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Einer irrt sich gewaltig: Aktienmärkte oder Anleihemärkte?

Von Markus Fugmann

Was derzeit an den Aktienmärkten der USA und bei US-Staatsanleihen passiert, ist seltsam. So ist die Volatilität am amerikanischen Anleihemarkt extrem hoch, am Aktienmarkt dagegen sehr niedrig. Während die US-Anleihemärkte eine Zinsanhebung mit anschließenden Turbulenzen einpreisen, herrscht am US-Aktienmarkt extreme Ruhe – der VIX, der die Volatilität beim S&P500 mißt, ist in der Nähe von Allzeittiefs, während der MOVE Index, der die Volatilität bei US-Staatsanleihen auf der Grundlage von Optionspreisen berechnet, stark angestiegen ist. Die Differenz zwischen dem MOVE und dem VIX ist nun so hoch wie seit der Finanzkrise nicht mehr.

Die Aktienmärkte also scheinen davon auszugehen, dass die Welt nicht untergeht, wenn die Fed die Zinsen anhebt. Dabei aber unterschätzen die Aktienmärkte, dass die Reaktion der Anleihemärkte auf Zinsanhebungen in der Vergangenheit immer auf die Aktienmärkte ausgestrahlt hat. So meint etwa Torsten Sløk, chief international economist bei der Deutschen Bank:

„The key question investors need to think about is the following: What comes after the seven-year carry trade we have had in fixed income and what is the impact on equities of the normalization that is coming in rates and spread product? If we have a violent adjustment in rates and rates vol and credit spreads then it is difficult to see how equities can perform well in that environment. The bottom line is that the risk to equities is not only the risk of a recession but also the risk that the normalization in fixed income spills over to equity markets“.

Mit anderen Worten: steigen die Zinsen, sinkt die Risikobereitschaft auch der Investoren am Aktienmarkt, weil die Aufnahme von Liquditiät sich verteuert – mit der Folge, dass weniger Liquidität vorhanden ist, die in den Aktienmarkt investiert werden könnte. Genau diesen Zusammenhang blenden die US-Aktienmärkte weitgehend aus und glauben, eine oder mehrere Zinsanhebungen durch die Fed wäre eine Art non-event.

Wer aber hat Recht? Ein Blick in die Vergangenheit lehrt, dass sich Stürme an den Anleihemärkten immer negativ auf die Aktienmärkte ausgewirkt haben. Und zweitens: vergleicht man die Prognoskraft zwischen Anleihemärkten und Aktienmärkten, steht der Sieger eindeutig fest: es sind die Anleihemärkte. Warum das so ist? Weil die Anleihemärkte das große Geld bewegen und schon aufgrund ihrer Materie (Staatsanleihen) politischer sind und in größeren Zusammenhängen denken. Sie haben das große Bild im Blick, die Aktienmärkte das Kleine (Aktien-Storys etc.). Die Wahrscheinlichkeit ist extrem hoch, dass die Anleihemärkte derzeit etwas antizipieren, was die meisten Investoren an den Aktienmärkten dann kalt erwischen wird!



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1 Kommentar

  1. Wir irren uns gewaltig, in dem wir glauben das alles mir rechten Dingen läuft. Bevor der DAX seinen Höhenflug ansetzte, fiel der Euro drastisch ab, Gold und Silber schlossen sich an und fielen gleich mit. Da haben bestimmt ein paar nette Herren von den Zentralbanken ein Einsehen mit dem schwachen Dax, wohl auch hat es dem DOW Jones auch gut getan.

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