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Dax: Sentiment zeigt explosive Stimmung!

Explosive Stimmung im Dax

Die zweite Woche in Folge pendelte der DAX nun zwischen 14.100 und 14.500 Punkten. Nach dem Crash in Folge des Einmarschs Russlands in die Ukraine folgte die technische Gegenbewegung, mit der die Hälfte des zwischenzeitlichen Kursverlustes bereits wieder aufgeholt wurde. Die nun laufende Seitwärtsbewegung gibt Anlegern die Möglichkeit, sich eine Meinung für die künftigen Schritte zu bilden.

Dax: Explosives Anleger-Sentiment

Das Anlegersentiment hat im DAX sich im Vergleich zur Vorwoche kaum verändert. Es bleibt mit einem Wert von -1,2 leicht niedergeschlagen, doch von den extrem negativen Stimmungswerten des Jahresanfangs ist nicht mehr viel zu sehen.

Und so erholt sich zunehmend die Selbstgefälligkeit unserer Umfrageteilnehmer. Die Verunsicherung der Vorwochen schwindet mit einem Wert von -0,1 vollständig.

Hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung ist man sich allerdings noch nicht so sicher. Die Zukunftserwartung verharrt auf einem nur moderat optimistischen Niveau von 0,9. Obwohl der DAX deutlich günstiger ist als noch im Dezember, als noch Euphorie über die zu erwartende künftige Aktienmarktentwicklung unter den Anlegern herrschte, gibt es derzeit doch eine ganze Menge Skepsis darüber, ob das aktuelle Kursniveau nun tatsächlich als günstig zu betrachten ist, oder nicht. Immerhin haben sich die Rahmenbedingungen maßgeblich verändert: Die Energie- und Nahrungsmittelpreise sind deutlich nach oben gesprungen und die geopolitische Lage ist höchst ungewiss. Kein Wunder also, dass Anleger trotz des günstigeren Kursniveaus keinen nennenswerten Optimismus verspüren.

Diese Skepsis wirkt sich auch auf die Investitionsbereitschaft im DAX aus, die auf nur noch 2,2 zurückgegangen ist (Vorwoche 3,6). Noch vor zwei Wochen konnten wir Extremwerte bei der Investitionsbereitschaft messen. Anleger haben offensichtlich den Crash für kurzfristige Spekulationen genutzt, doch nun setzt sich eine deutlich neutralere, defensive Haltung durch.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf -2,5 abgerutscht und zeigt, dass schon wieder einige Absicherungsprodukte gegen fallende Kurse gekauft werden. Das Put/Call-Verhältnis der institutionellen Anleger, die sich über die Eurex absichern, ist auf 4,3% angesprungen, der höchste Wert der vergangenen sechs Monate. Je höher der Wert, desto mehr Puts werden gekauft. Institutionelle Anleger haben sich also maximal gegen fallende Kurse beim DAX, einen weiteren Crash, abgesichert.

Das Put/Call-Verhältnis der CBOE zeigt ein völlig anderes Verhalten der US-Anleger auf: Zwar ist das Verhältnis auf einem vergleichsweise hohen Niveau, aber seit einigen Wochen rückläufig. US-Anleger haben sich also vor dem Crash Ende Februar abgesichert und lösen ihre Absicherungen nun langsam auf. Aus Sicht der Amerikaner ist das verständlich, der Ukraine-Krieg ist für viele Amerikaner zunächst einmal nicht viel anders als der Einmarsch Russlands in Georgien oder Tschetschenien: Ein kurzer Schreck, dann geht’s zur Tagesordnung über. Ich habe den Eindruck, dass viele US-Amerikaner die Brisanz des Ukraine-Krieges unterschätzen.

US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote, die vor dem Kriegsausbruch auf ein Rekordtief von nur 30% runtergeschraubt wurde, wieder auf 53% aufgestockt. Auch hier zeigt sich, dass man in den USA davon ausgeht, das Schlimmste bereits überstanden zu haben.

Überraschend ist auch das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger, das von -28 auf nur noch -3% angestiegen ist. Mit 35% haben die Bären nur noch ein ganz leichtes Übergewicht gegenüber den Bullen mit 33%. Vor einer Woche noch dominierten die Bären mit einem Anteil von 50% die Stimmung.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 ist auf 46% angestiegen und zeigt inzwischen bereits wieder eine neutrale Marktverfassung an.

Interpretation der Stimmung im DAX

Die unterschiedlichen Stimmungswerte in Deutschland und den USA lassen sich leicht erklären. Der DAX ist im laufenden Jahr bereits um 10% gefallen, der Dow Jones aktuell nur um 5%. DAX-Unternehmen laufen Gefahr, deutlich höhere Energiekosten tragen zu müssen, vorausgesetzt es gibt genug Strom. In den USA gibt es Öl und Gas im Überfluss.

Die hohe Absicherung der Anleger in Deutschland macht jedoch einen weiteren heftigen Ausverkauf unwahrscheinlich – zumindest aus technischer Sicht. Natürlich werden die europäischen Aktienmärkte ausverkauft, wenn sich ein Lieferstopp für die Energie aus Russland abzeichnen sollte. Doch da sich Anleger derzeit stark gegen solche Kursverluste im DAX abgesichert haben, könnte ein entsprechender Ausverkauf überschaubar bleiben. Frühzeitig würden Anleger ihre Put-Absicherungen dann eindecken und dadurch für eine Nachfrage sorgen, die den Aktienmarkt stabilisieren sollte.

Was auf der Unterseite für ein Auffangnetz wirkt, kann auf der Oberseite wie Zunder wirken. Sollte der DAX aus seiner Seitwärtsbewegung ausbrechen, also über 14.500 Punkte steigen, würden viele Absicherungspositionen ins Minus laufen. Neue Sicherheiten werden erforderlich, Verluste würden auflaufen. Irgendwann würden die Absicherungspositionen dann aufgelöst werden, was nur durch zusätzliche Aktienkäufe erfolgen kann. Die Auflösung der Absicherungspositionen würde dann also zu einer zusätzlichen Nachfrage nach den ohnehin bereits angestiegenen Aktien sorgen, was eine moderate Kursrallye weiter anheizen würde.

So oder so befinden wir uns in einer sehr angespannten Situation. Im Ukrainekrieg müssen wir täglich mit dem Schlimmsten rechnen. Der Aktienmarkt hat sich – zumindest hier in Deutschland – auf das Schlimmste vorbereitet und würde vielleicht heftig, aber nur kurz reagieren und dann schnell aufgefangen werden. Auf der anderen Seite könnte – ich möchte hier nicht von einem Gewöhnungseffekt sprechen, da man sich an einen Krieg nicht gewöhnen kann – ein Ausbleiben einer weiteren Verschlimmerung dazu führen, dass sich die Aktienkurse weiter erholen. Ab einem bestimmten Kursniveau müssten dann die Absicherungspositionen sukzessive aufgelöst werden, was dann wie Zunder für eine Rallye wirkt.

Am Anleihemarkt ist sowohl die Stimmung als auch die Erwartung am Boden. Der Bund Future ist unter 160 gefallen – erstmals seit 2018. Anleger meiden Zinspapiere, obwohl diese gerade in Kriegszeiten doch als sicherer Hafen gelten. Man sagt Anlegern nach, sie seien die intelligenteren Anleger (im Vergleich zu Aktienanlegern). Offensichtlich erwarten Anleiheanleger stark steigende Zinsen, haben ihre Zinspapiere verkauft und sind über die erlittenen Verluste höchst ungehalten.

Aus Sicht der Sentimentanalyse sieht es nach Panik am Anleihemarkt aus. Ein finaler Ausverkauf. Gut möglich, dass wir hier eine ordentliche Gegenbewegung sehen, also einen steigenden Preis für den Bund-Future und somit fallende Zinsen am Anleihemarkt.

Hinweis: Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.



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