Aktien

Die Zeichen mehren sich: die US-Aktienmarkt-Rally ist müde!

Der Dow Jones auf neuen Allzeithochs - aber ein genauerer Blick zeigt schon klare Ermüdungserscheinungen der US-Rally. Hier die wichtigsten Hinweise, dass die Zeit reif is für eine Korrektur..

FMW-Redaktion

Während der Dow Jones, vor allem getrieben durch Boeing und McDonald´s, von Allzeithoch zu Allzeithoch eilt, ist das Bild bei anderen US-Indizes anders: das liegt vor allem daran, dass bei der Berechnung des Dow Jones der reine Kurswert einer Aktie ausschlaggebend ist, was faktisch bedeutet, dass eine Aktie, die 100 Dollar kostet, doppelt so stark gewichtet ist in dem Index als eine Aktie die 50 Dollar kostet. Das ist beim Nasdaq (100 oder Composite), beim S&P500 und beim Neben-Werte Russell2000 anders, sodass diese Indizes per se ein besseres Bild der Lage abgeben als der Dow Jones.

Blickt man auf den S&P500, so fällt vor allem die extrem geringe Handelsspanne zwischen den Schlusskursen der letzten Tage auf – in den letzten elf Handelstagen waren es nie mehr als 0,32% Veränderung. Seit 270 Handelstagen wiederum hat es noch keine nennenswerte Korrektur gegeben, das ist einer der längsten Strecken seit den 1950er-Jahren. Irgendwann aber endet zwangsläufig jede Serie – das ist aber kein Hinweis darauf, wann die Strecke endet.

Ein besserer Hinweis auf ein baldiges Ende des Siegeszuges bzw. eine nennenswerte Korrektur ist dagegen die Reaktion der verschiedenen Aktien auf die übergeordnet durchaus guten Quartalszahlen. Mit Ausnahme von Apple und Tesla erleben wir derzeit das erste Mal in 17 Jahren die Situation, dass Aktien von Unternehmen nicht steigen nach ihren Quartalsberichten, wenn diese Unternehmen sowohl beim Gewinn pro Aktie als auch beim Umsatz die Erwartungen übertreffen (bisher 73% der berichtenden Unternehmen hatten die Erwartungen in beiden Kategorien übertroffen, durchschnittlich stiegen die Gewinne bislang um +9,1%).

Eine neue Analyse der Bank of America Merrill Lynch zeigt nun, dass durchschnittlich Aktien von Unternehmen, die besser als erwartete Zahlen abgeliefert hatten, fünf Handelstage später zu fallen beginnen und unter dann unter den Stand fielen, den sie unmittelbar vor der Vorlage ihrer Zahlen erreicht hatten. Das bedeutet faktisch: die guten Zahlen waren gewissermaßen schon vorher eingepreist!

Ein weiterer Indikator dafür, dass die Rally schon müde ist, zeigt die Entwicklung der amerikanischen Transportwerte, die im Dow Jones Transportation Average (DJT) zusammen gefasst sind. Im Dow Jones Transportation Average sind Fluglinien, Packet-Zusteller und Eisenbahn-Unternehmen enthalten, die in der Summe einen guten Einblick sowohl in den Konsum in den USA geben als auch auf das Einkaufsverhalten der US-Unternehmen.

Und der Dow Jones Transportation Average zeigt schon eine auffällige Schwäche: der Index ist seit Erreichen seines Hochs Mitte Juli um 6% gefallen! Das korrespondiert übrigens mit den eher schwachen US-Konjunkturdaten der letzten Tage und Wochen und ist auch ein Ausdruck für die Enttäuschung darüber, dass Trump von seinen Versprechen eines massiven Aufschwungs durch eine konsequente Wachstumspolitik bislang meilenweit entfernt ist. Laut der Dow-Theorie jedenfalls ist diese Divergenz zwischen den Transportwerten und den anderen Sektoren negativ zu werten – allerdings gab es ähnliche Divergenzen in den Jahren 2012 und 2016, ohne dass der Gesamtmarkt damals heftig korrigierte.

Der letzte Punkt, der den Bullen langsam Sorgen bereiten sollte ist die Tatsache, dass bis zum 29.September die US-Schuldenobergrenze angehoben werden muß, da sonst die USA laut Aussagen von Finanzminister Mnuchin nach diesem Termin seine Rechnungen nicht mehr bezahlen könnte. Bis zum 01.Oktober muß darüber hinaus ein neues Budget verabschiedet werden, und das dürfte alles andere als einfach werden: die Stimmen der Republikaner im Senat würden nur dann ausreichen, wenn das Budget „neutral“ ausfiele, also keine neuen Schulden gemacht würden, was aber ausgeschlossen ist. Also brauchen die Republikaner mindestens 60 Stimmen, haben im Senat aber nur 52 Stimmen. Bislang bestehen die Republikaner darauf, Ausgaben für die Mauer zu Mexiko ins Budget zu integrieren, was für die Demokraten ein „no go“ ist und sie daher erklärtermaßen jedem Budget ihre Zustimmung verweigern, in dem Ausgaben für die Mauer enthalten sind.

Das heißt: das wird ein sehr heißer Herbst in Washington, und die Aktienmärkte werden früher später beginnen, auf diese Hitze zu reagieren! Dazu sind Indizes wie der Dow Jones so massiv überkauft, dass eine Korrektur von 5% oder 10% alles andere als schädlich wäre für den Markt..



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8 Kommentare

  1. Seit gefühlt 2 Jahren Bärenmeldungen auf fmw und die Indizes steigen trotzdem

  2. Ich glaube nicht das wir überhaupt nochmal einen „Einbruch“ sehen. Das sind doch sozialistische Märkte wo normale Markmechanismen vollkommen außer Kraft gesetzt worden sind. Und selbst wenn es zu so einer Situation kommen sollte, werfen die Zentralbanken allen voran die Fed wieder die Gelddruckmaschine an, und „Mr. Make America great again“ schafft schnell mal 1 Mio Jobs und die „Märkte“ sind beruhigt.

    Machen sie sich da mal keine Hoffnungen werte Redaktion.

    1. @Marcus, nein, die Aktienmärkte werden nie wieder fallen, ganz sicher nicht..

      1. Bei allem Respekt Herr Fugmann, aber die derzeitige Situation ist doch so. Ich stehe schon seit langer Zeit an der Seitenlinie weil sich für mich keine Investmentmöglichkeiten zu akzeptablen Preisen bieten, und ich nicht bereit bin überhöhte Preise für eine Aktie zu zahlen die es aus meiner Sicht nicht wert ist.

        Da gibt es aufgeblasene Schrottbuden denen noch dümmere Investoren das Geld wie Heu hinterherwerfen ! Schauen sie sich doch Snap, Blue Apron, Delivery Hero, Rocket Internet oder Naga an. Da ist absolut null Substanz vorhanden und solche Schrottfirmen kriegen eine Börsenzulassung. Auf welcher Grundlage ? Dann gibt es Aktien wie Amazon oder Tesla die ebenfalls aufgeblasen sind aufgrund der Tatsache das die Firmengründer blumig daherquasseln können und sich Investoren von Präsentationsfolien was man in Zukunft alles erreichen will beeindrucken lassen.

        Aber dank der sozialistischen Märkte ist ja alles ok. Und wenn Sie im Text Frustation erkennen, dann haben Sie recht.

        1. Was Snap & Co. betrifft, sehe ich genauso. Keine Ahnung wie man in solche substanzlosen Unternehmen investieren kann. Anders sieht es aber meiner Meinung nach bei Tesla aus. Dort wird geforscht, entwickelt, produziert. Das sind keine Stümper oder Schwätzer. Natürlich mag für den ein oder anderen die Visionen nicht greifbar sein, die Musk von sich lässt. Jedoch setzt er sie um. Und das mit einem atemberaubenden Tempo. Nicht ohne Grund kauft Daimler seine E-Technik bei Tesla ein.

          Auch in Deutschland haben wir visionäre junge Unternehmen, die hoffentlich genug Bewegung bringen. Wie z. B. Sono Motors in München, oder die Tüftler in Karlsruhe mit ihrem Drohnentaxi.

          Wer langfristig investieren will, also nicht nur ein paar tausend Euro, der sollte sich auf den Crowdfundingseiten umschauen. Hier wird Geld verdient, nicht bei Amazon oder den leidigen Samwer-Brüdern.

          Schönes Wochenende wünscht….Dieter

        2. @Marcus
          Problem exakt beschrieben.
          Man kann sich aber die Zeit bis zum Crash und günstigeren Einstiegskursen mit ein wenig „Spielgeld“ und einem Einzelwert wie K+S vertreiben.
          Eine M-DAX-Aktie mit hohem Anteil an Shortsellern, die sie wie einen Flummi hüpfen lassen: Fast im Monatsrhythmus Crash mit anschließender Hausse. Sobald man den Bogen raushat, macht es Spaß und der Frust über die irrationalen Börsen ist wie weggeblasen. Aber bitte nicht vergessen, nach Anstiegen die Gewinne rasch zu realisieren ;-) .

  3. Die Märkte werden zu meinen Lebzeiten nicht mehr fallen,
    Ich bin 98 jährig u.schwer krank.

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