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Coronakrise: BIP mit historischem Absturz in Deutschland und USA

Die Coronakrise wird das BIP Deutschlands, aber vor allem der USA so stark einbrechen lassen wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr. Ein Vergleich

Die Coronakrise wird das BIP Deutschlands, aber vor allem der USA so stark einbrechen lassen wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Am morgigen Donnerstag kommen die Zahlen zum BIP (10.00Uhr) in Deutschland und den USA (14.30Uhr) zum zweiten Quartal – und die Erwartungen sind geradezu apokalyptisch: in Deutschland dürfte das BIP im zweiten Quartal um -9,0% geschrumpft sein, in den USA dagegen dürfte der Absturz laut Prognosen bei noch nie gesehenen -34% liegen. Dabei schrumpfte die Wirtschaftsleistung in den USA bereits im ersten Quartal um -5%, in Deutschland dagegen nur um -2,2%.

Deutschland kommt schneller als die USA aus der Coronakrise

Nun sind aber die Daten in den letzten Wochen deutlich besser geworden, sichtbar vor allem in den wohl besten Frühindikatoren, den Einkaufsmanagerindizes. Das ist nun wohl kein Wunder angesichts der Aufhebungen der lockdowns, aber ist das wirklich schon eine „V-Erholung„? Auffallend ist jedenfalls, dass die Erwartungen stets besser sind als die Einschätzung der aktuellen Lage, sichtbar zuletzt im ifo Index, bei dem die Differenz zwischen sehr großer Zukunftshoffnung und eher mäßiger aktueller Lage so groß war wie seit zehn Jahren nicht mehr.

In den USA dagegen überraschten die Daten der letzten Wochen ebenfalls positiv, sichtbar im steil nach oben schießenden Citi Economic Surprise Index, der die Abweichungen zwischen Erwartungen und dann tatsächlich eintreffenden Konjunkturdaten bemißt. Aber die vor allem in den südlichen US-Bundesstaaten ist die Coronakrise nach wie vor dramatisch, die Hoffnung der US-Verbraucher ist daher, wie die gestern veröffentlichte Verbraucherstimmung des Conference Board zeigt, stark eingebrochen. Die Erholung kommt also in den USA wieder ins Stocken und dürfte damit das dritte Quartal belasten.

In Deutschland dagegen steigen zwar die Corona-Zahlen ebenfalls, aber lange nicht in der Dimension wie in den USA. Daher dürfte die deutsche Wirtschaft sich schneller aus der Coronakrise heraus arbeiten – der Kurs des Euro-Dollar zeigt, wie die Märkte hier die Lage einschätzen. Erstmals seit langer langer Zeit sehen die Finanzmärkte nun Europa in Sachen Wachstum auf einem besseren Weg als die USA: „The U.S. no longer dominates Europe in terms of economic outlook, and that is a major change”, so kürzlich der ehemalige Pimco-Chef Mohamed El Erian zum derzeitigen Paradigmenwechsel.

Dass Deutschland schneller einen Weg aus der Coronakrise findet als die USA, deuten auch die jüngsten Aussagen des DIW an: der Juli sei bereits sehr positiv verlaufen, ohne zweite Welle der Coronakrise dürfte sich die deutsche Wirtschaft weiter dynamisch erholen – aber gleichwohl erst im Jahr 2022 wieder das Niveau von vor der Coronakrise erreichen.

So formuliert das DIW im Wortlaut eine durchaus knackige Kritik an der Trump-Administration:

„Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hat sich im Juli deutlich erholt. Für das noch junge dritte Quartal schnellt es auf 90 Punkte nach oben. Zum Vergleich: Für das zweite Quartal steht das Barometer aktuell bei nur 26 Punkten. Das erwartete Wachstum der deutschen Wirtschaft liegt für das laufende Vierteljahr bei kräftigen drei Prozent gegenüber den vorangegangenen drei Monaten. „Die Zeichen stehen eindeutig auf Erholung, doch trotz nun wieder kräftiger Zuwächse wird es wohl zwei Jahre dauern, bis der historische Einbruch vom Frühjahr wettgemacht ist“, sagt DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen.

Die deutsche Wirtschaft hangelt sich Stück für Stück aus dem tiefen Loch, in das sie im zweiten Quartal gefallen ist – bedingt durch den Lockdown dürfte das Bruttoinlandsprodukt zweistellig und damit in noch nie dagewesenem Ausmaß eingebrochen sein. Erste Schätzungen veröffentlicht das Statistische Bundesamt morgen. „Nicht der Lockdown, sondern die Pandemie an sich ist jedoch die Ursache der Rezession“, sagt Simon Junker, Experte für die Konjunktur in Deutschland. „Ein Blick auf die USA lässt erahnen, wie verheerend das Virus ohne weitgehende Einschränkungen hätte grassieren können – und dann unter Inkaufnahme menschlichen Leids dennoch später zu einem Wirtschaftseinbruch geführt hätte.“ (Hervorhebung durch FMW).

Bleibt eine zweite Infektionswelle aus, dürften die Lockerungen der coronabedingten Einschränkungen ein kräftiges Aufholwachstum in Gang setzen. Allerdings belasten die Sorgen vor weiteren Infektionswellen ebenso wie die wirtschaftlichen Nachwirkungen der ersten akuten Phase die konjunkturelle Erholung. Während die Wirtschaftspolitik die Einkommen hierzulande wohl stabilisieren dürfte, drücken die in vielen Ländern teils drastischen direkten Folgen der Pandemie die Entwicklung der deutschen Exporte. Alles in allem dürfte die deutsche Wirtschaft ihr Vorkrisenniveau erst im Jahr 2022 wieder erreichen.“

In der Summe also läßt sich klar sagen: Deutschland hat die Coronakrise deutlich besser gemeistert als die USA – das spiegelt sich nicht nur beim BIP beider Ländern, sondern  auch in den Umfragewerten für Kanzlerin Merkel in Deutschland und US-Präsident Donald Trump in den USA klar wider..

Der Unterschied in der Coronakrise, sichtbar im BIP: das Krisenmanagement von Merkel und voon Trump



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1 Kommentar

  1. Das der Lockdown in der durchgeführten Form in den USA und Deutschland notwendig war ist mit dem Verweis auf Schweden nicht zwingend richtig. Wenn wir uns die Todeszahlen von Schweden auf die USA hochrechnen dann kommen wir auf ungefähr die gleiche Zahl und in den USA steigen die Todeszahlen weiter. Die Lockdowns werden nicht Verhältnismäßiger um so öfter man die Wirksamkeit scheinbare Wirksamkeit wiederholt. Einfach mal darüber nachdenken, wir rechnen weltweit mit 1000Mio mehr Arbeitslosen von denen ein Grossteil Probleme haben wird sich ernähren zu können.

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