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Der goldene Dispo: Zu 0% von der EZB leihen, für bis zu 13,75% an die Kunden verleihen

Was für ein Geschäft. Eine Geschäftsbank kann von der EZB für 0,00% Zinssatz Geld leihen. Gleichzeitig kann man dem 0815-Privatkunden Dispozinsen berechnen, die eine gigantische Zinsspanne ermöglichen. Wie dumm nur, dass die...

FMW-Redaktion

Was für ein Geschäft. Eine Geschäftsbank kann von der EZB für 0,00% Zinssatz Geld leihen. Gleichzeitig kann man dem 0815-Privatkunden Dispozinsen berechnen, die eine gigantische Zinsspanne ermöglichen. Wie dumm nur, dass die Kunden oft Ratenkredite in Anspruch nehmen, und nicht alle Kredite als Dispo abwickeln…

Wie eine aktuelle Studie der Stiftung Warentest (SW) ergeben hat, nimmt die teuerste Bank in Deutschland sogar bis zu 13,75% für den Dispo. Dies ist die Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost. Direkt dahinter folgt die Rosbacher Raiffeisenbank mit 13,0%. Also beides Banken aus dem Verbund der „Volks- und Raiffeisenbanken“. Einerseits kann man Mitleid gerade mit den aller kleinsten dieser Institute haben, da sie am heftigsten von der EZB-Geldpolitik getroffen werden (entfallende Zinsspanne).

Andererseits zeigte erst letzte Woche die offizielle Veröffentlichung der Gesamtgruppe aller Volks- und Raiffeisenbanken einen Jahresgewinn für 2016 in Höhe von 8,3 Milliarden Euro. Wohl mit dazu beitragen tun solche enorm teuren Dispo-Zinsen. SW hat übrigens die Dispo-Zinsen von 1377 Banken verglichen. Der Durchschnitt liegt bei 9,78%. Von 0% bei der EZB rauf auf fast 10% ist es immer noch ein verdammt weiter Weg!

Aber natürlich kann man beim Dispo immer wunderbar damit argumentieren, dass der Zins so hoch sein muss, weil er ein ungesicherter Kredit ist, und daher die Ausfallrisiken höher sind als sonst. Ist schon klar… da Banken und Sparkassen seit mehreren Jahren verpflichtet sind ihre Dispo-Zinsen offen zu legen, spricht SW von „neuen Tricks von Banken“ um diese Transparenzpflicht sagen wir mal „etwas aufzulockern“ (unsere Formulierung). So schreiben die Tester Zitat:

Nachdem inzwischen fast alle Banken ihren Dispozins im Internet veröffentlichen, hat Finanztest neue Methoden aufgedeckt, mit denen vor allem Volks- und Raiffeisenbanken im ländlichen Raum bei der Zinsanpassung tricksen. Bei anderen hapert es an der Transparenz. Seit Juni 2010 müssen Verbraucher nachvollziehen können, wie und wann sich die Zinsen verändern. Die Banken legen seitdem in einer Zinsanpassungsklausel fest, wie und an welchen Referenzwert sie den Dispozins koppeln. Das ist häufig der EZB-Leitzins oder der 3-Monats-Euribor.

Doch nicht wenige Banken tricksen. Einige senken den Dispozins nicht oder nicht mehr, wenn der Referenzzins in den Minusbereich geht. Sie behandeln einen negativen Zins wie null. Eine andere ändert einfach ihre Zinsanpassungsklausel zuungunsten der Kunden. Dann beträgt der Zinssatz statt wie im letzten Jahr 8 Prozent plus 3-Monats-Euribor nun 10 Prozent plus 3-Monats-Euribor. Bei einigen Banken ist immer noch nicht die genaue Höhe des Dispozinses erkennbar. Im Preisverzeichnis steht dann „Referenzzinssatz + Aufschlag von x Prozent“. Andere machen ihn von der Bonität des Kunden abhängig oder verstecken die Information über den Dispozins unter Stichworten wie „Wohnimmobilienkreditrichtlinie Girokonto“ oder „Wunschkredit“. Flächendeckend haben die Direktbanken die günstigsten Dispozinsen. Die Deutsche Skatbank berechnet im Girokonto Flat 0 Prozent, beim Kontomodell Trumpf 4,17 Prozent.

Die viel günstigeren Zinsen der Direktbanken sind natürlich nachvollziehbar. Generell können Direktbanken deutlich niedrigere Dispo-Zinsen anbieten, weil sie keine Filialen unterhalten. Keine Mietkosten, keine Gehälter für Filialmitarbeiter. Da kann man den Filialbanken natürlich mit nur halb so hohen Dispo-Zinsen die Kundschaft abjagen.



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