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Peking befeuert Proteste gegen Japan, um Frustration Ventil zu geben China: Social-Media-Hysterie über Japan wegen Fukushima

Scheinheilige Empörung in China

 

China Japan Proteste wegen Fukushima

Während Japan beginnt, radioaktiv verseuchtes Wasser des verunglückten Reaktors von Fukushima ins Meer abzuleiten, reagiert China empört. China verbietet die Einfuhr von japanischen Meeresfrüchten, und die Bevölkerung reagiert teilweise hysterisch.

Wang Yi beschwört „Neustart“ beim Trilateralen Forum

Beim Internationalen Forum für trilaterale Zusammenarbeit zwischen China, Japan und Südkorea sollten die Beziehungen zwischen den drei Ländern „von vorne starten“, wie immer noch auf der Website des chinesischen Außenministers zu lesen ist. Neben seinem missglückten Vergleich, dass die Amerikaner die Asiaten sowieso nicht auseinanderhalten könnten und man daher zusammenstehen sollte, sagte er auch: „Die drei Länder sind untrennbare Partner mit starker wirtschaftlicher Ergänzung.“ Von dieser „Partnerschaft“ – die angesichts der gut gepflegten Feindschaft zwischen China und Japan ohnehin hohl klang – ist nun nichts mehr zu hören und zu spüren.

Fukushima: Japan leitet radioaktiv verseuchten Wassers ins Meer – China empört

Der Stein des Anstoßes ist, dass Japan, wie angekündigt, begonnen hat, radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer abzulassen. In einem ersten Schritt sollen in den nächsten 17 Tagen 7.800 Tonnen bisher gelagertes Kühlwasser eingeleitet werden. Bis März nächsten Jahres sollen es so 31.200 Tonnen sein. Um die gesamten bisher gelagerten 1,3 Millionen Tonnen plus das bis dahin anfallende Kühlwasser zu entsorgen, sollen 30 Jahre vergehen.

Dies sorgt nicht nur für Kritik in China, sondern auch in Japan und bei anderen Nachbarn selbst, die eine Verseuchung der Meeresfrüchte befürchten. Diesen Grund führt auch China an und hat nun die Einfuhr aller Meeresprodukte aus Japan verboten.

Wang Wenbin, Sprecher des Außenministeriums, hat in den letzten Tagen mehrmals zu der Einleitung Japans Stellung genommen. Er betonte dabei den „breiten internationalen Widerstand“ und dass Japan „gegen das Recht der Menschen in Japan und anderswo auf Gesundheit, Entwicklung und eine gesunde Umwelt“ verstoßen würde.

Auch China verklappt Kühlwasser

Geflissentlich verschweigt Wang Wenbin dabei, dass nicht nur China, sondern auch andere Nationen radioaktiv verseuchtes Kühlwasser ins Meer einleiten. Nach dem bei der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) hinterlegten Plan ist die Einleitung auf 22 Trillionen Bequerel Tritium pro Jahr begrenzt. Allein der chinesische Reaktor in Qinshan in der Provinz Zhejiang verklappt 218 Millionen Bequerel Tritium pro Jahr, also knapp das Zehnfache der Menge aus Fukushima.

China, wenn es auf Kritik angesprochen wird, verweist dann regelmäßig darauf, dass die IAEA dieses Vorgehen abgesegnet hat, sich China auf wissenschaftliche Maßstäbe verlässt und dass es im Übrigen „innere Angelegenheiten“ seien, in die man sich bitte nicht einmischen solle.
Auch im Falle der Einleitung durch Japan hat die IAEA das Vorgehen abgesegnet. Der Direktor der IAEA, General Rafael, nannte in einem Statement, dass das Ablassen „entsprechend den Sicherheitsstandards der IAEA“ geschehe.

Die staatlichen chinesischen Medien sind deutlich aggressiver im Ton. Dort ist von der „Öffnung der Büchse der Pandora“ oder von „Godzillas Ängste werden wahr“ die Rede.

China: „Spontane“ Proteste und Boykotte gegen Japan

Die chinesische Bevölkerung reagiert teilweise völlig irrational und hysterisch. In einigen Städten gab es „spontane“ Demonstrationen gegen Japan. Japanische Firmen und auch der japanische Botschafter in China berichten von wutentbrannten Anrufen empörter Chinesen, inklusive der üblichen Gewalt- und Morddrohungen. Japanische Restaurants werden bestreikt. In Supermärkten werden Produkte aus Japan aus den Regalen gerissen und vernichtet. Zum Teil sieht man aber auch, wie Lebensmittel gehortet werden.

Das alles erinnert stark an ähnliche anti-japanische Ausbrüche, wie z.B. 2012, als der Bürgermeister von Tokio die Pinnacle Islands – um eine neutrale Bezeichnung zu benutzen – von seinem privaten Besitzer kaufen wollte, die auch von China (unter dem Namen Diaoyu) und von Taiwan beansprucht werden.

China benutzt auch dieses Mal die Proteste gegen Japan, um der Frustration und zunehmend schlechten Stimmung im Land ein Ventil zu geben. Die Aufregung wird, wie immer, nach ein paar Wochen abflauen. Was bleibt, ist das Misstrauen zwischen den beiden Ländern. Der von Wang Yi beschworene „Neustart“ ist aber wieder einmal abgewürgt, und die beiden Staaten können in ihrer geliebten Feindschaft verbleiben.



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7 Kommentare

  1. Tepco hat ja damals bereits jegliches Vertrauen verspielt. Ein kolossaler Schaden für die Allgemeinheit, der gewiss eines Harakiri würdig wäre, wurde lange geleugnet von uneinsichtigen Managern. Nun soll Tepco sich selber überwachen bei der Reinigung und Einleitung des radioaktiven Wassers. Erst im Meer prüfen auch unabhängige Leute. Gewiss ist die Einleitung nun wesentlich unschädlicher als während der Katastrophe, wo die ganze radioaktive Brühe direkt ins Meer floss. Die Reaktoren müssen ja weiterhin ständig gekühlt werden sonst gibts radioaktive Dampfwolken und weitere Verseuchung der Umgebung. Daher stellt sich schon die Frage, warum nicht das gereinigte Kühlwasser wieder zur Reaktorkühlung verwendet wird. Ist es vielleicht doch nicht so gut gereinigt? Die winzige Reinigungsanlage ist ohnehin lächerlich und bräuchte Jahrzehnte für die Reinigung. Daher ist es schon zweifelhaft, ob wirklich alles gereinigt wird und die profitorientierten Manager wirklich keinen kostengünstigeren Weg um die Anlage herum finden. Eigentlich wäre Tritium ein wertvoller Brennstoff für Fusionsreaktoren. Aber auf die wird man noch so lange warten müssen, dass das Haltbarkeitsdatum vom heutigen Tritium längst abgelaufen wäre. Es hat sich so viel Kühlwasser angesammelt, weil bisher gar nichts davon gereinigt und nichts wiederverwendet wurde. Einfach Probleme anhäufen, irgendjemand muss sich dann darum kümmern oder einer weiteren Umweltverschmutzung zustimmen. Das Kühlwasser ist auch deshalb mehr geworden, weil massiv Grundwasser eindringt in die Reaktorgebäude. Da hat jemand einen Kernreaktor gebaut mit löchrigem Fundament in einer Gegend wo er mit überschwemmtem Keller rechnen musste. Das ist bei AKW verantwortungslos und gefährlich. Weil bei einer Kernschmelze das Grundwasser die Kernreaktion wieder entfacht und sich die Kernbrennstäbe damit noch weiter erhitzen (bei stehendem Wasser – fließendes Wasser kann mehr kühlen als sich erhitzt, wenn genug fließt). Wenn es zur Kernschmelze kommt, dann sollte unter dem Reaktor genug Beton sein, so dass der nicht durchschmilzt. In Tschernobyl hat man nachträglich unter den Reaktor graben müssen, um ihn besser abzusichern. Denn schmilzt sich der Kern ins Erdreich, dann hat man einen funktionierenden Freiluftreaktor. Dass da Grundwasser eindringt zeigt ganz deutlich, dass da geschlampt wurde schon beim Fundament des Kraftwerks. Manager machen Gewinne solange es gut geht und wenn es schief geht haben Andere den Schaden. Das waren nun moderne Reaktoren, nicht so unsicher, wie russische Reaktoren mit gravierenden Sicherheitsmängeln, die man aus ideologischen Gründen gar nicht beheben darf. Etwa dass das Bremsen der Reaktorleistung, wenn es notwendig ist, zuerst die Reaktorleistung noch weiter erhöht. Bevor der Bremseffekt eintritt kann es dann schon zu spät sein wie in Tschernobyl. Ferner sind die schwer zu steuern im Betrieb, weil jeder Brennstab den richtigen Kühlwasserdurchfluss braucht. Wenig genug, dass das Wasser heiß wird aber nicht so wenig, dass das Wasser verdampft und der Brennstab trocken läuft. Wenn man den Durchfluss dann bei 100 Brennstäben so regeln will, hat man reichlich zu tun und riskiert ständig einen Zwischenfall.
    Dass alle ihre radioaktiven Kühlwasser im Meer entsorgen macht es nicht besser. Das Meer ist natürlich groß, aber wenn der Fisch da tatsächlich mal vors Entsorgungsrohr geschwommen ist, dann ist er radioaktiv. Wird er gegessen, strahlt das Tritium weiter. Aber es ist ja nur ein winziger Teil des Meeres verseucht. Das spielt doch für die Welt keine Rolle. Nur für den, der sich diesen dummen Fisch kauft.

    1. Die Manager unterliegen einer Planung und einer Genehmigung und müssen sich daran halten.
      Die entscheiden nicht wie es gerade gefällt.

    2. Das kommt davon wenn strategische-politische und kommerzielle Interessen vor Mensch- und Umweltschutz gehen. In einem funktionierenden Rechtsstaat hätte es eine solche Anlage wie in Fukushima nicht in Betrieb gehen dürfen.

      Der Aufschrei aus China ist aber reiner Opportunismus – das gehe ich ausnahmsweise Mal mit dem Autor mit.

      1. genau, @cui bono, Japan ist ein autokratischer Staat und China eine Demokratie mit einem unabhaengigen Justizapperat!

  2. Was wäre wohl in Deutschland los, wenn Russland auch nur einen Teil von dem Wasser in die Ostsee ablassen würde.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Im Wasser ist doch auch Uran.

  3. @ottonorma wenn man lesen koennte….
    Noch mal fuer Herrn Dr. Rudolph:
    „Das Wasser wurde zur Kühlung beschädigter Reaktoren verwendet und wurde gefiltert, um die meisten radioaktiven Stoffe zu entfernen, außer Tritium und Kohlenstoff-14. Tritium ist ein radioaktives Isotop des Wasserstoffs, das natürlich in der Atmosphäre vorkommt und nur in sehr hohen Dosen gefährlich ist.“

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