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Zweiter Monatsanstieg in Folge Inflation in Spanien zieht wieder an – Problem für EZB

Markt in Barcelona
Markt in Barcelona. Photographer: Angel Garcia/Bloomberg

Spanien war in Sachen Inflation in der Euro-Zone bis vor Kurzem noch das Vorzeigebeispiel, wie man mit Hilfe fiskalpolitischer Maßnahmen die Teuerung dämpfen kann. Doch nun treiben Strom und Treibstoffe das allgemeine Preisniveau wieder nach oben:

Entwicklung der Inflation in Spanien

Inflation in Spanien beschleunigt sich

Die Inflation im spanischen Teil der iberischen Halbinsel beschleunigte sich im September bereits den zweiten Monat in Folge auf 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, nachdem sie im Juni bereits auf 1,8 Prozent abgesackt war.

Der wieder aufflammende Preisdruck in Spanien ist vor allem auf die Energiepreise als Treiber der Inflation zurückzuführen: im Vorfeld des Winterhalbjahres und wegen der allgemeinen Diesel-Knappheit steigen die Preise hier besonders stark an.

Fraglich ist, wie die Europäische Zentralbank (EZB) dieses Phänomen mit geldpolitischen Mitteln bekämpfen will, da die Energieknappheit ein globales Problem geworden ist und nicht zuletzt auf die restriktive Lieferpolitik des OPEC+ Kartells zurückzuführen ist, auf die die EZB keinen Einfluss hat.

Laut spanischem Statistikamt (INE) ist der Septemberwert von 3,2 Prozent Inflation primär auf die Strom- und Treibstoffkosten zurückzuführen. Im Vergleich zu 2,4 Prozent im Vormonat liegt die Konsumentenpreisteuerung im September nur knapp unter der durchschnittlichen Erwartung von 3,3 Prozent gemäß einer Bloomberg-Umfrage unter Wirtschaftswissenschaftlern in Spanien.

Der „Nowcast“ von Bloomberg Economics deutet darauf hin, dass im Oktober ein weiterer Anstieg auf 3,6 Prozent erwartet wird und die spanische Zentralbank prognostiziert, dass dieser Anstieg im nächsten Jahr weiter anhalten soll.

Kerninflation noch höher

Die Kerninflation, ein Maß für den zugrunde liegenden Preisdruck ohne „Sonderfaktoren“, bei dem die Kosten für Energie und Lebensmittel nicht berücksichtigt werden, liegt in Spanien aktuell bei 5,8 Prozent. Sie wird berechnet, weil sie der EZB zufolge den generellen langfristigen Preistrend am besten widerspiegelt. Hintergrund ist, dass die Preise für Nahrungsmittel und Energie starken Schwankungen unterliegen (vom Verbraucher aber dennoch bezahlt werden müssen).

Dass diese Annahme der Geldpolitiker nicht immer zutrifft, sieht man daran, dass die Energie- und Nahrungsmittelpreise im gesamten Euroraum nach wie vor deutlich über denen des 1. Quartals 2020 liegen.

Steigen die Energiepreise witterungsbedingt (noch ist es sehr heiß in Spanien) und wegen des zunehmenden Treibstoffmangels weiter an, ist es laut INE möglich, dass die Gesamtinflation die Kernrate im vierten Quartal 2023 und im 1. Quartal 2024 wieder übertrifft.

EZB fühlt sich in ihrer Politik bestätigt

Die EZB hat diesen Monat zum zehnten Mal in Folge ihre Leitzinsen angehoben – ein Schritt, den Ökonomen und Investoren für die letzte Erhöhung einer beispiellosen Kampagne zur Senkung der Inflation auf 2 % halten. Aber nun steigt die Inflation wieder an.

Die geldpolitischen Entscheidungsträger sind sich mehrheitlich dennoch einig: Der Gouverneur der Bank von Spanien, Pablo Hernandez de Cos, sagte, dass die Inflation zur Zielrate der EZB bei 2 Prozent p. a. zurückkehren dürfte, wenn die Zinssätze über einen längeren Zeitraum auf dem aktuellen Niveau gehalten würden.

Andere Direktoriumsmitglieder, wie Robert Holzmann aus Österreich, warnen davor, dass Schocks wie ein Ölpreis von 100 US-Dollar pro Barrel (der bei Öl aus Saudi-Arabien schon Realität ist) dennoch eine weitere Straffung der Geldpolitik rechtfertigen könnten.

Heute Nachmittag um 14:00 Uhr folgen die vorläufigen deutschen Inflationsdaten für September. Erwartet wird ein Rückgang der Verbraucherpreise (VPI) auf 4,6 nach 6,1 Prozent im August gegenüber dem Vorjahresmonat.

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. Die Korrelation der Inflation mit ÖL/Gas ist interessant.
    Leider fehlt zumindest eine zweite Grafik mit Energiepreisen (Öl).

    Mich interessiert, wie Sie die nächsten 12 Monate einschätzen, auch im Hinblick auf das Verhalten von Russland und den VAE.
    Reicht der aktuelle Zinssatz wirklich aus?

    1. Hallo Mike, hier der Brent-Rohölchart (aktuell 93,45 pro Barrel = 159 l, nach 72 US$/BBL Ende Juni’23): https://www.tradingview.com/chart/OHFDl6MP/

      Die VAE,Russland und Saudi-Arabaien kooperieren aus rein pragmatischen Gründen gegen die US-Fracker und den Petro-Dollar immer enger. Das zeigt der Trend der letzten Jahre, trotz Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine.

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