Am Freitag beginnt eine der größten jährlichen Reisewellen in China, die wahrscheinlich die letzte Chance in diesem Jahr bietet, den privaten Konsum wiederzubeleben.
Die offizielle Feiertagszeit erstreckt sich über acht Tage, wobei drei davon an anderen Wochenenden vor- bzw. nachgeholt werden. Dieses jährliche Ereignis fällt in diesem Jahr mit dem Nationalfeiertag am 1. Oktober sowie dem Mond- bzw. Mittherbstfest zusammen, einem chinesischen Äquivalent zu Thanksgiving. Außerdem finden in der nahegelegenen Stadt Hangzhou die wegen der COVID-19-Krise verschobenen Asienspiele statt. Viele Mitarbeiter aus der Mittelschicht verlängern jedoch die offiziellen freien Tage, indem sie einige Urlaubstage hinzufügen. Während das Neujahrsfest traditionell in China genutzt wird, um die Familie zu besuchen, stehen während der Goldenen Woche normalerweise touristische Aktivitäten im Vordergrund.
China und die Hoffnung auf Konsumbelebung
Große Hoffnungen sind mit der Goldenen Woche verbunden, da der private Konsum, der zuletzt schwächelte, endlich wiederbelebt werden soll. Die Einzelhandelsumsätze sind in den letzten beiden Monaten zwar leicht gestiegen, blieben jedoch unter dem zweistelligen Anstieg zu Beginn des Jahres.
Die chinesische Tourismusakademie erwartet, dass die Reisetätigkeit das Niveau von vor der Pandemie übersteigen wird. Sie prognostiziert, dass täglich über 100 Millionen Reisende Ausflüge unternehmen werden. Es werden täglich durchschnittlich 14.000 Inlandsflüge durchgeführt, und die China Railway Group geht davon aus, dass 190 Millionen Bahnreisen stattfinden werden.
Der gestrige Mittwoch markierte den Beginn des Reiseansturms der Goldenen Woche. Nach ersten Schätzungen beförderte das Eisenbahnnetz in der Region des Jangtsekiang-Deltas mehr als 2,5 Millionen Passagiere, was 600.000 mehr waren als im Jahr 2019, was einem Wachstum von über 30 Prozent entspricht, so die China Railway Shanghai Group Co.
Ein Blick auf das Flugportal Airportia zeigt jedoch, dass am gestrigen Mittwoch die Anzahl der durchgeführten Flüge leicht unter den Werten von 2019 lag. Damals wurden 14.188 Flüge mit einer Gesamtdistanz von 13,7 Millionen Meilen durchgeführt, während es heute 14.097 Flüge mit insgesamt 13,1 Millionen Meilen waren.
China: Keine Erholung der Auslandsreisen in Sicht
Vor der COVID-19-Pandemie war die Goldene Woche auch die Zeit der Auslandsreisen. Rechtzeitig zum Beginn der Reisezeit kündigten Japan, das Vereinigte Königreich, die USA und Australien an, wieder chinesische Gruppenvisa zu akzeptieren. Außerdem benötigen chinesische Touristen für die Einreise nach Thailand kein Visum mehr. Doch die Hoffnung auf die Rückkehr chinesischer Touristen wird sich wahrscheinlich nicht erfüllen.
Die chinesische Zivilluftfahrtbehörde berichtete, dass im September nur 52% der wöchentlichen Passagierflüge im Vergleich zu 2019 angeboten wurden, obwohl fast 90% der internationalen Strecken wieder in Betrieb waren. Vor der Pandemie unternahmen Chinesen jährlich rund 155 Millionen Auslandsreisen und gaben dabei etwa 134 Milliarden US-Dollar aus.
Die chinesische Nachfrage nach Auslandsreisen wird sich voraussichtlich erst bis Mitte 2024 normalisieren. Voraussetzung dafür ist, dass die Chinesen wieder Vertrauen in eine stabile wirtschaftliche Entwicklung ihres Landes haben. Hier wartet jedoch noch viel Arbeit auf die Regierung, um dieses Vertrauen zu erarbeiten.
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