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Dax: Alle sind schon investiert – ohne Netz und doppelten Boden

Der Dax hat sich im Wochenverlauf wenig bewegt. Abgesehen von kurzzeitigen Ausverkäufen, die in weniger als einer Stunde wieder ausgeglichen wurden, lief der Index diese Woche weitgehend seitwärts.

Entsprechend hat sich die Anlegerstimmung wieder ein wenig abgekühlt. Sie erinnern sich: Nachdem der Ausverkauf von vor zwei Wochen in der vorigen Woche überraschend mit einer kräftigen Rallye wieder aufgeholt wurde, war die Stimmung bereits ansatzweise euphorisch. Partylaune machte sich breit. Das Seitwärtspendeln dieser Woche hat die Party beendet, die Stimmung ist auf einen Wert von 1,8 zurück gekommen.

Auch die Selbstzufriedenheit hat ein wenig gelitten und ist von 1,9 auf 1,0 gesunken. So schnell schwindet das Selbstvertrauen, wenn nicht täglich neue Erfolge zu feiern sind.

Die Zukunftserwartung verbleibt mit 2,9 auf einem optimistisch hohen Niveau. Weiterhin gehen die meisten Anleger von einer Fortsetzung der Rallye aus.

Und die meisten sind bereits investiert, denn die Investitionsbereitschaft ist auf 0,6 gesunken. Wer jetzt noch nicht beim Dax an Bord ist, möchte offensichtlich lieber zuschauen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist mit einem Wert von +2 weiterhin leicht positiv. Das heißt, es werden mehr Produkte gekauft, die von steigenden Kursen beim Dax profitieren, als Absicherungen gegen Kursverluste.

Das Put/Call-Verhältnis der US-Anleger an der CBOE ist weiterhin auf einem niedrigen Niveau und zeigt somit den Überhang an Call-Käufen. In den USA wird also ebenfalls auf eine Fortsetzung der Rallye gewettet.

Und auch die US-Fondsmanager zeigen ihre optimistische Einstellung, indem sie ihre Investitionsquote auf 110% hochschrauben (Vorwoche nur 79%). Damit sind die US-Profis extrem stark investiert. In den vergangenen zwei Jahren waren sie nur einmal stärker investiert. Das war Ende Januar mit 112%.

US-Privatanleger haben sich nun ebenfalls mitreißen lassen, das Bulle/Bär-Verhältnis ist auf 19% angesprungen und zeigt eine klare Dominanz der Bullen an.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 hingegen zeigt völlig unbeeindruckt einen neutralen Wert von 59% an.

Ganz anders der Bitcoin, der nach dem Kurssprung der vergangenen Tagen mit 92% extreme Gier signalisiert.

Interpretation der Stimmung gegenüber Dax und den Märkten allgemein

Wenn ALLE Recht haben, erleben wir eine fulminante Rallye. Solange niemand ein Haar in der Suppe entdeckt, werden die Kurse weiter nach oben laufen. Doch wehe, wenn Zweifel aufkommen: Es gibt derzeit keine Unterstützung mehr. Sowohl Profis als auch Privatanleger sind für steigende Kurse beim Dax und anderen Indizes positioniert. Das übliche Sicherheitsnetz, das durch Leerverkäufer eingezogen wird, die ihre Leerpositionen bei fallenden Kursen eindecken und somit einen Ausverkauf auffangen, gibt es nicht mehr.

Ich hatte das im Rahmen der Ausführungen zu Reddit WallStreetBets erläutert: Leerverkäufer haben eine Aufgabe an den Aktienmärkten. Wenn jedoch junge wilde Leerverkäufer in einem Wert wie Gamestop in die Insolvenz treiben können, dann werden Leerverkäufer zwangsläufig wesentlich vorsichtiger agieren. Sie werden Leerpositionen nicht mehr so leichtfertig eingehen und offene Leerpositionen frühzeitig eindecken, wenn die Kursen gen Norden drehen. Heute sehen wir, dass das Sicherheitsnetz entfernt wurde.

Das ist nun keine hinreichende Voraussetzung für einen Crash. Aber wir sollten uns bewusst machen, dass Kurse, wenn sie zu bröckeln beginnen, schnell an Dynamik gewinnen können.

Der hohe Zukunftsoptimismus, den wir überall messen, ist eine schwache Alternative. Ein Sicherheitsnetz der Leerverkäufer muss irgendwann eingedeckt werden. Denn die offenen Leerpositionen sind dafür eingegangen worden, um im Ausverkauf Gewinne einzusacken. Die Positionen werden durch Käufe geschlossen.

Ein Sicherheitsnetz durch Zukunftsoptimismus ist eine schwache Alternative. Sie werden es kennen: Sobald die Kurse zu bröckeln beginnen, ist der Zukunftsoptimismus verschwunden. Die Stimmung der Anleger wird maßgeblich durch die Aktienmarktentwicklung bestimmt und wenn die Kurse fallen, kommen Zweifel auf und der Schritt zum überzeugten Kauf ist für viele Anleger zu groß. Die meisten sitzen dann erstarrt wie das Kaninchen vor der Schlange vorm Bildschirm und starren auf die rot gefärbten Kurstafeln.

Das soll’s mit der Mahnung gewesen sein. Grundsätzlich ist die Ausgangslage für den Dax und die Aktienmärkte derzeit so bullisch wie selten zuvor. Ohne einen Grund wird es keinen Ausverkauf geben. Das hier beschriebene Szenario ist für den Fall, dass es eine negative Überraschung gibt.

Bleibt die negative Überraschung aus, werden sich die Anleger weiterhin über die Impffortschritte freuen, über das US-Konjunkturpaket und selbst in Deutschland sollen nun Hilfen ausgezahlt werden. Die Notenbanken haben sich in der vergangenen Woche weltweit konzertiert für eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik für einen sehr langen Zeitraum ausgesprochen. Wohin also mit der Liquidität, wenn nicht in Immobilien, Kryptowährungen und Aktien.

Die Stimmung für den Dax und andere Aktienmärkte ist derzeit extrem bullisch



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