digital Holdings Inc., Riot Platforms Inc., die führende US-Kryptobörse Coinbase Global Inc. und das Softwareunternehmen, das zum bedeutenden Bitcoin-Investor wurde, MicroStrategy, profitierten laut Bloomberg ebenfalls von dem Comeback der Krypto-Märkte. Der fast 400-prozentige Zuwachs von Coinbase fand sogar trotz einer Klage der Securities and Exchange Commission (SEC) wegen angeblicher Betreibung einer nicht registrierten Plattform statt. Eine Anschuldigung, die das Unternehmen bestreitet:

AKtien von KRyptobörsen und Bitcoin-Investoren konnten vom Bitcoin-Come-Back profitieren
Krypto-Aktien profitieren vom Comeback von Bitcoin & Co.

Bitcoin-Derivate verzeichneten im Jahr 2023 einen starken Aktivitätsschub. Laut CCData überstiegen die offenen Positionen für Bitcoin-Optionen an Deribit, der größten Krypto-Derivate-Börse, im Dezember erstmals die Marke von 16 Milliarden US-Dollar. Auch das offene Interesse (Open Interest; Anzahl aller offenen Kontrakte) bei Bitcoin-Futures erreichte ein bahnbrechendes Niveau bei der CME Group, die nun mit Binance um den Spitzenmarktplatz für solche Finanz-Instrumente konkurriert:

Finanzderivate auf Bitcoin explodieren förmlich
Nachfrage nach Bitcoin-Optionen erreicht neue Rekordniveaus

Handelsvolumen steigt auch bei NFTs wieder an

Das wöchentliche Handelsvolumen für nicht fungible Token (NFTs, z. B. digitale Sammlerstücke) ist nach Angaben des Datenanbieters Nansen von einem Tiefststand von weniger als 50 Millionen US-Dollar im Oktober auf rund 180 Millionen US-Dollar in diesem Monat gestiegen. Aber sie machen nur einen Bruchteil des Höchststands von 1,8 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 aus, so Bloomberg News. Dies deutet darauf hin, dass der Krypto-Markt insgesamt noch einen langen Weg vor sich hat, um das Interesse wiederzubeleben, das der Sektor während der Pandemie, als die Welt von Konjunkturprogrammen überschwemmt wurde, weckte:

Der Markt für Non-Fungible-Token bzw. NFT erholt sich nur langsam
Der Markt für NFTs erholt sich nur langsam

Pleite von Bankman-Frieds FTX und Alameda belasten noch immer

Während der Preis von Bitcoin im zu Ende gehenden Jahr sprunghaft angestiegen ist, weist der Krypto-Markt immer noch Narben vom Zusammenbruch der Handelsplattform FTX von Bankman-Fried sowie seines Handelshauses Alameda Research im November 2022 auf.

Die Markttiefe bzw. die Fähigkeit des Krypto-Marktes, relativ große Aufträge zu schultern, ohne die Preise übermäßig zu beeinflussen, verdeutlicht das Problem. Der tägliche Wert von Geschäften, die innerhalb von 1 Prozent des Mittelpreises von Bitcoin an zentralisierten Börsen liegen, ist von 1,5 Milliarden US-Dollar im April letzten Jahres um 55 Prozent auf etwa 680 Millionen US-Dollar gesunken, wie Daten von Kaiko gemäß Bloomberg News zeigen:

Der FTX Kollaps hat bei der Markttiefe am Krypto-Markt SPuren hinterlassen
Deutlich gedrückte „Markt-Tiefe“ bei Bitcoin-Transaktionen in Folge der FTX-Pleite

Starke Verschiebung bei Marktanteilen

In diesem Jahr kam es zudem zu großen Verschiebungen bei den Marktanteilen der Krypto-Börsen. Binance bleibt zwar der größte Handelsplatz, aber sein Anteil am Spot-Markt-Handel sank laut Kaiko-Daten bis Mitte Dezember von über 65 Prozent zu Beginn des Jahres 2023 auf etwa 44 Prozent ab. Auf Asien ausgerichtete Plattformen wie Upbit, Bybit und OKX haben einen Großteil des Geschäfts absorbiert, das Binance verloren ging:

Marktanteile der Kryptobörsen zum Jahresanfang 2023
Marktanteile der Krypto-Börsen zum Jahresanfang 2023

Und so gestalten sich die Marktanteile der Krypto-Börsen zum Ende des Jahres 2023 (Stand: 14. Dezember):

Bitcoin und Krypto-Börse Binance verliert in 2023 deutlich Marktanteile

Konklusion & Ausblick

Der Flurschaden, den der Crash am Kryptom-Markt und die diversen Skandale hinterlassen haben, ist noch nicht vollständig behoben. Doch das Vertrauen der Anleger kehrt durch die Fantasie neuer Nachfrager nach Bitcoin in Form von Exchange Traded Funds (ETF) und mit jedem neuen zyklischen Hoch der Digitalwährung mehr und mehr zurück.

Sollte die SEC tatsächlich, und danach sieht es aktuell stark aus, den ersten Spot-Markt ETF für Bitcoin zulassen, dürften v. a. viele institutionelle Anleger dieses Vehikel nutzen, um erstmals direkt in BTC zu investieren. Das dürfte die Akzeptanz der digitalen und dezentralen Währung erhöhen, ebenso wie die Nachfrage.

Da gleichzeitig ein neues „Halving“ im Jahr 2024 ansteht, könnte sich die Kombination aus zunächst steigender Nachfrage durch ETFs (es liegen mehrere zur Zulassung vor) und der Verringerung bei dem „Schürfen“ neuer Bitcoins positiv auf die Wertentwicklung im neuen Jahr auswirken.

Zu bedenken bleibt das Risiko, dass nach der Einführung diverser Bitcoin-Finanzderivate (Optionen, Future-Kontrakte, CFDs etc.) nach der Party eine fast depressive Katerstimmung folgte.

Dieses Szenario muss sich aber nach der Einführung von Spot-Markt-ETFs nicht wiederholen, da anders als im Jahr 2022 der Krypto-Markt nicht mit dem aggressivsten Zinssteigerungszyklus seit 40 Jahren durch die mächtige Notenbank US-Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) konfrontiert ist. Im Gegenteil sieht es eher nach einer gelpolitischen Wende im kommenden Jahr aus, die dem liquiditätssensiblen Bitcoin ebenfalls zugutekommen könnte.

FMW/Bloomberg

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3 Kommentare

  1. Herr Zipfel, wünsxhe İhnen frohe weihnachten und einen guten start ins neue jahr.

    vg md

  2. Vielen herzlichen Dank md, das wünsche Ihnen ebenfalls!

  3. Außer einer baldigen Korrektur wird nichts großartiges bei den Kryptos passieren. Alles tendiert Richtung neuer Allzeithochs und (teilweise) tausender Prozente Wertsteigerung. Kennt man doch inzwischen bei den Altcoins.

    Google-Trends für Bitcoin im Jahr 2020 in Deutshland hat Werte von 100 erreicht. Momentan stehen wir bei 43. Kein großes Interesse also. Bei Gold stehen wir momentan bei 100, da würde ich mir eher Sorgen machen.
    In den USA stehen wir bei Bitcoin bei den Google-Trends bei 17, der Hochpunkt war 2020 mit 100 Punkten.
    Gold steht in den USA bei 83 Punkten.
    Bitcoin Fear and Greed Index = 70 (Gier)
    Gold Fear and Greed Index = 66 (Gier)

    Es lässt sich allein durch diese vollkommen leicht zugänglichen Daten eine klare Richtung für Gold und Bitcoin prognostizieren:

    Gold wird fallen.
    Bitcoin wird steigen.

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