Laut einer Umfrage der Bank of America gilt die brodelnde Immobilienkrise in China mittlerweile als das größte globale Kreditrisiko und die Nummer eins Ursache für das nächste globale Kreditereignis. Kein Wunder, einer der wichtigsten und größten Immobilien-Entwickler, Country Garden, sitzt auf einem Schuldenberg von umgerechnet 178 Milliarden Euro und hat Probleme seine Schulden zu begleichen. Eine erneute Eskalation der Lage konnte nur abgewendet werden, weil Country Garden von seinen Gläubigern einen Aufschub erhalten hat.
Angesichts der angespannten Situation gelten chinesische Immobilien unter den von der Bank of America befragten institutionellen Anlegern als der Auslöser für ein mögliches globales Kreditereignis. Und das, obwohl die Regierung von Präsident Xi Jinping Konjunkturmaßnahmen zur Stabilisierung des kränkelnden Immobiliensektors der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt auf den Weg gebracht hat. Auf Platz zwei landeten die gewerblichen Immobilien in den USA und Europa, gefolgt von der restriktiven Geldpolitik der Zentralbanken.
Kreditereignis: China-Immobilien
Der Anteil der Anleger, die sich Sorgen um den chinesischen Immobiliensektor machen, hat sich im September gegenüber dem Vormonat von 15 % auf 33 % mehr als verdoppelt, berichtet Bloomberg. Dies geht aus der jüngsten weltweiten Umfrage der BofA unter Fondsmanagern hervor. An der Umfrage haben 222 Personen mit einem verwalteten Vermögen von 616 Mrd. USD teilgenommen. Gewerbliche Immobilien in den USA oder der EU, die bei der Umfrage im August noch als das größte Kreditrisiko angesehen wurden, sind auf den zweiten Platz zurückgefallen.
Gleichzeitig nannten 8 % der Befragten eine potenzielle Immobilienpleite in China als größtes Risiko, gefolgt von den Zentralbanken, die aufgrund der hohen Inflation eine restriktive Haltung einnehmen. Eine Verschlechterung der geopolitischen Lage, ein systemisches Kreditereignis, eine Kreditklemme, eine globale Rezession und eine durch künstliche Intelligenz ausgelöste Blase im Technologiesektor sind weitere mögliche Ursachen für ein Kreditereignis nach Ansicht der Umfrageteilnehmer.
Die Umfrage wurde vor dem Hintergrund durchgeführt, dass notleidende chinesische Immobilien-Entwickler darum bemüht sind, mit ihren Gläubigern über Aufschub der Rückzahlungen zu verhandeln. Die Country Garden Holdings, einst das größte Bauunternehmen des Landes, hatte nur wenige Tage, nachdem sie in letzter Minute einem Zahlungsausfall bei Dollar-Wertpapieren entgangen war, darum gebeten, die Tilgungszahlungen zu strecken. Die Frist für die Abstimmung über zwei von acht Wertpapieren, die das Unternehmen verlängern wollte, wurde auf Dienstag verschoben, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen gegenüber Bloomberg News erklärten.
Immobilienkrise: Bisherige Maßnahmen nicht ausreichend
Unterdessen scheint der Ansturm auf die Hausverkäufe in den größten Städten weniger als zwei Wochen nach der Lockerung der Hypothekenbeschränkungen durch die chinesischen Behörden an Schwung zu verlieren, was Zweifel aufkommen lässt, ob die Maßnahmen ausreichen, um den Immobilienmarkt vor der entscheidenden Hochsaison wiederzubeleben.
Fast 60 % der Teilnehmer an der Umfrage glaubten, dass sich die weitere Unterstützung durch China in den nächsten sechs Monaten auf eine Feinabstimmung der Politik beschränken wird. Zudem erwarten nur 12 % eine sogenannte fiskalische „Bazooka“ und lediglich 4 % rechnen mit einem großen geldpolitischen Stimulus. Fünfzehn Prozent der Anleger sahen demnach überhaupt keine sinnvollen Maßnahmen.
Anleger meiden China
Insgesamt ist das Thema „China meiden“ zu einer der größten Überzeugungen der befragten Anleger geworden, schreiben die BofA-Strategen um Michael Hartnett. Null Prozent von ihnen erwarteten nun ein stärkeres Wirtschaftswachstum für China in den nächsten 12 Monaten, eine dramatische Umkehrung von 78 % im Februar dieses Jahres. Der Pessimismus ist derzeit noch größer als im gleichen Monat des letzten Jahres, als China noch unter strengen Covid 19-Lockdowns litt.
Auch die Leerverkäufe von China-Aktien gewannen an Dynamik. 21 % der Teilnehmer an der Umfrage der Bank of America wählten „Leerverkäufe chinesischer Aktien“ als die am stärksten nachgefragte Position. Das ist ein Anstieg gegenüber den 14 % vom August und steht in krassem Gegensatz zu dem, was Fondsmanager in aller Welt zu Beginn des Jahres sahen.
Die Umfrage wurde vom 1. bis zum 7. September durchgeführt und ergab unter anderem einen Ansturm auf die US-Highflyer-Aktien und eine Abwanderung aus den Schwellenländern.
FMW/Bloomberg
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Dazu passt ein Beitrag von China Korrespondent Fabian Kretschmer, – WARUM CHINAS IMMOBILIEN PROBLEM ZUM GLOBALEN PROBLEM WIRD.
In 2008 hat ja der als regional schöngeredete US- Häusermarkt dieganze Finanzwelt erschüttert, was einige US- Baracken konnten , können die vielen China – Blöcke vielleicht auch.Damals hat China die Weltwirtschaft aus dem Dreck gezogen, bin gespannt wer es diesmal sein könnte?