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Dax: Fehlende Marktbreite, auch beim deutschen Leitindex

Der Dax wurde im Wesentlichen zuletzt nur von einer Handvoll Firmen angetrieben

Marktbreite im Dax

Wie oft wurde schon kritisiert, dass die Aktienmärkte in den USA nur von großen Technologiewerten – FAANG als Ur-Akronym – so nach oben gezogen werden, dabei ist dies beileibe kein US-spezifisches Thema: Auch unser Dax 30 wurde im Wesentlichen zuletzt auch nur von einer Handvoll Firmen angetrieben.

Dax 16.000 Punkte, getragen von fünf Titeln

Es waren nicht nur extrem geringe Umsätze, die unseren Leitindex auf die letzte runde Marke gehievt hatten: 56 Millionen gehandelte Titel bei dieser Marke, bei 15.000 waren es noch 70 Millionen, bei 14.000 sogar über 80 Millionen – nein es waren auch nur sehr wenig Blue Chips, die den Markt dorthin gebracht hatten.

Konkret fünf Aktien, die sich auf einem Allzeithoch befinden, während ganze zwei Dutzend Titel noch mindestens zweistellig von einem Hoch entfernt notieren. Die Treiber der Rally des Dax sind Deutsche Post, Deutsche Wohnen, Linde, Merck und Siemens. An der Spitze ausgerechnet die Deutsche Post, die zuletzt 46 Prozent seit Jahresanfang zulegen konnte. Gefolgt vom Pharmawert Merck, der natürlich von der Imfstoffstory profitiert, mit einer Verdoppelung seines Gewinns im abgelaufenen Quartal. Die Performance der Darmstädter hatten Analysten zu Jahresbeginn nicht auf dem Schirm, während man bei der Deutschen Post durch den Internethandel infolge Corona schon damit rechnen konnte. Insgesamt hatten die fünf genannten Titel einen Anteil von 50 Prozent der bisherigen Jahresperformance beim Dax.

Die Besonderheiten des Dax

Wie oft wurde schon über die Sonderstellung unseres Leitindex Dax, als Performance-Index geschrieben, der im Gegensatz zu seinen internationalen Konkurrenten die ausgeschütteten Dividenden sofort miteinberechnet. Ganz im Gegensatz zu den Aktien, wo dieser Abfluss unberücksichtigt bleibt. Wie viel Dividende hat zum Beispiel die Deutsche Telekom seit ihrem Hoch von 103,90 Euro im Jahr 2000 ausgeschüttet, nach ihrem Absturz bis auf 8,50 Euro im Jahre 2002?

Außerdem wird der Streubesitz der Aktien bei der Gewichtung im Index berücksichtigt, das Gewicht aber auf zehn Prozent limitiert. Was zwischenzeitlich aber auch zu einem Überschießen des Anteils führen kann, wie beim Industriegas-Produzenten Linde, dessen 10,6 Prozentanteil aber demnächst korrigiert wird.

Obwohl die ehemalige deutsche Volksaktie (Telekom) mit 18,82 Euro am gestrigen Handelstag noch meilenweit von ihrem einstigen Höchststand entfernt ist, gehört sie mit plus 25 Prozent aber in diesem Jahr zu den großen Gewinnern im Dax. Der US-Tochter T-Mobile sei Dank.

Schlusslicht ist weiterhin die Deutsche Bank, die einst einmal mit 91 Euro an der Börse bewertet war (2007) und als eine der größten Geldinstitute herausgestochen war.

Mit aktuell 10,50 Euro konnte der deutsche Branchenprimus im laufenden Jahr zumindest mehr als 17 Prozent zulegen und sich seit dem Corona-Tief mehr als verdoppeln. Jedenfalls nicht schlecht für ein Institut, den man schon den Absturz in die Bedeutungslosigkeit prophezeit hatte.

Fazit

Aktienmärkte wie der Dax auf Höchstständen, getragen nur von wenigen Werten: es ist nicht nur das Problem eines Landes, einer Region. Eine Chance für Stockpicker oder „endlich haben wir keinen Stock Market mehr, sondern einen Market of Stocks“, wie es kürzlich ein bekannter Börsenkommentator genannt hatte. Was aber wieder einmal leichter gesagt ist als getan, denn über die Performance von aktiven Fonds, die stets in der Masse der Benchmark hinterherlaufen, wurde schon sehr viel berichtet – trotz aufwändigen Researchs. Wer hätte zum Beispiel vor Monaten gedacht, dass in Deutschland die langweilige Deutsche Post-Aktie eine solche Performance hinlegt und nicht etwa SAP oder Infineon, die Tech-Perlen in Deutschland?



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