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Bundesbank: Den Banken steht ein heißer Sommer bevor!

FMW-Redaktion

Bundesbank-Vorstand Dr. Andreas Dombret hat gestern in einer Rede versucht die deutschen Banken wachzurütteln. Vor allem mit Blick auf das Nullzinsumfeld müssten sie ihre Geschäftsmodelle überarbeiten. Ihnen stünde ein heißer Sommer bevor, weil sie erst aktiv würden, nachdem ihr gerade angesammelter „Winterspeck“ abgeschmolzen sei, so formulierte es Dombret. Bis 2019 werde die Profitabilität der deutschen Banken um 25% fallen – sinke das Zinsniveau noch weiter, könnte sie sogar um 75% zurückgehen.

Auch könne es ein heißer Sommer werden, weil es keineswegs sicher sei, dass im derzeitigen Umfeld jedes Institut und jede Zweigstelle Teil einer nachhaltigen Bankenbranche sein könne. So möchte Dombret wohl andeuten, dass die Banken doch bitte weiterhin Filialen schließen sollen um ihre Kosten runterfahren zu können. Eine wirkliche Handlungsanleitung für die Banken erwähnt Dombret nicht, erwähnt aber dass viele Banken dabei seien ihr vom Zinsgeschäft unabhängiges Provisionsgeschäft auszubauen – also auf Deutsch gesagt Produkte an den Mann und die Frau bringen, wo man als Bank nach Vertragsunterschrift sofort eine Provision kassiert. Hier von Dombret´s Rede der wichtigste Teil im Original:


Meine Damen und Herren, es ist nicht überraschend, dass die zinsorientierten Geschäftsmodelle der Banken im Niedrigzinsumfeld zunehmend unter Druck geraten. Das betrifft gerade solche Banken, die von BaFin und Bundesbank beaufsichtigt werden. Das zeigt auch eine Umfrage, die wir bereits im vergangenen Jahr unter 1.500 kleinen und mittelgroßen deutschen Banken und Sparkassen durchgeführt haben. Das wichtigste Ergebnis lautet, dass die eigenen Planungen der Banken bis 2019 einen Rückgang der Profitabilität um rund 25 % erwarten lassen. Wird allerdings ein noch stärkerer Zinsrückgang angenommen beziehungsweise die Möglichkeit der Bilanzanpassung ausgeschlossen, so könnte die Profitabilität sogar bis zu 75 % zurückgehen.

Gewiss: Viele Institute haben die vergangenen Jahre dazu genutzt, Kapitalpuffer aufzustocken. Die Kernkapitalquote des gesamten deutschen Bankensystems ist gestiegen und lag Ende 2015 bei 15,6 Prozent. Der langfristige Trend einer Verbesserung der Eigenkapitalausstattung hat sich also auch im vergangenen Jahr fortgesetzt. Zur Erinnerung: Anfang 2008, dem Jahr der globalen Finanzkrise, betrug die Kernkapitalquote im Durchschnitt noch rund 9,1 Prozent. Die Institute haben sich also über die letzten Winter einen gewissen „Speck“ zugelegt. Die wichtigsten Indikatoren, die uns Aufseher qua Gesetz in Alarmbereitschaft versetzen, sind folglich eher unauffällig.

Zudem sind die negativen Auswirkungen der niedrigen Zinsen auf die Ertragslage und die Stabilität des deutschen Bankensystems gegenwärtig noch begrenzt. Insgesamt stieg das operative Ertragsniveau aller deutschen Banken 2014 bei rückläufiger Bilanzsumme moderat auf 121,5 Mrd Euro. Sogar der aggregierte Zinsüberschuss lag 2014 mit 90,4 Mrd Euro um 4,1 Mrd Euro über dem Vorjahreswert.

Aber angesichts der zuvor geschilderten Perspektive ist es höchst bedenklich, wenn Institute erst in dem Moment aktiv werden, in dem ihr „Winterspeck“ abgeschmolzen ist und sich die Ertragslage de facto verschlechtert. Deswegen steht nicht wenigen Instituten ein heißer Sommer, in dem sie zukunftsfähige Geschäftsmodelle einführen müssen, unmittelbar bevor. Heiß wird es auch deswegen, weil es angesichts des gegenwärtigen Umfelds keineswegs sicher ist, dass jedes Institut und jede Zweigstelle Teil einer nachhaltigen Bankenbranche sein kann.

Da könnte auch in mancher Führungsetage die Temperatur steigen: Für ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell gibt es im derzeitigen Umfeld des Bankgeschäfts keine Blaupause aus früheren Wirtschaftsphasen. Eine im Grunde naheliegende Reaktion auf die niedrigen Zinsen, nämlich dass Banken die Belastungen, die ihnen zum Beispiel aus den negativen Einlagezinsen entstehen, an ihre Kunden weitergeben, stößt in der Praxis auf Widerstände. Unsere Umfrage zeigt, dass angesichts eines hohen Wettbewerbsdrucks nur eine Minderheit der Banken erwägen würde, negative Zinsen einzuführen, wenn sich das Niedrigzinsumfeld verfestigt.

Zugleich engt auch der hohe Wettbewerb bei der Kreditvergabe den Handlungsspielraum deutscher Banken und Sparkassen ein. Dass die vergleichsweise stark vom Zinsgeschäft abhängigen Genossenschaftsbanken und Sparkassen ihren Zinsüberschuss zuletzt stabil gehalten haben, liegt auch daran, dass sie auf der Aktivseite der Bilanz das Kreditgeschäft ausgebaut und auf der Passivseite die Finanzierung hin zu niedriger verzinsten sehr kurzfristigen Sichteinlagen umgeschichtet haben. Dadurch werden freilich Zinsänderungsrisiken zu einer zunehmenden Gefahr.

Die strukturellen Probleme der deutschen Banken gelten gewiss auch für den europäischen Bankensektor insgesamt. Für die künftige Entwicklung deutet die vorhin genannte Umfrage stattdessen darauf hin, dass die Banken versuchen werden, ihre nicht so stark vom Zins abhängigen Geschäftsfelder auszubauen. Hier ist vor allem das Provisionsgeschäft zu nennen. Allerdings ist auch dies kein einfaches Unterfangen, da höhere Leistungsentgelte im Wettbewerb nur durch entsprechende zusätzliche Leistung gerechtfertigt werden können. Dies stellt insbesondere im Kontext der Digitalisierung und der neuen Wettbewerber eine Herausforderung dar. Lassen Sie mich also im Folgenden darauf eingehen.



Quelle: Deutsche Bundesbank



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