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Euro-Crash und EZB – noch 14 Tage bis zur großen Enttäuschung

Noch 14 Tage sind es bis zur großen Enttäuschung. Der Euro verliert weiter, die Inflation läuft, der EZB-Leitzins wird nur minimal angehoben.

EZB-Zentrale in Frankfurt

Am 9. Juni hatte die EZB es offiziell verkündet. Am 21. Juli – also in genau 14 Tagen – wird man bei der dann stattfindenden geldpolitischen Entscheidung den Leitzins von 0,00 auf 0,25 Prozent anheben. EZB-Chefin Christine Lagarde betonte am 9. Juni diesbezüglich, dass man mit einem kleinen Schritt sozusagen vorsichtig in die Zinswende starten wolle. Für September hatte die EZB am 9. Juni in Aussicht gestellt, dass der Leitzins um weitere 0,25 oder eventuell 0,50 Prozentpunkte angehoben wird.

Euro crasht – EZB bleibt passiv – USA heben Zinsen viel stärker an als die Eurozone

Das Problem dabei ist: Die USA haben ihre Leitzinsen bereits viel kräftiger angehoben, und werden in der Woche nach der EZB-Entscheidung Ende Juli erneut die Zinsen kräftig anheben um 0,50 oder 0,75 Prozentpunkte. Die enorme Stärke des US-Dollar zeigt den Sog der Kapitalmärkte in Richtung Dollar-Raum. Der Euro stürzte zuletzt immer weiter ab, aktuell auf das tiefste Niveau seit 2003 mit einem Kurs von unter 1,02 gegenüber dem US-Dollar.

Je tiefer der Euro, desto stärker wirkt die importierte Inflation (hier eine Erläuterung) auf die Verbraucherpreise in Europa. Je schwächer der Euro, desto teurer müssen europäische Importeure auf dem Weltmarkt zum Beispiel Öl einkaufen. Diese höheren Einkaufspreise reichen sie natürlich über die Preiskette an die Endverbraucher weiter. Die EZB kann diese eskalierende Inflationsdynamik nicht stoppen, indem sie am 21. Juli den Leitzins um mickrige 0,25 Prozentpunkte anhebt. Denn dieser Schritt ist nun bereits seit vier Wochen am Kapitalmarkt eingepreist, denn er ist ja durch Christine Lagarde offiziell angekündigt worden.

Nur eine spürbar stärkere Zinsanhebung der EZB könnte den Euro vielleicht zum Leben erwecken. Aber es ist, wie es ist. Die EZB unter Lagarde und vorher Draghi war noch nie durch Flexibilität, Tempo oder Engagement gesegnet, wenn es darum ging, Zinsen anzuheben. Über allem schwebt die unausgesprochene Unterstützung der EZB für die hoch verschuldeten Südländer in der Eurozone, die sich möglichst günstig neu verschulden sollen. Würde man die Zinsen zu schnell und zu kräftig anheben, würden sich die Finanzierungskosten dieser Länder schnell verteuern.

Chart zeigt Verlauf von Euro gegen US-Dollar TradingView Chart zeigt im Verlauf der letzten 12 Monate den immer weiter fallenden Euro (blaue Linie) im Vergleich zum Währungskorb US-Dollar-Index, der immer weiter ansteigt (braun).

Die große Enttäuschung am 21. Juli

Man darf davon ausgehen, dass die EZB am 21. Juli exakt wie angekündigt den Leitzins nur um diese mickrigen 0,25 Prozentpunkte anheben wird. Dabei hat sich die Welt weitergedreht, seitdem sie dies vor vier Wochen verkündete. Die Inflation in der Eurozone, die im Mai noch bei 8,1 Prozent lag, stieg im Juni um 0,50 Prozentpunkte auf 8,6 Prozent! Und diese Mini-Zinsanhebung wird den Markt dann enttäuschen. Die wirklich kräftige Reaktion auf das Inflationsproblem fehlt nämlich. Und es könnte eine gewisse unterschwellige Hoffnung am Markt bestehen, dass die EZB am 21. Juli doch noch größere Zinserhöhungssignale aussendet. Aber ich vermute, dass Christine Lagarde in zwei Wochen passiv und langsam bleiben wird in Sachen Zinsanhebung.

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Was der EZB argumentativ in die Karten spielen könnte

Wenn man annimmt, dass die EZB unausgesprochen und inoffiziell die Südländer mit niedrigen Zinsen hilft, dann gäbe es aktuell ein gutes Argument, welches die Notenbank davon abhalten könnte den Leitzins kräftiger als um 0,25 Prozent anzuheben. Denn wie es die folgenden Charts zeigen: Aufgrund einer nun drohenden Rezession in Europa könnte auch die Inflation geringer ausfallen. Denn die marktbasierten zehnjährigen Inflationsaussichten fielen in den letzten Wochen von 3 auf 2 Prozent. Die EZB könnte argumentieren: Seht her, die Rezessionsgefahr ist da, die Inflationserwartungen sinken – erhöhen wir die Zinsen jetzt zu schnell, würden wir den Konjunktureinbruch nur noch verstärken.

Dies könnte der EZB am 21. Juli die Argumentationshilfe geben, den Leitzins wie gesagt nur minimal anzuheben, und keine Aussichten auf stärkere Zinsanhebungen zu geben. Die aktuelle Energiekrise (explodierende Gas- und Strompreise) und die aktuell steigende importierte Inflation üben im Augenblick aber massiven Inflationsdruck aus, auch wenn die langfristigen Inflationsaussichten etwas anderen zeigen.



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4 Kommentare

  1. The Big Long…erfrischender Optimismus in der allgemeinen depressiven Verstimmung.

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    1. In dieser Woche, am Mittwoch im genau zu sein kommen die US Inflationsdaten für den Juni. Es ist damit zu rechnen, dass diese erneut höher ausfallen. Dies würde einen Zinsanhebung der FED Ende July auf 0.75 Basispunkte sehr wahrscheinlich werden lassen. In Kombination mit einer höchstwahrscheinlich sehr zurückhaltenden Lagarde, wird der EUR ggf. schon diese Woche PARI testen. Eine Frage zu alten Tiefs zur Euro Einführung ist wohl nur eine Frage der Zeit.

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