FMW-Redaktion
Eine sehr interessante Statistik, die von der europäischen Statistibehörde Eurostat da heute veröffentlicht wurde. Wem gehören die Staatsschulden der EU-Mitgliedsländer? In der Branche allseits bekannt, aber öffentlich wohl kaum bekannt ist die Tatsache, dass Staatsanleihen kaum direkt von Privatpersonen gekauft werden. So liegt der Anteil inländischen Anleiheinhabern exklusive des Finanzsektors überall in der EU unter 5%, mit Ausnahmen wie Irland (10,4%), Ungarn (14,5%), Malta (28,9%) und Portugal (8,4%). Also durch die Bank: In den großen Flächenstaaten der EU mit der großen Masse der Bevölkerung halten Private und Unternehmen fast gar keine Staatsanleihen. Dies geschieht oft nur indirekt über Fonds oder sonstige Finanzprodukte wie Lebensversicherungen.
Auch zeigt die Statistik: Große Flächenstaaten in der EU haben oft einen Anteil von ausländischen Anleiheinhabern von 45-55%. Nur Großbritannien bildet hier mit 25,4% eine Ausnahme. Kleine Staaten sind für Finanzkrisen deutlich anfälliger bzw. abhängiger von ausländischer Finanzierung, weil der Anteil ausländischer Anleihekäufer hier deutlich höher liegt. Vertrauen die Ausländer der Regierung nicht mehr, könnte es in Krisenzeiten knapp mit frischem Geld werden. So sind z.B. bei Zypern 76,3% der Staatsschulden in ausländischer Hand, in Lettland 71,9% und in Litauen 75,9%. Österreich liegt bei 73%, Slovenien bei 75,8% und Finnland bei 76,1%.
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Wie man erwarten konnte, zeigt die Statistik, dass bei diesen sensationellen Zinsumfeld (Nullzinsen für staatliche Schuldner) kräftig am langen Ende zugelangt wird. Natürlich begeben Staaten gerade jetzt Anleihen mit möglichst langen Laufzeiten, um jetzt für möglichst lange Zeit niedrige Zinsen sichern zu können. Schweden ist derzeit bei neu ausgegebenen Anleihen der Spitzenreiter mit einem Anteil von 27% an Anleihen, die eine Laufzeit von weniger als einem Jahr haben. Ebenfalls noch „hohe“ Anteile bei kurzen Laufzeiten haben Ungarn, Italien, Portugal und Spanien (11-15% Anteil). Alle anderen EU-Staaten liegen weit darunter. Also heißt das: Die EU-Staaten begeben derzeit fleißig möglichst langlaufende Anleihen. Steigen in zwei drei oder vier Jahren die Zinsen wieder an, freut sich der jeweilige Finanzminister, weil er sich in 2015 oder 2016 für 10, 20 oder 30 Jahre extrem günstig verschulden konnte.
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