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Trotz Hyperinflation in der Türkei Erdogan: Zentralbank soll Leitzins bis Jahresende unter 10 Prozent senken

Die Türkei hat 80 Prozent Inflation, der Leitzins sank auf 12 Prozent. Präsident Erdogan verlangt jetzt unter 10 Prozent bis Jahresende.

Der türkische Präsident Erdogan will deutlich sinkende Zinsen sehen – diese Forderung wiederholt er bereits seit geraumer Zeit. Notenbanker wurden von ihm bereits ausgewechselt. Und die aktuell amtierenden Direktoren der türkischen Zentralbank hatten zuletzt seinen Wunsch erfüllt und den Leitzins zwei Mal gesenkt, von 14 auf 13, und von 13 auf 12 Prozent. Jetzt kommt die erneute eindringliche Forderung Erdogans an die Zentralbank in Ankara.

Laut Bloomberg fordert Recep Tayyip Erdogan die Zentralbank auf den Leitzins bis zum Jahresende auf unter 10 % zu senken. „Der Zinssatz ist auf 12 % gesenkt worden“, sagte Erdogan in einem Live-Interview mit dem Fernsehsender CNNTurk am späten Mittwochabend, und bezog sich dabei auf die überraschende Senkung des einwöchigen Leitzinses um 100 Basispunkte Anfang des Monats. „Von nun an wird es keinen Anstieg mehr geben, er wird weiter sinken. Das wird auch die Inflation senken“. Erdogan sagte, er hoffe, dass die Zentralbank den Leitzins im Oktober und darüber hinaus weiter senken werde, so dass der Leitzins bis zum Ende des Jahres einstellig werde.

Bloomberg weiter: Erdogan setzt sich seit langem für niedrige Kreditkosten ein und vertritt die unorthodoxe Theorie, dass eine Senkung der Zinssätze zu einer niedrigeren Inflation führt, also das Gegenteil der herkömmlichen Geldpolitik. In den letzten vier Jahren hat er drei Zentralbankgouverneure in Folge wegen Meinungsverschiedenheiten über die angemessene Höhe der Zinssätze entlassen.

FMW: Schauen wir auf den Chart. Er zeigt seit 2017 die Entwicklung der Inflation in der Türkei (blaue Linie), von 20 Prozent Ende 2021 auf aktuell über 80 Prozent. Im Vergleich sehen wir den türkischen Leitzins als orange Linie. Im Jahr 2018 hatte die deutliche Zinsanhebung geholfen die Inflation zu senken. Jetzt aber fehlen diese höheren Zinsen. Im Gegenteil – die Zinssenkungen geben der Inflation Raum zum weiteren Ansteigen.

Leitzins und Inflation in der Türkei seit dem Jahr 2017

FMW/Bloomberg/Chart TradingView

Tayyip Erdogan
Tayyip Erdogan in 2019. Photographer: Attila Kisbenedek/AFP/Getty Images


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7 Kommentare

  1. Herr Erdogan ist der beste Ökonom auf unserm Planeten.

    Und weil er auch ein begnadeter Politiker ist, könnte er doch einfach hohe Preise unter Todesstrafe stellen.

    Und wenn die Türkei keine Importe mehr bezahlen kann, dann wird einfach im Ausland geplündert.

    Problem gelöst.

  2. Pingback: *** MUST-READ: Aktuelles vom 29.09.2022 *** | das-bewegt-die-welt.de

  3. der erdogan macht sehr gute finanzpolitik. kommt gibt es ruhig zu.
    er muss strategisch vorgehen.
    als Schwellenland ist es leichter in der finanzpolitik zu jonglieren.

    – die türkischen haushalte besitzen sehr viel devisen euro und gbp, sehr viel gold.

    – die Exportwirtschaft freut sich über einen weichen lira

    – in der türkei ist eine sehr hohe nachfrage nach dem lira ( stichwort: tourismus )

    – und er ist auf der seite des volkes. ihm liegt sehr viel am wohle der gesellschaft.

    ( für die extremisten ( grünen ) ist er natürlich ein dorn im auge )

    vg md

  4. und,
    gestern lese ich das der herr kubicki den erdogan als kanalratte bezeichnet hat.
    das reflektiert gerade unsere politik.
    von der leyen mischt sich aktiv in italien wahlen ein,
    die grünen aktiv, in ein nicht eu land, in der türkei ein. welch geisteskind sind diese politiker welche uns vertreten.

    kanalratte denke ich, sagt man als lob zu jemandem den man hasst oder ?

    vg md

    1. Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah

      @md
      Wie beurteilst du eigentlich die Tatsache, dass die Kanalratte Erdogan den NATO-Beitritt Schwedens und Finnlands seit Monaten blockiert, trotz seiner zwischenzeitlichen Zusagen? Er erpresst und verhandelt, als wäre das Thema ein türkischer Basar. Er fordert die Auslieferung sog. Terroristen, belässt seinerseits aber den wegen öffentlicher Aufforderung zu Straftaten per internationalem Haftbefehl gesuchten Volksverhetzer und Verschwörungsideologen Attila Hildmann unbehelligt im Land.

  5. ..ich werde es niemals verstehen, warum diese ganzen Erdogan liebhaber eigentlich in Deutschland leben und die Politik von Erdogan so sehr lieben. Die Mensche die in der Türkei leben und von dieser Politik unterdrückt und unberechtigt bestraft werden, müssen es alleine ausbaden, während die in Deutschland lebenden Türken weit weg alle vornehmlichkeiten einer Demokratie nutzen, aber die komplett gegenteilige Politik in ihrem heimatland unterstützen. Warum gehen sie denn nicht einfach in die Türkei und leben dort für ein paar Jahre mal zwischendurch um dann zu erfahren wie es ist wenn man die Politik am eigenen Leib erfahren muss ? Das sind für mich alles heuchler und Verräter der eigenen Bevölkerung. Ich habe selbst Migrationshintergrund und stehe zu den demokratischen Werten in Deutschland und würde niemals in meinem Herkunftsland was anderes unterstützen. Egal wo ich lebe.

    1. Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah

      @Demokrat
      Das ist eben der große Unterschied:
      Deutsche Auswanderer schimpfen vom Ausland aus über ihr Geburtsland Deutschland.
      Türkische Auswanderer schimpfen vom Ausland aus über ihr Gastland Deutschland.

      Deutschland ist einfach das schlimmste Land auf dem Planeten. Einige Verbliebene sehen gar schon faschistische Tendenzen. Warum sie diese allerdings in antidemokratischen Ländern wie der Türkei, Ungarn oder Russland so geflissentlich ignorieren, wird für immer ihr Geheimnis bleiben. Ich denke, denen geht es einfach immer noch viel zu gut, und schön in Watte gepackt lässt es sich wunderbar lästern. Vor allem über ein Land, das Lästern nicht unter Strafe stellt, wie es die genannten mittelalterlichen Despoten und Diktatoren tun.

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