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Das hat die EZB wohl kaum gewollt: Negative Realverzinung, trotzdem wird mehr gespart

Wir hatten über diesen erstaunlichen Effekt schon mehrmals geschrieben, und aktuell wird er mal wieder bestätigt. Was ist der gewünschte Effekt, wenn eine Notenbank wie die EZB die Zinsen de facto...

FMW-Redaktion

Wir hatten über diesen erstaunlichen Effekt schon mehrmals geschrieben, und aktuell wird er mal wieder bestätigt. Was ist der gewünschte Effekt, wenn eine Notenbank wie die EZB die Zinsen de facto abschafft? Man erwartet, dass die Wirtschaft mehr Kredite aufnimmt, mehr investiert, mehr Arbeitsplätze schafft, und damit die Konjunktur ankurbelt. Und der Privatverbraucher soll weniger sparen, und sein Geld umschichten in den Konsum, da sich Sparen ja nicht mehr lohnt. Mit seinem zusätzlichen Konsum soll er die Konjunktur ebenfalls anheizen.

Aber vor allem der Privatkonsument macht genau das Gegenteil, zumindest in Deutschland. Wie frische Daten der genossenschaftlichen DZ Bank zeigen, haben die Deutschen auch im Jahr 2017 trotz einer realen Negativverzinsung von -0,8% (Zinsen abzüglich Inflation = Realzins) mehr Geld in Sparanlagen gesteckt. Warum? Es ist pure Psychologie. Wenn ein Sparer langfristig eine Reserve fürs Alter ansparen will, und weiß, dass jahrelang keine Zinsen anfallen, wird er versuchen diese fehlenden Zinsen durch zusätzliches Sparen auszugleichen. Von seinem erarbeitenden Geld fließt also ein noch höherer Anteil auf Sparkonten als vor der Abschaffung der Zinsen.

Die Geldvermögen der privaten Haushalte sind letztes Jahr in Deutschland um rund 300 Milliarden Euro auf 6,1 Billionen Euro angewachsen. Das liegt natürlich an steigenden Aktienkursen (+93 Milliarden Euro), aber auch am „Sparfleiß“ der Bürger, wie die DZ Bank es ausdrückt. Mit +5,2% soll das Wachstum der Geldvermögen noch größer gewesen sein als 2016 mit +4,7%. Und die DZ sagt auch, dass die Bürger mehr sparen, obwohl die Verzinsung von Zinsanlagen (Anleihen, Sparbücher) letztes Jahr einen neuen Tiefpunkt erreicht habe.

Die Sparquote, also der Anteil der erwirtschafteten Einkommen, der gespart wird, stieg 2017 laut DZ auf 9,8%, ein Anstieg von vier Jahren am Stück. Die reale Negativverzinsung von -0,8% habe für die Privathaushalte letztes Jahr einen Verlust des Geldvermögens von 38 Milliarden Euro zur Folge gehabt. Für das gestartete Jahr 2018 rechnet man bei kaum veränderten Rahmenbedingungen mit einem nominalen Anstieg der privaten Geldvermögen in Deutschland um gut 4% auf 6,3 Billionen Euro. Tja, die Sparer wollen eben nicht so simpel denken, wie es volkswirtschaftliche Theorien von Notenbankern vorgeben!


Beispielfoto einer Bankberatung. Foto: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken



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6 Kommentare

  1. Das beste hier im Artikel,ist das Foto!!!
    Einen Bankberater braucht der Michel noch(……)!
    Mehr will ich jetzt gar nicht mehr darueber schreiben!

    1. Das ist Frau Baeuerin mit ner Handtasche voller Gold unterm Tisch, die freut sich und lacht.
      Ich sitze zufällig daneben und schau etwas unfroh, weil der Berater mir das Depot vor kurzem mit DAXen vollgepackt hatte.

      1. Ich wuerde mit dem Bankberater den Platz tauschen,damit man dich nicht in die Irre fuehrt.

  2. Also bei einem dt.Privatvermoegen von ca.6 Bln.Euro….da koennte man(USA)
    mal ueber einen Einmarsch nach DE nachdenken!
    Trumpi..6 Billionen Euros sind verfuegbar und der Michl wird auch keinen Wi(e)derstand leisten…..

  3. Gibt es in Deutschland auf der einen Seite denn nur Sparstrumpffuzzis und andererseits so Spekulationsheinis wie unsereiner?

    Statt das Geld aufs Sparbuch oder Festgeldkonto zu legen – oder Knock-Outs und CFDs zu kaufen – könnte man sich doch auch einfach ein paar Aktien ins Depot legen ohne Spekulationsgedanken – schlicht und einfach als Geldanlage.
    Nichtmal um sie irgendwann wieder abzustoßen.
    Es ist zwar schon lange her, aber da gab es einen Spruch, dass man Versicherungsaktien nicht verkauft sondern vererbt.

    1. Versicherungsaktien sind im angehenden Blockchain-Zeitalter nur bedingt eine gute Idee. Nach FinTech kommt InsurTech…

      Auf jeden Fall sollte man „Bankberatung“ wenigstens in Anführungszeichen setzen!

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