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Dax und Wall Street: Keine Bullen mehr?

Dax und Wall Street - trübe Stimmung

Die Achterbahnfahrt beim Dax und dden Indizes der Wall Street war ziemlich nervenaufreibend: Zunächst stiegen die Kurse trotz einer Flut negativer Meldungen an. Dann folgte der Kurseinbruch aufgrund der Ankündigung der US-Notenbank, die Gangart bei der Bekämpfung der Inflation nochmals zu erhöhen. Unterm Strich hat der DAX sich diese Woche kaum verändert.

Während sich in den USA die US-Notenbank den Vorwurf gefallen lassen muss, mit ihren Zinserhöhungen vielleicht zu spät dran zu sein, sind in Europa erste Zinsschritte erst für Ende des Jahres in Aussicht gestellt. Während man in den USA also schon der Verzweiflung nah ist, hat man in Europa noch nicht einmal das Problem erkannt. Anders kann ich mir die unterschiedliche Aktienmarktentwicklung nicht erklären: Dow Jones -1%, DAX unverändert im Vergleich zur Vorwoche.

Dax: Stimmung ist besser als die Lage..

Das Anlegersentiment im DAX hat sich von -3,6 in der Vorwoche auf -1,8 beruhigt. Man ist zwar nicht glücklich über die Börsenentwicklung, doch die Enttäuschung hält sich in Grenzen.

So auch die Verunsicherung, die von -2,5 auf -1,8 zurückgegangen ist. Auch hier ist unter deutschen Anlegern eine Beruhigung zu beobachten, die ich mit den aktuellen Entwicklungen nicht erklären kann.

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, titelte ich vor einer Woche. Denn die Zukunftserwartung war in der dritten Woche in Folge negativ. Eine solche Serie gab es in den vergangenen zwölf Monaten nicht. Aus dieser Serie leitete ich ab, dass selbst negative Meldungen nicht zu einem nachhaltigen Ausverkauf führen würden, und genau so kam es zum Beginn der letzten Woche.

Inzwischen hat sich die Zukunftserwartung ein wenig erholt, der Wert steht bei nur noch -0,1 und notiert damit im neutralen Bereich. Bullen und Bären halten sich die Waage.

Die Investitionsbereitschaft ist auf 1,7 angesprungen. Damit besteht wieder Interesse unter Anlegern, aktiv zu werden. Doch nur, wenn sich Gelegenheiten ergeben. Von einem Anlagenotstand, wie vor vier Wochen noch, ist nicht mehr viel zu sehen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger steht bei -5 und zeigt damit eine verstärkte Absicherungsneigung an.

Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, haben das Put/Call-Verhältnis auf 1,2 zurückgeführt. Damit werden mehr Long-Spekulationen eingegangen als durchschnittlich in den vergangenen Monaten.

Das Put/Call-Verhältnis der CBOE notiert im neutralen Bereich. US-Anleger sind offensichtlich unentschieden über die künftige Entwicklung, oder aber einfach nur gering investiert.

US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote weiter auf 74% ausgebaut und sind damit zwar wieder vergleichsweise durchschnittlich stark investiert, jedoch eher am unteren Ende des Durchschnitts :-). Ich würde das „vorsichtig optimistisch“ nennen.

US-Privatanleger hingegen sind pessimistisch: Das Bulle/Bär-Verhältnis steht bei -25%, weiterhin ist die Anzahl der Bullen historisch niedrig (19%). Wenn es so wenige Bullen gibt, kann es an den Aktienmärkten eigentlich kaum nachhaltig nach unten gehen. Wer ist denn noch da, um zu verkaufen?

Der technische Angst und Gier Indikator (Fear & Greed) des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 43% eine neutrale Verfassung auf.

Interpretation der Stimmung – auch an der Wall Street

Ich würde diese Woche gerne den nach wie vor extrem niedrigen Stand der Bullen an der Wall Street in den Vordergrund stellen. Das Thema Inflation ist in den USA deutlich präsenter als bei uns. Auf der anderen Seite ist der Ukraine-Krieg für die USA deutlich weiter entfernt als für uns. Der Stimmungsunterschied zwischen deutschen und US-Anlegern ist vielleicht auf dieser Begebenheit zu erklären.

Das würde bedeuten, dass zumindest für die USA ein weiterer, heftiger Ausverkauf am Aktienmarkt relativ unwahrscheinlich ist. Im Sinne der Sentimenttheorie wird eine pessimistische Stimmung als Kontraindikation interpretiert: Wenn alle Anleger fallende Kurse erwarten, dann werden sie sich gedanklich bereits darauf eingestellt haben. Fallende Kurse würden also keine Panik nach sich ziehen, ein Ausverkauf, so er durch ein negatives Ereignis getriggert würde, sollte schnell vorüber sein.

In Deutschland hingegen sind Anleger beim DAX inzwischen neutral eingestellt. Die Inflationsangst ist in Deutschland noch nicht wirklich präsent. Und der Ukrainekrieg ist nun schon acht Wochen alt, ein Zeitraum, in dem sich viele mit der schrecklichen neuen Realität auseinandergesetzt und arrangiert haben.

Auffällig ist diese Woche übrigens das Ergebnis unserer Sentimentanalyse für den Anleihemarkt. Die Stimmung ist extrem negativ, auch der 5-Wochendurchschnitt notiert auf einem extrem niedrigen Niveau. Und im Sinne der Aussage „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ ist nun auch die Zukunftserwartung am Anleihemarkt am Boden. Anleiheanleger zeigen Verunsicherung, die Investitionsquote ist offensichtlich vor dem Hintergrund des Kursverfalls (= steigende Renditen) zu hoch.

Am Anleihemarkt hat man also durchaus das Thema Inflation auf dem Zettel. Extremwerte, wie diese Woche zu beobachten, deuten darauf hin, dass der Ausverkauf an den Anleihemärkten zumindest zwischenzeitlich abebben dürfte. Das Zinsniveau – die Umlaufrendite ist diese Woche auf 0,83% gesprungen, noch vor sechs Wochen war sie negativ – könnte sich kurzfristig beruhigen.

Hinweis: Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.



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