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Was steckt dahinter? China: Ausländische Investoren fliehen – nur die Deutschen nicht

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Während die meisten ausländischen Investoren im Jahr 2023 China den Rücken kehrten, blieben die deutschen Unternehmen dem asiatischen Riesen treu. Sie investierten sogar mehr als je zuvor in China und stellten damit einen neuen Rekord auf. Doch China wurde dennoch von den USA als wichtigstes Zielland deutscher Investitionen überflügelt.

Ausländische Direktinvestitionen in China brechen ein

Direktinvestitionen in China sind laut offiziellen Daten der State Administration of Foreign Exchange (SAFE) von gestern zusammengebrochen. Die Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen in China im Jahr 2023 beliefen sich netto auf 33 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Rückgang von 82% im Vergleich zum Vorjahr und stellt den niedrigsten Betrag seit 1993 dar.

Dies unterstreicht erneut, wie pessimistisch Unternehmen und Investoren im vergangenen Jahr insgesamt in Bezug auf die Aussichten für China waren. Die Frage für dieses Jahr wird sein, ob es eine Erholung geben wird oder die Investitionen weiterhin schwach bleiben werden.

Laut Daten des Nationalen Statistikbüros (NBS) sanken die Gewinne ausländischer Industrieunternehmen in China im Jahr 2023 im Jahresvergleich um 6,7%. Ein genauerer Blick auf die gestern veröffentlichten Zahlen zeigte, dass die Investitionen im dritten Quartal 2023 erstmals seit 1998 zurückgingen, mit einer Wende zu moderatem Wachstum im vierten Quartal. Diese Zahlen sollten nicht mit den Daten des Handelsministeriums verwechselt werden, die Anfang dieses Jahres veröffentlicht wurden und einen Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren zeigten. Diese Zahlen beinhalteten nicht die reinvestierten Gewinne bestehender ausländischer Unternehmen.

Deutsche Direktinvestitionen in China erreichen Rekordhöhe

Während die ausländischen Direktinvestitionen in China insgesamt stark zurückgingen, zeigten die deutschen Direktinvestitionen in China (inklusive Hongkong) einen gegenläufigen Trend. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sind die deutschen Direktinvestitionsströme nach China im Jahr 2023 auf 11,9 Milliarden Euro gestiegen, was einen neuen Höchststand darstellt. Diese Investitionen wurden allein durch die reinvestierten Gewinne der deutschen Unternehmen in China finanziert. Von 2021 bis 2023 haben deutsche Firmen genauso viel neu in China investiert wie in den sechs Jahren von 2015 bis 2020. Die Studie zeigt zudem, dass es keine Diversifizierung der deutschen Direktinvestitionen weg von China gab. Der Anteil Chinas an den weltweiten deutschen Direktinvestitionsströmen stieg sogar auf 10,3 Prozent, was den höchsten Wert seit 2014 bedeutet. Auch im Vergleich zum übrigen Asien gab es keine nennenswerte Verlagerung der deutschen Direktinvestitionen.

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Eine weitere interessante Beobachtung ist, dass es eine wachsende Kluft zwischen den deutschen Direktinvestoren in China gibt. Während einige wenige Großunternehmen, vor allem aus der Autoindustrie, weiterhin stark in China investieren, scheinen viele andere Mittelständler ihr Engagement in China zu reduzieren oder sogar ganz aufzugeben. Dies geht aus einer Studie der Rhodium Group hervor, die sich auf die Daten der Deutschen Bundesbank stützt. Die Studie zeigt, dass die Zahl der deutschen Direktinvestoren in China seit 2015 kontinuierlich gesunken ist, von 5.271 auf 4.248 im Jahr 2020. Dies deutet darauf hin, dass kaum neue deutsche Unternehmen in den chinesischen Markt eingetreten sind, während einige bestehende Unternehmen sich zurückgezogen haben. Die Studie nennt mehrere Gründe für diese Entwicklung, wie zum Beispiel die steigenden Produktionskosten, die wachsende Konkurrenz durch chinesische Anbieter, die regulatorischen Hürden und die politischen Spannungen. Die Studie warnt, dass diese Entwicklung negative Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der deutschen Wirtschaft haben könnte, wenn sie nicht durch eine stärkere Diversifizierung der Direktinvestitionen in andere asiatische Länder oder Regionen ausgeglichen wird.

Deutsche Direktinvestitionen in die USA überflügeln China

Im Gegensatz zu den deutschen Direktinvestitionen in China sind die deutschen Direktinvestitionen in die USA deutlich höher, sowohl in Bezug auf die jährlichen Direktinvestitionsströme als auch auf den gesamten Kapitalbestand. Die Direktinvestitionsströme messen die Neuinvestitionen oder Desinvestitionen in einem bestimmten Jahr, während der Kapitalbestand die Summe aller bisher getätigten Direktinvestitionen darstellt. Laut den Daten der Deutschen Bundesbank belief sich der Kapitalbestand deutscher Direktinvestitionen in den USA im Januar 2022 auf 431,5 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 26,2 Milliarden US-Dollar gegenüber dem Vorjahr entspricht. Deutsche Unternehmen kündigten im letzten Jahr Rekordinvestitionen in Höhe von 15,7 Milliarden US-Dollar in US-Projekten an, verglichen mit 8,2 Milliarden US-Dollar im Vorjahr, so Daten, die von fDi Markets zusammengestellt wurden. Diese Summe übertrifft die 5,9 Milliarden US-Dollar, die in China zugesagt wurden, bei weitem.

Die deutschen Direktinvestitionen in China und in die USA folgen zwei ganz unterschiedlichen Logiken. In China investieren die deutschen Unternehmen vor allem, um sich einen festen Platz in dem riesigen und wachsenden Markt zu sichern. Sie nutzen China nicht mehr primär als billige Werkbank, sondern als Absatzmarkt für ihre Produkte. Damit reduzieren sie auch ihre Abhängigkeit von den globalen Lieferketten, die durch Krisen gestört werden könnten.

In den USA investieren die deutschen Unternehmen vor allem, um von den lukrativen Subventionen und Steuervorteilen durch den Inflation Reduction Act (IRA) zu profitieren, die die US-Regierung für grüne Technologien und Projekte anbietet. Sie verfolgen damit eher eine kurzfristige Opportunität, die sich schnell ändern könnte, wenn sich die politischen Rahmenbedingungen ändern.



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