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Die Spurensuche geht weiter Dax mit neuem Jahreshoch – warum eigentlich?

Der Dax zeigt ein neues Jahreshoch - warum? Denn die Invertierte Zinskurve in den USA wächst immer weiter an. Hier ein Blick auf das Gesamtbild.

Seit Wochen berichten wir über Aktienmärkte, die immer weiter steigen oder sich phasenweise robust hoch halten, obwohl zahlreiche Experten vor zu hohen Kursen warnen, und obwohl klare Indizen für fallende Kurse sprechen. Letzte Woche hatte ich mich mehrmals auf die „Spurensuche“ begeben. Heute nun sahen wir, wie der Dax ein neues Hoch im Jahr 2023 erreicht hat mit 15.677 Punkten (vorheriges Jahreshoch bei 15.658,56 Punkten). Im Chart sehen wir seit September in blau den Dax-Verlauf, in orange die Rendite für zehnjährige deutsche Bundesanleihen. Der rote Strich zeigt den Jahreswechsel. Nun stehen höhere Anleiherenditen eigentlich für einen tendenziell fallenden Aktienmarkt – aber wie man sieht, das Gegenteil ist der Fall.

Dax und deutsche Anleiherendite seit September 2022

Push-Gründe für den Dax

Die Lage für Dax-Bullen sieht doch recht gut aus? Die Hoffnung, das die SAP-Tochter Qualtrics von Investoren übernommen wird, lässt SAP heute ansteigen. Auch andere Werte wie Vonovia oder Lufthansa liefen heute gut. Bisher gute Quartalsmeldungen der Konzerne mit dazu passenden guten Jahresaussichten für 2023 sorgen schlicht und einfach für Kurseuphorie in den Dax-Aktien. Auch die Bankaktien mit ihren glänzenden Quartalszahlen dank prächtiger Zinsmargen helfen.

Die Energiepreise sinken, siehe Gas. Der europäische Terminmarkt-Gaspreis TTF sinkt heute auf nur noch 42 Euro – wohl auch, weil die Anlieferungen von US-Gas an die US-Exportterminals für LNG auf ein Rekordhoch steigen. Mehr LNG für Europa bedeutet sinkende Preise – das ist gut für Industrie und Verbraucher in Europa, und damit gut für den Dax! Dazu kommt noch die allgemeine Hoffnung der sinkenden Inflation und einer milden Rezession.

Expertenanalyse

Sehen Sie hier die vor wenigen Minuten veröffentlichte Analyse des Börsenexperten Andre Stagge, der genau diese Fragestellung im Detail analysiert, nämlich warum der Dax trotz steigender Anleiherenditen weiter ansteigt.

Fallhöhe wird immer höher

Positiv kommt noch als unterstützender Faktor aus den USA hinzu, dass der Star-Stratege Michael Wilson von Morgan Stanley heute sagt, er sehe kurzfristig eine Rally im S&P 500. Dies würde dann sicher auch dem Dax gut tun. Das Problem dabei: Wilson sieht nur sehr kurzfristig steigende Aktienkurse, danach soll es wieder runter gehen – er bleibt ein Bär!

Abgesehen davon: Die EZB-Ratsmitglieder zoffen sich gerade öffentlich über die Stärke der Zinsanhebungen. Der Österreicher Holzmann setzte heute ein deftiges Signal, in dem er 4 x 50 Basispunkte Zinsanhebung bis Juli forderte. Noch deutlich höhere Zinsen würden den Dax eigentlich belasten. Aber dieses Szenario wird derzeit einfach ignoriert. Und man schaue nochmal auf den folgenden Chart. Wir sehen seit den 1970er-Jahren den Aufschlag der Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen auf die Rendite für zweijährige Staatsanleihen.

Invertierte Zinskurve in den USA wächst immer weiter an

In der Regel ist die Rendite für längere Laufzeiten deutlich höher. Aber als Vorwarn-Indikator für Rezessionen ist die sogenannte Invertierte Zinskurve historisch recht gut zu gebrauchen – also wenn der Abstand negativ wird. Und siehe da: Aktuell ist der Abstand bei -89 Basispunkten angekommen, das tiefste Negativ-Niveau seit 1981. Je tiefer, desto größer die Rezessionsgefahr für die USA. Das sollte Dax und Co eigentlich schocken? Aber ach, was soll´s… einfach weiter rauf mit den Kursen? Bis jetzt liegen die Kritiker und Skeptiker dieser 2023-Aktieneuphorie im Unrecht, denn der Markt hat ja bekanntlich immer recht?

Abstand von 10 und 2 Jahre US-Anleiherenditen seit den 1970er-Jahren

Charts: TradingView



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3 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Dadurch das der „DAX Kursindex“, nur ein paar hundert Punkte, über dem Niveau der Jahrtausendwende steht, relativiert sich vieles .

    Nicht grad zum Positiven für den deutschen Leitindex.

    Die wichtigsten internationalen Indizes sind übrigens reine Kursindexe und keine Performance- Indizes.

    Wenn dann müsste man, zum Beispiel unseren Dax- Performance Index, mit dem Pendant in den USA, dem „Dow Jones Total Return Index“ vergleichen.

    Einfach mal die Performance miteinander vergleichen, dafür gibt es die Charts im Internet.

  2. Wieso wird eigentlich in fast jeder DAX- Analyse die Lufthansa als positiver Faktor im steigenden Markt genannt? Welchen Einfluss hat ein MDax Wert, der seit knapp 3 Jahren nicht mehr im DAX ist auf die aktuelle Entwicklung?

    1. @Carsten…langjährige Nachwirkeffekte…

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