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Der Ölpreis will steigen (Teil 2): Immer weiter nach oben, wegen irgendwas mit globaler Unsicherheit

Der Ölmarkt will den Ölpreis derzeit einfach steigen sehen, also steigt er. Im Nachhinein sucht man sich dann Begründungen für den Anstieg. Dazu war der gestrige Tag ein sehr gutes...

FMW-Redaktion

Wir hatten gestern schon darüber geschrieben. Der Ölmarkt will den Ölpreis derzeit einfach steigen sehen, also steigt er. Im Nachhinein sucht man sich dann Begründungen für den Anstieg. Dazu war der gestrige Tag ein sehr gutes Beispiel. Oft hört man von den Verhaftungen und Entlassungen in Saudi-Arabien als Grund, da sie ja politische Unsicherheit auf der arabischen Halbinsel bedeuten. Aber der Anstieg im Ölpreis fand schon am Freitag statt, also zwei Tage vor den News aus Saudi-Arabien – also fallen sie als Grund aus.

Obwohl der Terminmarkt die ganze Nacht durchläuft, hatten die Termintrader in den USA bis gestern um 14:30 Uhr deutscher Zeit gewartet, bis sie den WTI-Ölpreis (Brent stets in 7 Dollar Abstand höher) in einem Folge-Schub hochjagten von 56 auf über 57,50 Dollar, in sehr kurzer Zeit. Wären die Saudis wirklich der Grund, hätte der Folge-Schub schon Nachts oder morgens kommen können! Und man staune, dort oben hält sich der Ölpreis derzeit. Dass es in den letzten Tagen nach diesen Aufwärtsschüben nicht zu Rücksetzern kommt, zeigt wie sehr der Markt derzeit steigende Kurse sehen will.

Als Analyst kann man da fast schon verzweifeln, wenn ein Markt weitestgehend ohne wirkliche Nachrichten steigt. Natürlich passt es derzeit gut ins Bild, wenn man die Saudi-Headlines nach vorne schieben kann. Einige Bankanalysten sprechen derzeit von einer großen Anzahl geopolitischer Unsicherheiten, die die Kurse anheizen. Wirklich? Ganz plötzlich so viel Unsicherheit? Da könnte man sich auch fragen, warum der Ölpreis in den letzten drei Jahren so tief war, wo doch der IS den halben Nahen Osten ins Chaos stürzte.

Im Augenblick passt vielleicht das Sprichwort ganz gut „die Hausse nährt die Hausse“. Ein verdammt gutes Börsianer-Sprichwort, bei dem aber auch immer berücksichtigt werden muss: Wirklich mit harten Fakten unterlegt ist diese Hausse nicht oder nur zu gewissen Teilen, und irgendwann ist sie auch zu Ende. Gut sichtbar sind immer diese kurzen Aufwärtsschübe, auf die dann erstmal eine Seitwärtsphase folgt – und danach folgt dann der nächste Schub. Noch ist dieser Trend intakt.

Die Hochs von 55 Dollar aus Anfang 2017 sind nun deutlich sichtbar überschritten, wie der zweite Chart zeigt. Seit Juli ist der Ölpreis nun fast in einem Move um 35% oder 15 Dollar gestiegen! Man sollte nicht verachten, dass auf so einen schnellen Move auch Rücksetzer folgen können. Wir wissen nicht, wie lange die Hausse noch die Hausse nährt. Das kann man nie wissen. Aber bitte die Augen offen halten!

In den USA sprachen einige Beobachter gestern von einem „Runaway Market“. Die Kurse laufen einfach schnell nach oben. Eine heiße und gefährliche Nummer – bis jetzt erst mal Gratulation für diejenigen, die im Aufwärtssog dabei waren.


Der WTI-Ölpreis seit 25. Oktober.


Der WTI-Ölpreis seit November 2016.



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3 Kommentare

  1. Was ist eigentlich mit den (auch von FMW) vielgepriesenen Frackern los? Daten über neue Bohrlöcher? Nichts mehr? Haben die sich heimlich mit den Saudis geeinigt?

    1. Gemäß Angaben des Öldienstleisters Baker Hughes ist die Zahl der aktiven Bohrlöcher erneut überraschend gefallen.
      Aus: https://www.fuw.ch/article/unruhe-im-nahen-osten-treibt-oelpreis/

      Die Meldung über die Bohrlöcherhatte ich vor zwei Tagen schon gelesen und als bemerkenswert empfunden. Als der Ölpreis von 30 mal wieder in Richtung 40/45 stieg, hieß es, dass einige von den vorübergehend stillgelegten Frackingfirmen die Produktion sofort wieder aufnehmen würden.
      Und bei 50Dollar sowieso.

      Jetzt sind wir aber schon beständig drüber. Da ist Ihre Frage durchaus berechtigt.

      1. So warten wir geduldig, daß sich die Experten dazu äußern.

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