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Große Abhängigkeit von China Deutschland: Solarstrom aus China soll Gas aus Russland ersetzen

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Wird China mit seinem Solar-Strom Gas aus Russland ersetzen, damit die Energiewende in Deutschland doch noch gelingen kann?

Auch in China herrschen derzeit keine rosigen Wachstumszeiten. Die versprochene Modernisierung klemmt, weil Covid und Ukraine-Krieg das Geschäft drücken. Um das wieder auf Kurs zu bringen, warb China in München auf der diesjährigen Smarter E Europe im Juni für seine Leistungskraft und präsentierte sich Europa als Energiewendepartner ersten Ranges. Günstiger Sonnenstrom soll gerade für Deutschland an die Stelle für einst billiges Gas aus Russland treten.

Solartechnik aus China bietet Höchstleistung

Längst sind bei Solarmodulen Wirkungsgrade von über 20 Prozent State oft he Art. War früher der Hersteller Sunpower aus dem amerikanischen Silicon Valley darin Spitzenreiter, haben chinesische Hersteller wie Aiko, Trina Solar oder Longi längst nachgezogen. Sie sind weltweit führende Massenproduzenten im Gigawattmaßstab und technische Vorreiter zugleich. Perfektioniert hat das System Aiko. Findet die Großproduktion in China statt, wird in Deutschland in einem eignen Labor geforscht, um mit Zellen und Modulen aus der Sonne den meisten Output herauszuholen –  und wie das in die Massenproduktion zu bringen ist.

Mit dem Intersolar Award würdigte die Jury der Intersolar unter dem Dach der Smarter E Europe am 13. Juni Aiko für seine ABC-Module. Diese Module kombinieren N-Type Solarzellen mit passivierenden Kontakten und einer Kontaktierung über die Rückseite. Dadurch erzielen sie eine Leistung von maximal 610 Watt und einen Rekord-Wirkungsgrad von 24 Prozent in der Produktion. „Wir arbeiten kontinuierlich an der Weiterentwicklung unserer Solarprodukte und konnten den Wirkungsgrad der ABC-Module kürzlich sogar auf 24,7 Prozent steigern“, informierte hierzu Dr. Christian Peter, Geschäftsführer bei Aiko Energy Germany.

Auch das chinesische Technikunternehmen Huawei setzte sich mit innovativen Wechselrichtern unter den Finalisten durch und erhielt den Award der Intersolar für herausragende Solartechnik. Der Award erhöht das Prestige in der Branche und wirkt über den Vertrieb bis zum Endkunden.

„Solarbooster sichern Solarboom und Klimaziele“

Von einem regelrechten Solarboom sprach BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig auf der Eröffnungspressekonferenz zur Smarter E Europe in München am 14.Juni. „Vom großen Solarpark bis zum kleinen Balkonkraftwerk ist die Nachfrage sprunghaft gestiegen.“ Preiswerte Solarenergie sei zu einem wichtigen Treiber der Verkehrs- und Wärmewende geworden. „Spätestens durch die jüngste Energiekrise hat sich herumgesprochen, welche großen ungenutzten Energiepotenziale die meisten Dächer bieten. Ein durchschnittliches Eigenheimdach reicht in der Regel aus, um den kompletten Strom-, Wärme- u. Mobilitätsbedarf einer vierköpfigen Familie rechnerisch zu decken“, erklärte Körnig.

Von Januar bis April lag in Deutschland der Zuwachs der Solar-Installationen im Eigenheimbereich bei 127 Prozent. Insgesamt betrugen die PV-Neuinstallationen im Jahr 2022 nach Angaben des BSW-Solar 7,4 Gigawatt und legten im Vergleich zum Vorjahr um rund 30 Prozent zu. In diesem Jahr könnten sie das erste Mal mit 9-11 Gigawatt den zweistelligen Bereich erreichen. Damit Deutschland seine Klimaziele erreicht, müsse der PV-Markt die nächsten vier Jahre um 30 Prozent wachsen, machte Körnig die Rechnung auf. Gesetzlich verankert sei eine Verdreifachung der Neuinstallationen bis 2026 und der kumulierten Leistung bis 2030.

Energielücke nutzen

Verfügt Deutschland über eine kumulierte Solarstromleistung von 67,5 Gigawatt und liegt hinter Japan und Indien auf dem 5. Rang, ist China mit 402,9 Gigawatt vor den USA mit 140,8 Gigawatt der unangefochtene Spitzenreiter. Auch die Neuinstallationen liegen mit 94,7 Gigawatt an der Spitze, wovon die USA ein gutes Viertel erzielte. An dieser Stelle kann China die Produktionskapazitäten im eignen Land ausnutzen und ganz andere Maßstäbe als anderswo in der Welt ansetzen. Selbst die USA haben das Nachsehen. Mittels Inflation Reduction Act wollen sie Boden gut machen und mit Investitionsanreizen den Solarmarkt im Land von der Produktion bis zur Installation puschen.

Zugleich scheint für China der Export nach Europa eine zentrale Rolle einzunehmen. Auf der Smarter E Europe stellte Deutschland mit 759 Austellern von 2458 Ausstellern die Mehrheit. Dicht dahinter folgte China mit 730 Ausstellern. Der Solarboom durch die jüngste Energiekrise und den Ausfall der günstigen Gaslieferungen über die Gasleitung Nord Stream aus Russland ist für die chinesischen Gigawatt-Hersteller offensichtlich ein Magnet, in diese Lücke zu springen. Sie wollen den neuen Applikations-Run in Europa nutzen, um lahmende Exporterfolge wettzumachen. Auch in den Bereichen Speicher und Elektromobilität, die zusammen mit dem Solarboom nach Körnig Fahrt aufgenommen haben, sind chinesische Unternehmen ganz vorne mit dabei.

China habe seinen Beitrag geleistet, dass Solarstrom so günstig geworden ist, erklärte Dr.-Ing. Herbert Diess, Vorsitzender des Aufsichtsrates von Infineon Technologies und ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Volkswagen in München auf dem Pressefrühstück der Smarter E Europe am 14. Juni. Solarenergie sei wettbewerbsfähig und die wichtigste Energiequelle. Das rechne sich für die Elektromobilität. Mit Blick auf Abhängigkeiten wie seinerzeit bei günstigen Gaslieferungen über die Ostseegasleitung Nord Stream, hegt Diess weniger Bedenken.

Deutschland: Abhängigkeit von China wirft Schatten

Problembewusstsein Richtung China äußerte Körnig, indem er auf die Erkenntnis verwies, „sich nicht allzu abhängig von Weltregionen zu machen.“ Dazu locke der Inflation Reduction Act der USA Investoren an. Die Branche benötige in Deutschland einen Doppelwumms, um da mitzuhalten.

Industrievertreter setzen sich außerdem für eine Renaissance der Solarindustrie in Europa ein, informierte das Fraunhoferinstitut für Solare Energiesystem ISE im Januar. „Die meisten Komponenten und Produkte innerhalb der Photovoltaik-Lieferkette werden derzeit in China hergestellt. Das Land verfügt beispielsweise über 96 Prozent der weltweiten Produktionskapazität für Silicium-Wafer, der Basis für Solarzellen.“ Um die großen Abhängigkeiten hier zu verringern, seien „dringend Maßnahmen für faire und gleiche Wettbewerbsbedingungen in der vorgelagerten Wertschöpfungskette der PV-Industrie“ nötig.

Auf der Messe klangen an Standgesprächen gegenüber der starken Marktmacht Chinas Bedenken an. Ein gleiches Szenario wie mit Russland und der Ukraine mag sich zugleich keiner recht vorstellen. Dass Taiwan mit einem eigenen Messe-Pavillon aufwartete, mag wie eine Randnotiz erscheinen. Für Präsident Xi Jinping ist das bestimmt jetzt schon die Bestätigung, dass China längst die meisten Aussteller auf der Smarter E Europe stellt und Solarpionier Deutschland auch hier hinter sich gelassen hat.



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10 Kommentare

  1. Ja, Solar ist immer gut
    Nur- ab Oktober fallen schon etwa 30% von dem Erdgas weg, was Deutschland benötigt, denn die Holländer schließen ihr Gasfeld.
    Und wenn die Russen dann 2024 das Gas abstellen, fehlen weitere 22 %.
    Das bedeutet zumindest:
    Mit 30% weniger Gas durch den Winter kommen.
    Gut, wenn viele Industrien abgestellt werden, und einige endgültig, dann wird wohl Niemand frieren müssen.
    Bei dem Inhalt der Gasspreicher hatte Habeck ja schon angekündigt, dass dieses auf Nachbarstaaten verteilt werden würde, wenn sie Gas benötigen werden.
    Also könnten 2024 etwa 50% von dem Pipelinegas fehlen, was jetzt noch zur Verfügung steht.
    30 % bestimmt.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. „…dann wird wohl Niemand frieren müssen…“

      Na wenigstens sind Sie inzwischen von der Gefriertoten-Apokalypse abgekommen.
      Immerhin ein gewisser lebensbejahender Fortschritt…

      1. Ja Columbo, seitdem ich weiß, dass Habeck dann die Industrie abstellt, damit Niemand frieren muss, bin ich ganz entspannt.
        Denn mit der deutschen Industrie geht es so und so gegen die Wand. Warum sollen dann noch Menschen frieren. Und ich denke, wenn alles auf Null gestellt wird, dann sind die 30 oder sogar 50% weniger Pipelinegas zu kompensieren.
        Schöne neue Grüne Welt.

        Viele Grüße aus Andalusien Helmut

      2. Hallo @Columbo,
        als regelmäßige Leserin von @Helmuts Warnhinweisen zu Risiken und Nebenwirkungen grüner Sektenpolitik habe ich inzwischen große Ängste und Zukunftssorgen. Doch dein Begriff der „Gefriertoten“ hat mich auf die Lösung gebracht: Ich lasse mich jetzt gefriertrocknen und erst dann wieder auftauen und rehydrieren, wenn die Sekte in der Bedeutungslosigkeit versunken ist und die Industrie inkl. hochqualifizierter Fachkräfte und Leistungsträger wieder ins Land strömen 😊

        1. Und dann @Anna Luisa feiern wir das Auftauen mit einem Glas grünen Sekt. Prost!

    2. Ja Helmut.
      Großes Geschrei und Vorwürfe an deutsche Regierungen wegen Gasabhängigkeiten von Russland … und jetzt ?? Ja von irgendjemand werden und müssen wir abhängig sein, weil wir haben ja nichts, bzw. nutzen es nicht. Wind und Solar waren nie als Kompensation für Gas aus Russland gedacht, sondern immer nur als Energieträger für den Klimaschutz. Hatte die Regierung noch vor 4, 5 Jahren explizit betont. Und jetzt tun sie so als wären die Alternativen ein Ersatz für fremde Energie.
      Sonnenenergie aus China ? Soll der in Tüten und Behältern gepackt nach Deutschland geschifft werden, so wie es die Schildbürger gemacht haben und in ein fensterloses Gebäude Sonne hineingetragen haben ? So ungefähr kommen mir unsere Grünen vor (und auch die grünen Roten und Schwarzen). Das sind solche Heuchler !! Aber als ausgewiesene Friedenspartei dann für Krieg sein.
      Aber diese neue Abhängigkeit darf man natürlich nicht kritisieren. Das zieht öffentliche Ächtung nach sich. Hat bestimmt ein Philosoph ausgearbeitet.

  2. Helmut serviert immer interessante Fakts, ein Riesenbuffet mit Fleisch und Wurst und Columbo gibt den unnötigen Senf dazu. Ist er noch jung und unerfahren oder ist ihm langweilig ?

    1. Hier noch einige Informationen

      Ach, sie haben es auch schon gemerkt.

      Bundesnetzagentur: Wir haben ein Gasproblem! – Gasfeld Groningen dicht“ auf YouTube an

      https://youtu.be/GPUHowRCnhs

      Viele Grüße aus Andalusien Helmut

      1. Die in diesem Video genannte Pressemitteilung ist ein Fake. Auf der Homepage des Beirats der Bundesnetzagentur ist sie nicht zu finden.

        https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Allgemeines/DieBundesnetzagentur/BeiraeteAusschuesse/Beirat/Pressemitteilungen/start.html

        1. Und Sie meinen Sie werden vollumfänglich informiert ? nur weil Sie annehmen die Bundesnetzagentur müsse dies tun ? Die können auch verschweigen, zählt bei denen, genauso wie im Vertrieb, nicht als Lüge. Postive Darstellung ist das.
          Ich denke hier nur an die Desinformation in Coronazeiten seitens der Regierung.

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