Asien

China: BIP steigt stärker als erwartet

Die Wirtschaftsleistung in China (BIP) ist laut aktuellen Daten stärker gewachsen als erwartet. Hier ein Überblick mit einer Einordnung.

Blick auf Shanghai in China

Das Bruttoinlandsprodukt von China steigt stärker als erwartet. Treiber sind ausgerechnet die Sorgenkinder – der Konsum. Nach Angaben des Nationalen Statistikamtes (NBS) stieg das Bruttosozialprodukt (BIP) im dritten Quartal um 4,9% gegenüber dem Vorjahr. Die Erwartungen im Vorfeld lagen bei 4,4%, und gegenüber dem zweiten Quartal war dies eine Steigerung von 1,3%.

Wiederbelebung des Konsums: Chinas ‚Sorgenkind‘ rettet die Lage

Treiber des überraschend guten Ergebnisses war ausgerechnet das Sorgenkind der chinesischen Wirtschaft: der Konsum. Die Wertschöpfung des Service-Sektors stieg um 6,0% gegenüber dem Vorjahr. Die Einzelhandelsumsätze waren um 5,5% höher, darunter die Umsätze von Konsumgütern um 5,5%. Die Einnahmen des Hotel- und Gaststättengewerbes erhöhten sich um 18,7%. Kurios mutet daher der Kommentar des NBS dazu an: „Wir sollten uns bewusst sein, dass das äußere Umfeld immer komplexer und ernster wird, während die inländische Nachfrage unzureichend bleibt, und die Grundlage für wirtschaftliche Erholung und Wachstum weiter gestärkt werden muss.“ Mit diesen Zahlen dürfte das ausgegebene Ziel von „um 5%“ Wirtschaftswachstum erreicht werden. Denn nun genügt für das vierte Quartal ein Wachstum von 4,4%. Da die chinesische Wirtschaft im Dezember letzten Jahres praktisch eingebrochen war, dürfte dort die Steigerung im Jahresvergleich entsprechend groß sein.

Unkenrufe ungerechtfertigt?

Sind die Unkenrufe über den Zustand der chinesischen Wirtschaft also ungerechtfertigt? Sicherlich nicht. Denn so beachtlich die Steigerungen sind, fallen sie nur deshalb so hoch aus, weil die Vergleichsbasis gering ist. Denn im dritten Quartal des letzten Jahres waren noch große Teile der Bevölkerung im Lockdown. Dies macht sich besonders im Gastronomie- und Servicebereich bemerkbar: Wer nicht rausgehen kann, kann auch nicht auswärts essen gehen. Die Menschen waren in ihren Wohnungen gefangen und mussten von der Regierung versorgt werden.

Dazu kommen noch statistische Effekte: Die Zahlen wurden auf Yuan-Basis erstellt. Dies macht sich besonders im Außenhandel bemerkbar. Im September fielen auf US-Dollar-Basis gerechnet die Exporte um 6,2%, während auf Yuan-Basis die Exporte nur um 0,6% fielen. Nach den Zahlen aus dem Jahr 2022 betrug der Anteil des Wertes der Exporte am BIP 20,68%. Entsprechend stark wirkt sich hier also die unterschiedliche Berechnungsgrundlage aus.

Leichte Zweifel über das Wirtschaftswachstum stellen sich auch ein, wenn man die Stromproduktion betrachtet. Diese stieg im Juli um 0,1%, im August um 2,0% und im September lediglich um 0,4%, ebenfalls nach Angaben des Büros für Statistik. Die Zweifel an den offiziellen Zahlen verstärken sich, wenn man sich den zweiten wichtigen Bereich der chinesischen Wirtschaft betrachtet, die Immobilienbranche, die etwa für 30% des chinesischen BIP verantwortlich ist. Die Investitionen für die Entwicklung neuer Projekte fielen im September um 9,1% gegenüber dem Vorjahr. In den beiden anderen Monaten des Quartals ging die Finanzierung neuer Projekte um 8,5% im Juli bzw. 8,8% im August zurück. Im September wurden 4,6% weniger Wohnungen verkauft, nach 1,5% weniger im Juli und 3,2% im August im Vergleich zum Vorjahr.

„Noch immer fragile Vertrauensverhältnisse”

Insgesamt zeigt sich, dass die Erholung von der „Zero-Covid-Politik“ noch länger anhalten wird. Auch wenn die Einkommen in China um 6% gestiegen sind, bedeuten die Verluste bei den Immobilien einen Einschnitt bei den Vermögen. In der Immobilienkrise zeigt sich keine Erholung. Ebenso wird das Schuldenproblem der Städte und Gemeinden immer drängender. Goldman Sachs fasste die Stimmung gegenüber der Financial Times sehr passend zusammen. Die Analysten dort sprachen von „noch immer fragilen Vertrauensverhältnissen„.



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