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Börse: Trumpfkarte und Gefahr für Trump

So dürfte das Motto der Börse bis zur US-Wahl nicht nur lauten: It’s the economy, stupid, sondern eher: It’s the stock market, stupid!

Fazit: Die Börse am Ende des Jahres 2019

Ein exzellentes Jahr geht an der Börse zu Ende, mit eigentlich moderaten Schwankungen, aber mit einem fast mustergültigen Verlauf, wenn man die Saisonalität heranzieht. Januareffekt (wie der Januar so das Jahr), Sell in May (but remember to….), das Sommerloch im August, die Jahresendrally, die in eine Santa Claus Rally mündete. Wer hätte das zu Jahresbeginn geglaubt?

Möglich gemacht hatte dies eine „dovishe“ US-Notenbank und zahlreiche Zentralbanken, die in einem wahren Zinssenkungsrausch (ungewöhnlich prophylaktisch) das Zinsniveau gesenkt haben, so dass TINA (there is no alternative) in ungewöhnlicher Deutlichkeit geherrscht hat. Waren nicht bereits ein Viertel aller Anleihen (17 Billionen Dollar) weltweit in negativem Bereich?

Dazu ein US-Präsident, der einen Handelskrieg geführt hat, aber in seinen Eskalationen nur immer so weit gegangen ist, dass weder die Wall Street noch der US-Konsum ernsthaft tangiert wurden. Die ganze Wirtschafts-Weltpresse ging einem Präsidenten auf den Leim, der alle paar Stunden den Kurs des Dow Jones checkte. Bei neuen Highs trat er regelmäßig triumphierend vor die Presse, bei Kursrückschlägen kam sein persönliches „Plunge Protection Team“ in Gestalt von Larry Kudlow oder Steven Mnuchin zum Einsatz, die vom unmittelbar bevorstehenden Deal fabulierten. Oder der Maestro selbst mit seiner Twitter-Waffe.

Erst als es zum 15. Dezember mit der Brachial-Bezollung der US-Verbrauchsgüter brenzlig wurde, lenkte er ein und es kam zum Waffenstillstand. Ein verrücktes Jahr und nicht wenige (auch die Bank of America Merril Lynch) gingen von der totalen Eskalation im Handelskrieg aus. Die Wall Street war und ist das Regulativ des Präsidenten und zugleich seine Achillesferse. Die mittels Verschuldung (in Form einer Unternehmenssteuerreform) erreichte Steigerung der Marktkapitalisierung von 8,6 Billionen Dollar seit Beginn seiner Amtszeit vor drei Jahren ist eine unglaubliche Geldvermehrung und hat eine extreme Schere zwischen Aktienkursen und Unternehmenszahlen generiert. So dürfte das Motto der Börse bis zum 3. November 2020 nicht nur lauten: It’s the economy, stupid, sondern mehr denn je: It’s the stock market, stupid!

Kurzfristig sollte die Schwerkraft der Börse aber zur Wirkung kommen. Bei einem Fear&Greed-Index von 92/93 Punkten, einer Überinvestition von Fonds in Aktien, die unüblicherweise zum Jahresende nicht abgebaut wurde, dazu das Fehlen jeglicher Absicherung – da genügt bereits ein kleiner Anlass für ein reinigendes Gewitter.

Die Börse ist Trumps Trumpfkarte - aber sie kann auch zu einer Gefahr für ihn werden



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12 Kommentare

  1. Die Kurssteigerung von Apple ist durch die gigantischen Aktienrückkäufe bedingt und nicht durch Gewinne. Die stagnieren. In meinen Augen eine ungesunde Entwicklung.

    1. Sorry, dieser Kommentar war ein Lapsus.

  2. Apple hat nicht nur Aktien mit den Gewinnen zurück gekauft sondern mehr als 100 Mrd Dollar neue Schulden aufgenommen.

    Wenn Unternehmenschefs 10 mal mehr Geld durch Aktienoptionen als durch das schon sehr hohe Gehalt bekommen interessiert nicht mehr die Zukunft des Unternehmens sondern die Aktienkursentwicklung.

    Wie der Apfel schmeckt ist egal, Hauptsache so groß wie ein Kürbis. :))

    1. Nicht zu vergessen, dass Eva schon mit einem sehr viel kleinerem Apfel aus dem Paradies geflogen ist :-) Wohl nicht von ungefähr haben die sich das Sündenfall-Symbol als Firmen-Logo ausgesucht. Nomen est omen?!

  3. zum letzten Post:
    Apple’s total liabilities for the quarter that ended in Sep. 2019 was $248,028 Mil.

    Kurz und langfristige Verbindlichkeiten zusammen, langfristige sind um die 100 Mrd USD.

  4. Also ich kann den dargestellten Pessimismus in dem Artikel nicht ganz nachvollziehen.

    Welche finanzmathematischen Erwägungen sollten das denn sein, die den Aktienhype unterbrechen sollten? Solange die FED und andere Notenbanken Geld in das System pumpen, und keine Inflation zu Tage tritt, geht´s weiter aufwärts.

    Wieso sollten gerade die Wallstreet Trump gefährlich werden. Die sägen doch selbts nicht den Ast ab, auf dem sie sitzen.

    Klar wird es Korrekturen geben, aber tendenziell geht es bis zu den US-Wahlen weiter aufwärts.

    Fraglich ist nur, was nach Trumps Wiederwahl passiert. Dann muss er den Markt nicht mehr stützen und kann in die Vollen gehen. Was immer er vor hat.

    1. @Zimmermann. Hallo. Finden Sie, dass der Artikel-Tenor sehr pessimistisch ist? Aus meinen Argumenten geht doch hervor, dass man alles versuchen wird, 2020 den Markt zu stützen. Ich habe vor allem auf gewisse Exzesse hingewiesen. Soll der 80 Prozent-Anstieg der teuersten Firma der Welt Apple (ausgenommen Aramco) so weitergehen, ohne entsprechende Gewinnsteigerungen? Der Chart nimmt doch bereits die Gestalt einer Exponentialfunktion an. Soll Tesla nach 93 Prozent plus in sechs Monaten so weiter steigen? Um dann mehr wert zu sein als Vw, die 10 Millionen Kfz im Jahr verkaufen? Das alles schreit doch nach Korrektur. Das war der tiefere Sinn des Artikels. Ansonsten ist der monetäre Faktor immer noch gewaltig.
      Grüße

  5. @Zimmermann, sie werden langsam peinlich, wenn sie jeden nicht bullischen Bericht kritisieren. ( Oder machen sie die Stellvertretung von Betongoldi? ) Ich finde Wolfgang M. analysiert die Situation mit sehr viel
    Fachwissen u.beleuchtet alle Chancen u.Risken.
    Genau vor der Korrektur Ende 2018 hatten sie uns auch immer permabullisiert. Nachher hat man von Ihnen 2Monate Nichts mehr gehört. Es reicht ,wenn sie uns einmal pro Monat den Permabullen spielen u.nicht 3mal pro Woche.Übrigens Wallstreet ist nicht patriotisch, wenn die Ami-Aktien ausgereizt sind werden die DICKFISCHE auswandern u.in Märkte mit grösseren Chancen investieren.Ein ganz Dicker hat kürzlich entsprechende Aussagen gemacht.

    1. Realwirtschaftliche Daten und Fakten sind ohne Belang, solange die Notenabnaken Geld in das System pumpen. Das ist der Treiber der Aktienmärkte. Ob einem das gefällt oder nicht. Das hat nichts mit Permabullisieren zu tun. Sich dem Entgegenzustellen finde ich hingegen sinnfrei.

      1. @Zimmermann

        Es ist halt ein Unterschied, ob die Kurse durch realwirtschaftliche Fakten steigen oder durch Notenbankgeld.
        Zweiteres bedingt ein viel höheres Risiko, plötzlich nachhaltige Verluste zu erleiden.
        Einfach blauäugig in den Aktienmarkt rennen, weil die Notenbank Geld zur Verfügung stellt, ist gefährlich. Man muß da wohl andere Strategien fahren, als in „normalen“ Zeiten.

  6. Gestern sind 29 Aktien im DOW gefallen, 1 Aktie gestiegen – natürlich Apple – hier wurden noch schnell Aktienrückkäufe getätigt. Es ist immer gut nahe am ATH zu kaufen. Es wurden neue Kursziele von 350 Dollar ausgerufen, insofern ist Apple billig. :)

    Bei Gold und Euro scheint es auch Rückkaufprogramme zu geben. :))
    Weiter so!

  7. Wenn man sich EUR/USD und GBP/USD ansieht scheinen große Summen aus Amerika nach Europa transferiert zu werden. Schieben die Amerikaner Geld nach Europa oder holt sich Europa Geld aus Amerika zurück.
    Die Lösung scheint mir die City of London zu kennen.

    Guten Rutsch an die Leser der FMW und an DOW und SP500! .)

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