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Auch VW und Tesla betroffen China: Von der Stromabschaltung zum nächsten Lockdown

China Lockdown Shenzhen

Kaum hat die schlimmste Dürre der letzten 60 Jahre in China etwas nachgelassen und die Stromproduktion entlang des Yangtses sich wieder entspannt, wird in drei Zentren Chinas wieder ein Corona-Lockdown verhängt. Schlimmer noch: Auf die ausgetrockneten Böden fielen nun teils heftige Niederschläge. Nach offiziellen Angaben mussten 46,400 Menschen evakuiert werden.

In der letzten Woche stiegen die offiziell gemeldeten Fälle von 250 auf jetzt 350 Neuinfektionen pro Tag an. Hotspots dieser neuen Welle sind Tibet, Sichuan und Guangdong. Insgesamt sind 41 Städte, die für 32% des chinesischen Bruttoinlandproduktes stehen, derzeit von einem Lockdown betroffen.

China und der Lockdown: Automobilindustrie in Sichuan betroffen – inklusive VW und Tesla

In Chengdu und Umgebung wurde vorgestern ein Lockdown für insgesamt 21 Millionen Menschen verhängt. Ironischerweise geschah dies am selben Tag, an dem die Provinzverwaltung verkündete, dass die „normalen“ Industriebetriebe wieder mit Strom versorgt werden sollten. Um Chengdu hat sich in den letzten 15 Jahren zu einem Zentrum der Automobilindustrie entwickelt. VW hat hier ein Werk und produziert für den lokalen Markt. Zahlreiche Zulieferbetriebe beliefern nicht nur VW in Chengdu, sondern auch die Fabriken von Toyota, Tesla und anderen in China, unter anderem in Shanghai.

Shenzhen im Teil-Lockdown

Haben die Produktionsstätten in Sichuan für die internationalen Lieferketten praktisch keine Bedeutung, sieht dies in Shenzhen ganz anders aus. In den letzten 10 Tagen waren die Fabriken von Einschränkungen ausgesetzt, da Sichuan 30% seiner Stromproduktion normalerweise in andere Provinzen exportiert. Unter anderem nach Shenzhen.

Letzten Donnerstag hatte sich schon angedeutet, dass Shenzhen wieder von einer neuen Covid-Welle betroffen sein wird. Das Hauptquartier von Tencent musste nach einem Verdachtsfall geräumt werden. Videos in den sozialen Netzen zeigen, wie die Mitarbeiter aus dem Gebäude rennen, um ja nicht in einen Lockdown im Office zu geraten. Schlechter haben es die Besucher eines Ikea-Marktes getroffen. Sie sitzen jetzt seit einigen Tagen im Einkaufsmarkt fest. Geschlossen wurde vor zwei Tagen auch der größte Großmarkt der Welt für Elektronikartikel.

Nun sitzen wieder mindestens 4 Milionnen der 18 Millionen Einwohner Shenzhens im Lockdown für mindestens vier Tage. Betroffen ist auch Dongguan, der Inbegriff der Werkbank der Welt. Hier befinden sich die meisten Fabriken für elektronische Artikel, vom USB-Ladekabel bis hin zum Apple iPhone.

Die Lieferketten sollten aber erst einmal nicht allzu viel leiden. Der Hafen von Shenzhen scheint im Moment noch nicht betroffen zu sein, auch nicht der Flughafen. Die Weihnachtsproduktionen sollten im Wesentlichen produziert und auf dem Weg nach Europa bzw. Amerika sein.
Die Frühjahrs- und Osterproduktionen sind noch nicht beauftragt. Eher dürften die Produktionen für das chinesische Frühjahrsfest gefährdet zu sein.

Tianjin

Seit heute befindet sich die 14 Millionen Einwohner Tianjin zählende Stadt im Nordosten Chinas im Lockdown. Ob der neuntgrößte Hafen der Welt davon betroffen ist, ist im Moment nicht klar. Tianjin steht wegen seiner Nähe zu Beijing immer unter besonderer Beobachtung. Von Beijing sind es nur etwa eine Stunde mit dem Schnellzug. Auch die Anwohner der Nachbarstadt Langfang mit 5 Millionen Einwohnern wurden aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen und werden in den nächsten Tagen durchgetestet. Langfang ist ein wichtiger Industriestandort für die Automobilindustrie. Viele Automobilzulieferer u.a. für Mercedes und BMW sind dort angesiedelt.

Öl- und Rohstoffhafen Dalian schickt 3 Millionen in den Lockdown

Ebenfalls im Teil-Lockdown befindet sich seit gestern Dalian. Die Hälfte der sechs Millionen Einwohner befinden sich seit gestern im Lockdown. Dalian im Nordosten von China ist der Schwerpunkt der ölverarbeitenden Industrie in China. Neben Oel ist Dalian aber ebenso der wichtigste Hafen für den Umschlag anderer Rohstoffe. Allen voran Kohle.

Letztes Jahr ging die Große Stromkrise Chinas von den leeren Kohlelagern Dalians aus. Denn aus politischen Gründen wurde keine Kohle mehr aus Australien mehr importiert. Seitdem haben sich die Lager wieder gefüllt. Kohle kommt nun vornehmlich aus Indonesien.

Stromversorgung weiter kritisch

Trotzdem wird die Stromversorgung in China auch in den kommenden Monaten und vor allem im nächsten Frühjahr kritisch bleiben. Denn im Sommer fällt durch den Monsun der meiste Regen. Dieser blieb in diesem Jahr aus. Auch wenn jetzt durch Niederschläge die Niveaus der Flüsse wieder gefüllt werden, sie bleiben deutlich unter den Level der letzten Jahre.

Wirtschaft weiter schwach

Die Kombination aus Lockdown und der Hitzewelle schwächt die wirtschaftliche Entwicklung in China weiter, wie die aktuellen Zahlen zu den Einkaufsmanagerindizes (PMI) zeigen. Der offizielle PMI des chinesischen Statiskbüro konzentriert sich auf Große und staatseigene Unternehmen. Der PMI für das Herstellende Gewerbe stieg leicht auf 49,4 im August vom 49,0 im Juli. Damit bleibt er im kontrahierenden Bereich.

Auch der Subindex für das exportierende Gewerbe steigt leicht auf 48,1. Auch hier gehen also die befragten Unternehmen von einer schlechteren Geschäftsentwicklung aus. Da der Export der einzig verbleibende Treiber des chinesischen Wachstums ist, ist dies für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung besonders kritisch. Schätzungen von  Analysten gehen nun von einem jährlichen Wachstum in 2022 des BIP’s auf nur noch 3.5%. Die Staats- und Parteiführung hatte zu Beginn des Jahres ein Wachstum um 5.5% ausgegeben.

Selbst 3,5%-Wirtschaftswachstum wären nach diesem Jahr der Katastrophen schon fast ein Erfolg – aber für die ambitionierten Herausforderungen im Reich der Mitte deutlich zu wenig.

Wie die Lage in China sich derzeit darstellt, lesen Sie auch in dem Artikel „China: Satellitenbilder zeigen, wie schlecht es um die Wirtschaft steht“.

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2 Kommentare

  1. Dass die sich immer noch mit Lockdowns herumschlagen müssen, ist traurig.
    Einen vernünftigen Impfstoff kriegen sie auch nicht hin.
    Impfstoffe importieren passt ihnen auch nicht, es könnten sich ja westliche Mikrospione darin verstecken.
    Und dieses Land will einmal die Weltherrschaft übernehmen?

    1. @Columbo

      Es ist ja auch viel einfacher, Nachbarländer zu bedrohen, irgendwann zu überfallen und sich gewaltsam die Ressourcen und das Wissen zu sichern, für die der eigene Entwicklungsstand und die seit Jahrzehnten zelebrierte Produktpiraterie nicht ausreichen.

      Die Gefahr der Mikro-, ich würde sogar sagen Nanospione, ist nicht zu unterschätzen. Das haben uns viele ernstzunehmende Querdenker die letzten Jahre mehr als einmal wissenschaftlich fundiert und unwiderlegbar bewiesen.

      Wärst du nur nicht immer so kritisch, skeptisch und hämisch, so könntest du über deinen begrenzten Tellerrand endlich hinausschauen und all den Koryphäen aus der dystopischen Untergangsindustrie den nötigen und angemessenen Glauben schenken. Und du wärst endlich in der Lage zu erkennen, dass es nirgendwo auf dem Planeten schlimmer ist, als in der EU und da vor allem im grünversifften Deutschland.

      Und mal ganz ehrlich: Würdest du dich etwas besser informieren, wüsstest du, dass hinter all dem doch nur der Dämon USA steckt. Die führen in China einen Stellvertreterkrieg mit Viren, nicht unähnlich zum Gaskrieg Russlands.
      Doch die Lösung liegt so nah. Die Welt braucht nur mehr Xis, Putins, Trumps, Erdos, Bolsos und Orbans. Und natürlich mehr Auswanderer, die uns aus der Objektivität der Ferne aufklären, warnen und mit unschlagbaren Lösungsvorschlägen beglücken 😉

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