Indizes

Das „smart money“ hat die Rally nicht gekauft – kommt die Jahresendrally dennoch?

Wenn die Kurse fallen, wird die Chance auf eine Jahresendrally immer kleiner - und umgekehrt! Eine Art selbsterfüllende Prophezeiung..

Der Smart Money Index ist ein guter Maßstab dafür, was die „großen Player“ am Markt machen. Der Index vergleicht die letzte halbe Stunde des Handels an der Wall Street mit der ersten halben Stunde – wobei man davon ausgeht, dass die großen Investoren (Pensionsfonds etc.) eher in der letzten halben Stunde agieren, während kleinere Investoren eher in der ersten halben Stunde investieren.

Seit Jahresbeginn ist auffällig, dass das smart money auf der Verkäufer-Seite steht:


(Chart: zerohedge.com)

Auffallend ist im kürzeren Zeitfenster weiterhin, dass die Umsätze bei stark steigenden Märkten schwach sind – so wie am Montag (20% unter Durchschnittvolumen), Dienstag (60%) und Mittwoch (32%; auffallend aber war, dass das smart money am Dienstag Abend gekauft hatte – also kurz vor der Wahl-Rally am Mittwoch!). Wenn bei steigenden Märkten das Volumen gering, bei fallenden jedoch deutlich höher ist (wie das im Jahr 2018 fast durchgängig der Fall ist), kann das durchaus als Wanrzeichen gelten!  Das Jahr 2018 ist ohnehin das erste Jahr seit der Finanzkrise mit zwei Korrekturen von -10%.

Nun ist derzeit ja viel die Rede von einer Jahresendrally – aber diese kann nur kommen, wenn die Aktienrückkäufe die US-Aktienmärkte stützen. Dabei tendieren die Firmen, die ihre eigenen Aktien kaufen, dazu, diese gleich zur Markteröffnung zu kaufen. Kritiker halten diese Aktienrückkäufe für „dummes Geld“ („dumb money“): die Firmen kauften besonders dann ihre eigenen Aktien, wenn diese teuer sind – aber nicht, wenn sie günstig sind. Das zeigt sich etwa in den ersten Jahren nach der Finanzkrise: damals kaufte kaum ein Unternehmen seine eigenen Aktien zurück, obwohl diese fast durchgängig viel tiefer standen als heute. Kurz vor der Finanzkrise aber hatten die Aktienrückkäufe einen neuen Rekord erreicht..

Nun haben viele Unternehmen eigene Aktien auf Kredit gekauft – aber das wird immer teurer aufgrund der steigenden Renditen. Und das könnte bedeuten, dass sich nur die großen Firmen Aktienrückkäufe leisten können, die sie aus ihrem Cash auch bezahlen können. Faktisch würde das bedeuten, dass etwa größere Indizes, die Blue Chips enthalten (wie etwa der Dow Jones Industrials) zum Jahresende hin besser laufen könnten als etwa Nebenwerte-Indizes (wie etwa der Russell 2000).

Aber: was, wenn die die Kurse an der Wall Street weiter fallen? In der Regel werden dann eben auch die Investoren risikoaverser, schrecken also die US-Konzerne eher vor Aktienrückkäufen zurück als wenn die Kurse steigen würden. Faktisch bedeutet das: wenn die Kurse fallen, wird die Chance auf eine Jahresendrally immer kleiner – und umgekehrt! Eine Art selbsterfüllende Prophezeiung..



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4 Kommentare

  1. Das Argument, Firmen sollten ihre eigenen Aktien billig zurückkaufen ist m.E. ein Missverständnis. Denn sie stehen ja auf der anderen Seite des Trades. Je teurer sie zurückkaufen, desto besser für ihre Aktionäre, die auf diese Weise ihren Ertrag aus dem Investment ziehen. Die Firma agiert nicht als Aktionär, ihr Tradingziel mit den eigenen Aktien ist also der Verlust, nicht der Gewinn auf Kosten der Aktionäre von denen sie billig kaufen.

    1. @Pigeon. Ehrlich gesagt, kann ich Ihrer Argumentation nicht folgen, bzw. verstehe ich Sie nicht.
      Nach einerm Wirtschaftseinbruch sind die Aktien einer Firma billig, aber das Unternehmen braucht das Kapital zum Investieren oder zum Umstrukturieren, oft auch für Sozialpläne. Mit steigenden Gewinnen werden die Aktien natürlich teurer und es können auch Aktien zurückgekauft werden, bei noch niedrigen Zinsen auch auf Pump. Am Ende eines Zyklus finden die Firmen oft keine lohnenden Investments mehr und die Rückkäufe steigern sich
      a) um das Führungspersonal durch oft üppige Bonusprogramme zu belohnen und um
      b) die Belegschaft durch s. g. Belegschaftsaktien am Erfolg des Unternehmens zu beteiligen. Zusätzlich
      können Aktionäre die hohen Kurse zu Verkäufen nutzen und zum anderen werden die Aktienkäufe die Kurse stützen, weil man die Zahl der ausstehenden Aktien senkt und damit auch das KGV. Das dies eigentlich nicht langfristig gedacht ist, indem man in guten Zeiten Reserven für den Abschwung schafft, steht auf einem anderen Blatt – aber das ist der Kapitalismus. Haben Sie an einen anderen Zusammenhang gedacht?
      Gruß

      1. @Wolfgang M.
        Das ist alles richtig, was Sie sagen und insofern bin ich auch kein Freund dieser Rückkäufe. Was ich meine ist Folgendes: Es wird den Konzernlenkern oft vorgeworfen, sie würden die Aktien immer dann zurückkaufen, wenn sie sehr teuer sind, also ein schlechtes Geschäft machen (nach dem Motto: Wäre doch besser gewesen, sie hätten sie an Tiefpunkten gekauft, dann hätten sie einen besseren Trade gemacht). Und nur hierin meine ich, liegt ein Missverständnis vor, weil eben die Firmen nicht wie Aktionäre handeln, sondern wie der Gegenpart dazu. Es ist also aus Firmensicht kein schlechter Trade, dieses buy high, sell low. Aber alles, was Sie dazu sagen ist in praktischer Hinsicht genau meiner Meinung entsprechend.

  2. Aktienrückkäufe sind nicht dummes Geld, aber Geld von dummen Besitzern.Bei einer Diskussion über Aktienrückkäufe hat es einer klipp u.klar gesagt:
    Diese sind nur sinnvoll wenn die Aktien unterbewertet sind , egal wo des Geld herkommt, sei es aus Rückführungen aus dem Ausland oder sei es vererbt oder geschenkt.Genau aus diesem Grund haben dann die dummen Käufer kein Geld mehr nach Kursrückschlägen.Aber Wolfgang hat mir ja schon mehrmals erklärt warum die dummen Manager handeln wie Anfänger.
    Aber ich halte die These von M.Fugmann trotzdem für wahrscheinlicher, dass sie bei Absturzgefahr vorsichtiger werden , u.dass eine von drei Hirnzellen dieser Manager sagt, dass man die gleichen Aktien
    Innert 2/3 Monaten vielleicht 20bis 30% billiger haben könnte. Jeder Vieh- Ross- oder Schrotthändler
    würde das so machen!

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