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Deutsche Bank-Kapitalerhöhung über 8 Milliarden Euro, Postbank wird voll integriert!

Also doch. Die Deutsche Bank-Kapitalerhöhung kommt, wie man aktuell verkündet. Und nicht nur das. Dei Postbank bleibt im Haus, und soll sogar regelrecht mit der eigenen Privat- und Geschäftskundensparte verschmolzen werden. John Cryan hat parallel zur...

FMW-Redaktion

Also doch. Die Deutsche Bank-Kapitalerhöhung kommt, wie man aktuell verkündet. Und nicht nur das. Dei Postbank bleibt im Haus, und soll sogar regelrecht mit der eigenen Privat- und Geschäftskundensparte verschmolzen werden. John Cryan hat parallel zur Bekanntgabe der Fakten ein Statement abgegeben. Die wichtigsten Fakten hier.


Die Deutsche Bank-Zentrale in Frankfurt. Foto: Nordenfan/Wikipedia (CC-BY-SA 4.0)

687,5 Millionen neue Aktien will die Deutsche Bank ausgeben, und damit 8 Milliarden Euro einnehmen. Das ist die wichtigste Message. Damit werden die Anteile der Altaktionäre verwässert, und zukünftige Gewinne müssen durch mehr vorhandene Aktien geteilt werden. Somit sinkt zukünftig der Gewinn pro Aktie. Das ist natürlich tendenziell schlecht für den Aktienkurs. Da die Postbank nicht veräußert wird, und somit kein frisches Cash in die Kasse kommt, muss es eben eine Kapitalerhöhung sein. Hierüber soll die Kernkapitalquote der Deutschen Bank auf „etwa 14 Prozent“ steigen, so John Cryan. Was man munkelt, und was auch sinnhaft nachvollziehbar ist: Man kann die Schlussfolgerung treffen, dass man die Postbank im Haus behält, weil man keinen Käufer für sie gefunden hatte, der einen annehmbaren Preis zahlen wollte!

Hier die Key Facts von der Deutschen Bank im Wortlaut:

— Harte Kernkapitalquote von deutlich über 13 Prozent angestrebt (CET1, bei voller Umsetzung der Regulierung)
— Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten mit einem erwarteten Erlös von rund acht Milliarden Euro
— Bis zu zwei Milliarden Euro an zusätzlichem Kapitaleffekt durch Veräußerungen sowie den Börsengang eines Minderheitsanteils der Deutschen Asset Management innerhalb der nächsten zwei Jahre geplant
— Deutlich stärkere Position auf dem Heimatmarkt Deutschland angestrebt; weltweite Präsenz mit der Unternehmens- und Investmentbank, im Geschäft mit den vermögenden Privatkunden (Wealth Management) und der Vermögensverwaltung (Asset Management)
— Vereinfachtes Geschäftsmodell mit nur noch drei Bereichen
— Beratungs- und Finanzierungsgeschäft mit Unternehmen (Corporate Finance), Kapitalmarktgeschäft (Global Markets) und Transaktionsbank werden zur integrierten Unternehmens- und Investmentbank
— Postbank und das Privat- und Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank werden zusammengelegt
— Bereinigte Kosten sollen von 24,1 Milliarden Euro (2016, nach Beteiligungsverkäufen) auf rund 22 Milliarden Euro (2018) und weiter auf rund 21 Milliarden Euro (2021) sinken.
— Restrukturierungs- und Abfindungskosten von rund zwei Milliarden Euro erwartet

Um ihre Strukturen zu vereinfachen und ihre Kunden besser bedienen zu können, wird sich die Deutsche Bank auf drei Geschäftsbereiche konzentrieren:

1. Die mit Abstand größte Privat- und Firmenkundenbank in Deutschland – gemessen an der Zahl der Kunden. Dazu gehören neben der Postbank auch weiterhin das internationale Privat- und Firmenkundengeschäft und das globale Geschäft mit vermögenden Privatkunden (Wealth Management).
2. Die Deutsche Asset Management, die durch die Börsennotierung unabhängiger in ihrem Geschäft werden soll und besser wachsen kann.
3. Die integrierte Unternehmens- und Investmentbank, die das Beratungs- und Finanzierungsgeschäft mit Unternehmen (Corporate Finance), das Kapitalmarktgeschäft (Global Markets) und die Transaktionsbank umfasst. Ziel ist es, sich stärker auf Unternehmenskunden auszurichten.

Man kann den Eindruck gewinnen, dass John Cryan das ganze „Klein Klein“ satt hat und jetzt alle offenen Baustellen mit einem großen Paukenschlag vom Tisch kriegen will. Die Gefahr des Scheiterns dieser Kapitalerhöhung besteht nicht, denn die Deutsche Bank schreibt dazu:

Die Emission ist in vollem Umfang von den Banken Credit Suisse, Barclays, Goldman Sachs, BNP Paribas, Commerzbank, HSBC, Morgan Stanley und UniCredit garantiert. Die Zeichnungsfrist soll am 21. März beginnen und am 6. April enden.

Sollten also nicht genug Käufer da sein, werden diese Konsortialbanken die Aktien in ihre eigenen Bücher nehmen! Auch interessant: Der bisherige für das US-Geschäft zuständige Jeffrey Urwin scheidet aus, seinen Posten wird John Cryan mit übernehmen. Der Finanzvorstand Marcus Schenck und Christian Sewing, im Vorstand für Deutschland sowie die künftige Privat- und Firmenkundenbank verantwortlich, werden mit sofortiger Wirkung zu stellvertretenden Vorsitzenden des Vorstands ernannt. Was könnte das bedeuten? Könnte man nur mal so vermuten, dass als Wink der deutschen Bankenaufsicht/Finanzministerium der Hinweis kam, dass die Deutsche Bank als DIE systemrelevante Bank hierzulande sich doch bitte solider aufstellen soll? Bitte tendenziell weniger Zockerei, und dafür bitte mehr solides Wirtschaften mit langweiligen Privatkunden?

Wenn die Postbank wirklich so konkret mit dem Privatkundengeschäft verschmolzen werden soll wie aktuell beschrieben, kann das ja eigentlich nur bedeuten: Es können effektiv noch mehr Filialen dicht gemacht werden. Es ist gut möglich, dass nach weiteren Kursrückschlägen durch die Kapitalerhöhung sich die Aktie nach diesem Rundumschlag beruhigt, nach dem Motto „endlich sind die offenen Baustellen erledigt“. Hier auszugsweise der aktuelle Brief von John Cryan an die Mitarbeiter:


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

oft wurde ich in den vergangenen Wochen und Monaten gefragt, wie es mit unserer Bank weitergeht und welche Strategie wir verfolgen – von Kunden und Investoren, von Analysten und Journalisten, aber auch von Ihnen, unseren Mitarbeitern.

Um diese Fragen beantworten zu können, mussten wir zunächst wichtige Rechtsfälle beilegen. Wir brauchten mehr Klarheit über die künftige Regulierung. Und nicht zuletzt mussten wir die verschiedenen strategischen Optionen sorgfältig prüfen, die sich der Deutschen Bank in einem sich rasch wandelnden Umfeld bieten.

Diese Phase ist abgeschlossen und ich freue mich, Ihnen heute erläutern zu können, wie wir wieder wachsen und die Deutsche Bank nachhaltig erfolgreich machen wollen.

Der Vorstand hat beschlossen, die Strategie vom Herbst 2015 an mehreren Stellen grundlegend anzupassen und ein entscheidendes Stück weiterzuentwickeln. Dem hat der Aufsichtsrat heute zugestimmt. Im Zentrum stehen drei große Themen:

— Wir stärken unsere Position auf dem Heimatmarkt, indem wir die Postbank und unser Privat- und Firmenkundengeschäft zusammenführen und so den klaren Marktführer in Deutschland schaffen.
— Wir setzen Wachstumskräfte in unserer Vermögensverwaltung Deutsche Asset Management frei, indem wir einen Minderheitsanteil an die Börse bringen.
— Und indem wir eine integrierte Unternehmens- und Investmentbank schaffen, stärken wir das Geschäft mit international agierenden Unternehmen. Das ist es, was die Deutsche Bank seit ihrer Gründung ausmacht.

Eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg unserer Strategie ist eine starke Kapitalausstattung. Der Vorstand hat deshalb entschieden, bis zu 687,5 Millionen neuer Aktien auszugeben. Wir erwarten einen Erlös von rund acht Milliarden Euro. Nach den zukünftig geltenden Kapitalregeln würden wir damit eine Kernkapitalquote von etwa 14 Prozent erreichen und so einen großen Unsicherheitsfaktor beseitigen. Das dürfte uns weitaus attraktiver für unsere Kunden machen.

— Deutsche Bank und Postbank werden gemeinsam zur mit Abstand größten Privat- und Firmenkundenbank auf unserem Heimatmarkt – wenn auch weiterhin mit separaten Marken. Zu dieser Sparte gehören auch unser internationales Privat- und Firmenkundengeschäft sowie unser weltweites Geschäft mit Vermögenskunden, das Wealth Management, in dem wir weiter wachsen wollen.

Ich persönlich verspreche mir sehr viel von dieser Integration: 20 Millionen Kunden bedeuten einen wichtigen Größenvorteil in einem Markt, in dem der Konsolidierungsdruck angesichts der niedrigen Zinsen weiter zugenommen hat. Außerdem bleibt die Digitalisierung das dominierende Thema – und hier sind sowohl die Deutsche Bank als auch die Postbank zuletzt ein großes Stück vorangekommen. Rund zehn Millionen unserer Kunden nutzen bereits unser digitales Angebot.

Gleichzeitig geht es darum, unsere Kosten noch besser zu kontrollieren. Im vergangenen Jahr haben wir hier viel erreicht. Doch angesichts des schwierigen Umfelds sind weitere Einschnitte unumgänglich. Bis 2021 wollen wir unsere bereinigten Ausgaben von zuletzt 24,1 Milliarden Euro auf 21 Milliarden Euro pro Jahr senken. Nachdem wir bereits erfolgreich begonnen haben, unsere Ausgaben zu verringern, bin ich umso zuversichtlicher, dass wir diese Ziele erreichen werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin stolz darauf, wie wir gemeinsam unsere Bank seit Herbst 2015 weitergebracht und die schwerste Krise seit Jahrzehnten hinter uns gelassen haben. Mit den heutigen Entscheidungen schaffen wir eine stärkere Deutsche Bank, die wieder nach vorne schauen kann und wachsen wird.

Lassen Sie uns gemeinsam die Chancen beherzt ergreifen und wieder auf Offensive umschalten.

Herzliche Grüße

Ihr John Cryan



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1 Kommentar

  1. Das mit dem Börsengang der Asset Management Einheit ist nichts neues, denn ähnliche Pläne hat es auch mal unter Ackermann gegeben. Die Postbank wird integriert weil man sie einfach nicht verkaufen kann. Gerüchteweise soll sie immer noch mit 8 Mrd. Euro in der Bilanz stehen…

    Die Ernennung der beiden „Vize Co-Vorstandschefs“ deutet darauf hin das Cryan keinen Bock mehr auf den CEO Posten hat, und zeitnah abtreten wird. Und die letzte Kapitalerhöhung wird dies auch nicht sein !

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