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Das traditionelle Sparverhalten der Deutschen – aber macht ein Umdenken in nächster Zeit überhaupt Sinn?

Der deutsche Sparer befindet in einer misslichen Lage: Zinsanlagen bringen auf absehbare Zeit keine Rendite, aber vielleicht ebenso die deutschen Aktienmärkte

Eine Untersuchung der Fondsgesellschaft DEKA Investment bestätigte einmal mehr die Neigung der Deutschen zu Sparanlagen im verzinslichen Bereich, mit derzeit renditeloser Performance (nach Inflation). Aber interessant ist die Feststellung, dass dieses Verhalten bereits schon seit Generationen weitergegeben (vererbt) wird.

 

Das Anlageverhalten der Deutschen

Die Deutschen sparen für sich und ihre Kinder, zumeist genauso, wie es ihre Eltern getan haben, so das Ergebnis der Studie. Ein Drittel der Deutschen sorgen auch für Ihre Kinder vor, mit durchschnittlich 50 Euro monatlich. Das Fatale daran: Trotz der langen Ansparphase legt die Hälfte dabei in Zinsprodukten an. Das war schon bei den vor 1955 Geborenen so, aber auch in den Generationen X, Millenials und Z, wie es heute neudeutsch so schön heißt. Aktien- und Fondssparpläne sind nur bis zu 30% vertreten. Der Rest sind Überweisungen auf das Girokonto oder Lebensversicherungen.

 

Die seit Jahrzehnten fallenden Zinsen

Seit 40 Jahren geht es mit den Zinsen schon bergab, was bei dem beschriebenen Sparverhalten gewaltig auf die Rendite geht. Der Vergleich bei einem 50 Euro-Sparplan:

Für ein 1980 geborenes Kind kamen in 18 Jahren 17500 Euro zusammen.

Ab 1990 ergab dies nur noch 14000 Euro, ab 2000 gerade noch 11700 Euro.

Und heute im Zeitalter der Nullzinsen 11000 Euro. Das Ganze ohne Berücksichtigung der Inflation. Wobei man fairerweise sagen muss, dass risikolose Kurzläufer nach Inflation auch früher nicht sehr ergiebig waren.

Ohne jetzt Werbung für einen ETF machen zu wollen, würden bei einem internationalen Fondssparplan mit einer über Jahrzehnte üblichen Rendite von sieben Prozent über 21000 Euro herauskommen.

(Persönliche Bemerkung: Ich habe dies bei meinen Kindern über viele Jahre so gemacht und die Rechnung stimmt.)

Zur Begründung für die „bisherige“ Überlegenheit dieses Sparprinzips folgende Überlegungen.

 

Der große historische Zusammenhang in den Anlageklassen

Schon seit „ewigen“ Zeiten gibt es einen Wettstreit in den Kapitalanlagen, besonders im Wettstreit zwischen den Renten- und Aktienmärkten. Dabei ergaben Studien über die Erträge der letzten Jahrzehnte bis zu den Kriegszeiten, dass die Aktienmärkte eine etwas höhere Performance aufweisen als die Rentenmärkte, weil eben gilt: Übernahme von Risiko wird mit einem höheren Ertrag honoriert (in der Gesamtheit des Marktes). Klar schießen Aktienmärkte oftmals weit über das Ziel hinaus wie in den Jahren bis 2000 und bis 2007, aber, um in den Folgejahren heftig zu korrigieren (50 bis 70%), sodass der langfristige Zusammenhang wiederhergestellt ist (Mean-Reversion-Effekt).

Was könnte das für die Zukunft bedeuten, nachdem wir an den großen Märkten seit der Finanzkrise 2009 bereits wieder Kursanstiege von 300 % und mehr gesehen haben, auch fast beim DAX? Entweder korrigieren die Aktienmärkte in einem typischen Crash, in einer Baisse, die typischerweise circa eineinhalb Jahre anhält oder es gibt eine quälend lange Seitwärtsbewegung wie in den 1970-er und 80-er Jahren.

Weil es eben eine Korrelation zwischen der 10-jährigen Bundesanleihe und dem Aktienmarkt gibt. Man könnte fast zu der Feststellung kommen, dass wir uns bereits seit gut vier Jahren in solch einer Querbewegung befinden. Die 10-jährige Bundesanleihe lieferte in den vergangenen Jahren, auch dank Draghi, eine sehr bescheidene Performance. Aber wo stand der Dax am 9.April 2015 – genau, bei 12390 Punkten, und heute?

 

Fazit

Aus den dargelegten Zusammenhängen ergibt sich die ziemlich unangenehme Schlussfolgerung, dass sich der deutsche Sparer in einer misslichen Lage befindet. Zinsanlagen bringen auf absehbare Zeit keine Rendite, aber vielleicht ebenso die deutschen Aktienmärkte. Außer es gibt eine ausgewachsene Baisse mit einem für Deutschland üblichen Kursabschlag von mindestens 50 Prozent. Dann wäre man fein heraus mit seinem Festgeldkonto. Die Frage ist nur, ob sich der deutsche Normalsparer dann in ein Investment, wie den Kauf eines ETFs auf den Dax oder den MSCI World, herantraut?

 

 

Von Christian Wolf, www.c-w-design.de, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=44448489



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1 Kommentar

  1. Ein wenig gelernt haben die deutschen Anleger aber schon, sie kaufen immerhin mehr Gold.

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