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Warum ich nicht in China-Aktien investiere China-Aktien kaufen – oder besser ein Besuch in Macao?

Ein Erfahrungsbericht

China Aktien Macao

Sollte man nach dem Crash China-Aktien kaufen? So wie der Starinvestor Michael Burry, der seine Wette auf zwei chinesische Unternehmen erhöht. Anlass für mich, einmal einen sehr subjektiven Artikel zu schreiben, warum ich mein Geld lieber im Casino in Macao setzen würde, anstatt es in chinesische Aktien anzulegen.

Dabei gibt es zwei Betrachtungsebenen: Zum einen meine persönliche Erfahrung und ein paar übergeordnete Gedanken.

Betrug, Scheinverkäufe und Verwandtschaft: Meine Erfahrungen mit Börsenkandidaten in China

Ich habe an zwei geplanten Börsengängen in China mitgearbeitet. Meine Aufgabe bestand in der Recherche zum Unternehmenswert. Ein befreundeter Anwalt bat mich in beiden Fällen, mir die Unternehmen genauer anzusehen. Meiner Erfahrung nach sind meine Erfahrungen eher der Normalfall als die Ausnahme.

Der erste Fall war ein Unternehmen, das von der Papierform sehr interessant aussah: Es stellte verschiedene, durchaus innovative Produkte her, hielt sogar ein paar Patente, verfügte über ein eigenes Grundstück, eigene Produktionsstätten und ein paar tausend Mitarbeiter. Umsatz und Gewinn waren gut, aber nicht überragend. Ein eher typisches mittelständiges Unternehmen, irgendwo in der chinesischen Provinz.

Zwei Arbeitstage und viele Interviews und Durchsichten der Unternehmensdokumente später stellte sich das Ganze völlig anders dar: Das Unternehmen, das die Platzierung an der Börse anstrebte, bestand in Wirklichkeit aus einer Reihe von rechtlich unabhängigen Einheiten: Jeweils das Grundstück, das Gebäude und die Maschinen waren im Eigentum von drei verschiedenen Firmen. Das Personal stellte Unternehmen Nummer vier, die Patente und der Vertrieb waren in Unternehmen Nummer fünf organisiert. Geleitet wurden die Unternehmen jeweils von fünf unterschiedlichen Personen, die alle miteinander verwandt oder verschwägert waren. Die Bewertung des Unternehmens fiel gemäß dieser Erkenntnisse entsprechend niedriger aus, sehr zum Unverständnis der beteiligten Personen aus dem Unternehmen. Die begleitende Kanzlei hat sich vom Börsengang verabschiedet.

Der zweite versuchte Börsengang, bei dem ich mitwirkte, war nicht weniger ernüchternd. Auch dieses Unternehmen sah auf dem Papier eigentlich gut aus. Zusammen mit einem Wirtschaftsprüfer nahmen wir die Bücher dieses Unternehmens genauer unter die Lupe. Ein paar Tage und ein paar „Sauna“-Besuche (ja, es ist das, was der Leser vermutet) später erklärten sich einige Auffälligkeiten in der Buchhaltung und im Lager. Ein Großteil des Umsatzes waren Scheinverkäufe: Befreundete Unternehmen erwarben Produkte und auf mäßig verwischten Umwegen kamen die Produkte wieder zurück in das Lager. Als Gegenleistung kaufte das Unternehmen Produkte, für die es nun wirklich keine Verwendung hatte. Auch in diesem Fall zog sich die beteiligte Kanzlei von der Beratung zurück.

Für beide Fälle würde ich sagen, dass es, zumal in der Provinz, eher zum normalen Geschäftsgebaren gehört. Entsprechend groß war das Maß an Unverständnis auf chinesischer Seite, warum solche Verhaltensweisen nicht akzeptabel sind.
Soweit meine beiden persönlichen Erfahrungen.

Die politischen Fallstricke des Aktienmarktes in China

Übergeordnet ist das größte Risiko sicherlich der Einfluss der Politik auf einzelne Unternehmen und ganze Branchen.

Ab einer gewissen Größe sind Unternehmen auf den Schutz durch die Politik angewiesen, was bedeutet, dass ein Unternehmen sein Netzwerk auf „Guanxi“, „Beziehungen“, aufbauen muss und sich somit in Abhängigkeiten begibt. Vor längerer Zeit hatte ich hier einen Artikel über die verschiedenen Netzwerke um Xi Jinping und andere Führer geschrieben und dabei auch nur die Oberfläche angekratzt. Das Risiko, in ein Netzwerk zu geraten, das politisch ins Abseits gerät, ist groß. Die Kastration von Alibaba, also eines der beiden Unternehmen, in die Michael Burry investiert hat, ist ein Paradabeispiel. Alibaba gehört zur Einflusssphäre des Clans vom ehemaligen Generalsekretärs Jiang Zhemin und damit zur sogenannten „Shanghai Clique“, die unter Xi Jinping deutlich an Macht verloren hat.

Noch höher ist das Risiko der Firmengründer, sich selbst ins Abseits zu manövrieren. Die Liste ist lang:

Jack Ma, der Gründer von Alibaba, hat es geschafft und wurde ausgebootet. Die Insolvenz von Sunning, einem der größten Anbieter für Haushaltsgeräte, also vergleichbar mit Saturn oder Media Markt, ist ein weiteres Beispiel. Aktuelles Beispiel ist Bo Fan, Gründer und Vorsitzender von China Renaissance Holding, ein ehemaliges Wunderkind, das mit 25 schon Partner bei Morgan Stanley wurde. Nach etwa einem Jahr, seitdem er von einem Tag auf den anderen verschwand, ist er nun offiziell nicht mehr Vorsitzender seines Unternehmens und die Marktkapitalisierung der China Renaissance Holding ist von 1,2 Milliarden Euro auf nur noch knapp 500 Millionen Euro gefallen.

Jeden Tag verschwinden Unternehmensführer im gesamten Land – in der Mehrzahl der Fälle bedeutet dies, dass das betreffende Unternehmen über kurz oder lang an Relevanz verliert oder sogar ganz als Marktteilnehmer verschwindet.

Ein weiteres Anlagerisiko ist die direkte Einmischung der Politik, indem sie von einem Tag auf den anderen die Spielregeln für ein Unternehmen oder eine Branche ändert. Wieder ist Alibaba mit seiner Sparte Ant Financing ein gutes Beispiel: Der Börsengang wurde kurzfristig abgesagt, da die chinesische Regierung die Spielregeln änderte. Eine Rechtssicherheit, wie wir sie in Deutschland kennen, wo Gesetzesinitiativen einen langen Prozess und relativ lange Übergangszeiten vorsehen, gibt es in China nicht. Was in Peking beschlossen wird, ist meist eine Black Box: Gesetze werden gerne an einem Tag verkündet und am nächsten Tag treten sie in Kraft. Und können damit innerhalb von Stunden massive Vermögenswerte verbrennen. Ein anderes Beispiel war die Ankündigung, dass „Nachhilfe“ und Tutoring nicht mehr gewinnorientiert sein darf – ein Markt, der etwa 100 Milliarden Dollar umfasste. Mittlerweile dürfte der Markt nur noch ein Bruchteil umfassen und dementsprechend sind die Börsenwerte, die in New York gehandelt werden, massiv eingebrochen.

Fehlende Rechtssicherheit ist auch ein Thema bei Vermögenswerten. Gerade bei Unternehmen, deren Vermögen auf dem Festland liegen, aber deren Aktien und Anleihen in Hongkong, London oder New York gehandelt werden. Die endgültige Liquidation von Evergrande an der Hongkonger Börse wirft die Frage auf, ob die Kapitalgeber in irgendeiner Weise Zugriff auf die Werte auf dem Festland erhalten. Es ist noch nicht einmal klar, ob die Liquidierungsanweisung aus Hongkong irgendwelche Rechtsfolgen in der Volksrepublik hat.

Casino oder China-Aktien?

Ein Besuch in einem Casino in Macao vernichtet meine Ersparnisse ebenso zuverlässig wie ein Engagement in chinesische Aktien. Es geht nur schneller – und ist mit einem wesentlich höheren Unterhaltungswert verbunden, zumal ich bisher das Glück hatte, meine Casinoaufenthalte gesponsert bekommen zu haben. Für Profis wie Michael Burry mag sich ein Engagement lohnen.



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2 Kommentare

  1. Das dürfte allgemein ein Problem in vielen emerging markets sein. Indien mit dem undurchsichtigen Konglomerat Tata wäre mir auch zu suspekt.

  2. Vielleicht hat Herr Fugmann doch recht:

    Jen-Hsun Huang (chinesisch 黃仁勳, Pinyin Huáng Rénxūn; * 17. Februar 1963 in Tainan, Taiwan) ist ein taiwanisch-US-amerikanischer Unternehmer und Manager. Huang war 1993 Mitbegründer des Grafikprozessorherstellers Nvidia und ist seitdem CEO des Unternehmens.

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